Hermann Eckerlin lebt in Villingen und arbeitet in Schwenningen. In seiner Werkstatt in der Lupfenstraße macht der Schlossermeister aus Silberbesteck Schmuck. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Hermann Eckerlin verwandelt Besteck in Schmuck

Villingen-Schwenningen (bn). Hermann Eckerlin lebt in Villingen und arbeitet in Schwenningen, einen großen Teil seiner Freizeit verbringt er in Königsfeld, und geboren ist er in Frankreich. Den Schlossermeister nimmt man dem großen und kräftigen Mann auf Anhieb ab – aber dass er auch Schmuck herstellt?Hermann Eckerlin verwandelt Silberbesteck in Ringe, Armreife, Ketten- und Ohranhänger. Eigentlich macht der Mann mit den zwei Berufen – er ist Elektromechaniker und Schlosser – in Möbel. Stahlmöbel, gerne auch kombiniert mit Holz, fertigt er in seiner Hinterhof-Werkstatt in der Lupfenstraße an. Seit 24 Jahren ist er Meister, seit 22 Jahren selbstständig. Er erledigt Aufträge, entwirft am liebsten aber selbst. Entstanden sind so auch seine Terrassensessel aus halbierten Zinkwannen. Mit einer dicken Filzauflage belegt, sind sie überraschend bequem und werden eifrig nachgefragt. Allein an Zinkwannen kommt Eckerlin auf den Flohmärkten und bei Ebay immer schwerer heran.

Besser geht es ihm da mit dem Tafelsilber aus den Großelterngenerationen. Wer hat nicht noch solches Besteck in irgendeiner Schublade? Ständig muss es poliert werden, mit den langen Zinken der Gabeln besteht Gefahr, sich beim Essen zu verletzen, und in die Spülmaschine darf es auch nicht. Hermann Eckerlin weiß da Besseres. Mit geschickten Fingern trennt er den Stiel vom einstigen Kaffeelöffel der Oma, feilt die Schnittstelle glatt und biegt das Teil am Schraubstock gefühlvoll zu einem Ring.

Das kann doch jeder? "Es sieht zwar einfach aus, aber da braucht man schon ein wenig Geschick und viel Übung", sagt Eckerlin. Probiert haben es schon einige, "doch dann kommen sie doch zu mir", lacht er. Aus einer Zuckerzange wird eine Armspange, aus einer Gabel mit kunstvoll ineinander verschlungenen Zinken ein Anhänger, aus einem gehämmerten Mokkalöffel ein Ohrgehänge. Das Lieblingsbesteck Eckerlins für seine Arbeiten ist das Fächerbesteck, das es bei WMF schon seit mehr als 100 Jahren gibt. "Das hat einfach die schönste Verzierung".

Der Schlossermeister, der so filigran arbeiten kann, verlässt sich bei den Entwürfen seines Schmucks gerne auf den Geschmack seiner Lebensgefährtin Johanna Ganter. Und er macht sich keine Illusionen: "Das ist jetzt ein Trend, der hält vielleicht noch drei oder vier Jahre", glaubt er. In den 1970er-Jahren sei es schon einmal "in" gewesen, aus Besteck Schmuck zu machen. Die Idee dazu habe also nicht er gehabt. Ein Freund hat ihn daran erinnert, und er nahm den wiedergekehrten Trend gerne auf.

Auf den Kunsthandwerkermärkten der Umgebung ist Eckerlin zu finden, in der Färberstraße hat er einen kleinen Ausstellungsraum. Auf dem Weihnachtsmarkt in Königsfeld wird er auch dabei sein. Dort hat er mit seinen Eltern, einer französischen Mutter und einem deutschen Vater, lange gelebt, und dort spielt er regelmäßig Tennis.