Von exponierter Stelle aus und mit Sicherheitsabstand blasen Philipp Eschbach, Kristian Grah und Bernd Krachenfels (von links) Beethovens "Ode an die Freude": Sie stehen bei Eiseskälte auf der zweiten Plattform des Aussichtsturmes hoch über Villingen. Foto: Heinig

Zahlreiche Musiker spielen am Sonntagabend "Ode an die Freude" - sogar vom Aussichtsturm.

Villingen-Schwenningen - Was die Aktion "Musiker*innen für Deutschland", initiiert von den deutschen Musikverbänden, am Sonntagabend bundesweit anregte, fand ihren Niederschlag auch in VS: Von Balkonen, Terrassen und aus Wohnstraßen erscholl Beethovens "Ode an die Freude".

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Man konnte es tatsächlich hören, obwohl mancherorts zur gleichen Zeit Kirchenglocken läuteten: Trotz frostiger Temperaturen traten am Sonntagabend Kleinstgruppen von Musikern – Profis und Hobbyinstrumentalisten – vor ihre Häuser und Wohnungen ins Freie und setzten um Punkt 18 Uhr mehr oder weniger zeitgleich zur Europahymne an, dem Schlusssatz der berühmten neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Das "Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum" erklang nach italienischem Vorbild als gemeinsames Lebenszeichen und Signal für ein Miteinander gegen das Coronavirus.

In den Musikvereinen der Stadt hatte der Aufruf zum Fernkonzert schnell die Runde gemacht. Die Stadtmusikdirektoren Wolfgang Wössner (Stadtmusik Schwenningen) und Markus Färber (Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen) hatten sogar die Noten verschickt. Rückmeldungen, wie viele seiner Musiker tatsächlich mitspielten, habe er zwar nicht bekommen, sagt Markus Färber, aber er sieht die Aktion als eine "schöne Geste" an und geht davon aus, dass dem Aufruf angesichts einer recht einfachen Melodie auch etliche Hobbymusiker gefolgt sein dürften. Er selbst blieb indes zu Hause in Brigachtal.

Anders Wolfgang Wössner. Gemeinsam mit seiner Frau Martina (Querflöte) und seinen Söhnen Noel (Saxophon) und Joshua (Schlagzeug) beteiligte er sich als Saxophonist von Weilersbach aus. "Viele haben mitgemacht", weiß er. Dem Social-Media-Beauftragten der Stadtmusik Schwenningen wurden am Sonntag noch zahlreiche Videos zugesandt.

Der eisige Wind aus Richtung Nordost hatte Musiklehrer und Komponist Philipp Eschbach auf die Idee gebracht, gemeinsam mit Bernd Krachenfels und Kristian Grah auf dem Aussichtsturm hoch über Villingen zu spielen. "Da hörte man uns zumindest auch in Villingen", vermutet er aufgrund seiner Erfahrungen beim sommerlichen Turmblasen auf dem Hubenloch, wo die Reichweite des Hörerlebnisses zuweilen kilometerweit reicht.