Das Narrenblatt genießen und Fenster erstrahlen im Narrenschmuck. Ramona Neugart vom Redaktionsteam der Tannheimer Osemali-Zunft freut sich jedenfalls auf die "Fastnacht Light". Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Osemali-Zunft bringt Postille heraus / Postwurfsendung an alle Haushalte / Viele Angebote für Kinder

Das diesjährige Tannemer Narreblättle wurde mit dem gewohnten Umfang von rund 40 Seiten druckfrisch wie seit mehr als zehn Jahren vom Copy-Shop geliefert und von närrischen Hobby-Postboten zum Teil schon als Postwurfsendung an alle Haushalte ausgeliefert.

VS-Tannheim. Also alles wie gehabt? Nicht ganz. Normal kommen die Grußworte vom amtierenden Narrenpaar, dieses Mal erläutert Osemali-Chef Tobias Baumgärtner hoffnungsfroh launig das Motto der fast ausgefallenen Fasnet: "Stay at Home – des wird nit die Norm."

Der übliche Umfang der närrischen Postille täuscht darüber hinweg, dass die Moritaten-Beiträge nur die Hälfte ausmachen als sonst. Nicht dass die Tannheimer das Jahr über weniger angestellt haben als in früheren Jahren, ist die Narrenredaktion überzeugt, sondern weil alle durch die Pandemie stark abgeschottet gelebt haben und so viel zu wenig nach außen drang. Kräftig profitiert davon haben die kleinen Osemalis. Seit zehn Jahren gibt es eine Kinderseite im Blättle, jetzt ist sogar auf jeder dritten Seite etwas für den Nachwuchs: Bastelbögen, Rätsel, Liedtexte wie der Osemali-Buggi oder Kopiervorlagen zum Ausmalen.

Im ganzen Heft ist keine Werbung zu finden, also ein reines Brauchtumsblatt. Das Narrenblatt gibt es seit 1958 in 63. Auflage, vom Golfkriegsjahr abgesehen, und ist eine örtliche Institution. Seit 2009 zeichnet Ramona Neugart inhaltlich für das Blättle verantwortlich, seit 2013 im Triumvirat mit Monja Preisinger und Mira Jochum. Allein müssen sie die kleineren oder größeren Ausrutscher ihrer Mitbürger nicht verbraten. Sie schätzen sich glücklich, dass es regelmäßig mindestens sechs Schreiberlinge gibt, und dass Tanja Neininger Korrektur liest.

Die im Narrenheft aufgeführten Täter kommen querbeet aus der Dannemer Bevölkerung. Es wird berichtet von einem Corona-Haarschnitt zu Hause mit der Haarschneidemaschine für den Hund. Ein Heimwerker sägte noch auf dem Parkplatz des Baumarktes seine Bretter zurecht, weil sie sonst nicht in seinen geräumigen Transporter gepasst hätten. Die Klopapierrolle hat schon vor der Pandemie Karriere gemacht, als Ersatz für fehlende Tempotaschentücher, war von der Garde zu erfahren. Wer seinem Wohnmobil aufs Dach steigt, sollte dafür sorgen, ohne Waghalsigkeit auch wieder runter zu kommen, wird jemandem mitgegeben. Und anderen, dass sie den Müllabfuhrtermin richtig ablesen, bevor sie sich lautstark beim Landratsamt beschweren. Geradezu pandemische Züge nahm das Einkaufsverhalten einiger Tannheimerinnen mit abgelaufenen Bankkarten an, weil nicht registriert wurde, was die Zusendung einer neuen Karte durch die Bank bedeutet.

Am äußeren Outfit hat sich in all den Jahren nur wenig verändert, außen grün, innen weiß, eine Karikatur zu einer Geschichte oder närrische Skizze auf dem Deckblatt. Lediglich von 1997 bis 2007 gab es ein einheitliches Deckblatt. In den Jahren 1990, 2000 und 2010 zierte die Osemali-Geschichte das Cover. Die Karikaturen zu den Geschichten werden von Ramona Neugart gezeichnet. Sie freut sich, dass die Leute wissen, wo sie das Rohmaterial einwerfen können, nämlich bei den Redaktionsmitgliedern. Wer sich nicht beobachten lassen möchte, kann dies auch online erledigen: narrenblatt@gmail.com.

Das von den Tannnheimern sehnsüchtigst erwartete Narrenblatt wird vom Elferrat und den Hästrägern als Postwurfsendung an alle Haushalte verteilt. Ein Haustürverkauf mit oftmals Frühschoppen inklusive wird es in Anbetracht der Lage dieses Jahr nicht geben.

Wer sich bis zur vorletzten Seite des Tannemer Narreblättle hindurchgelesen hat, dem hat es wohl gefallen und kann, falls noch nicht geschehen, seine Beitrittserklärung zur Osemali-Zunft ausfüllen. Auf der allerletzten Seite (Rückblatt) steht schwarz auf grün geschrieben: "Dä Überweisungsträger hon mir ei mit inne dau und danket ei für eine Unterstützung natierlich au."