Arnulf Rating zeigt bei seinem Auftritt im Theater am Ring einen Stimmzettel der Bundestagswahl. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Kabarettist Arnulf Rating im Theater am Ring

VS-Villingen. Die ersten Lacher hatte Arnulf Rating auf seiner Seite, als er symbolisch durch die hintere Saaltür im Theater am Ring geht. Abgehetzt und hungrig, weil der Zug verspätet in Villingen ankam. Doppelbödig nimmt er die Oberleitungsschäden bei der Bahn ins Visier.

Während er kurzerhand in ein Fastfood-Hähnchen beißt, folgen mit hoher Sprechgeschwindigkeit Gedanken über Berlins vegetarische Fleischerei und den Erfolg von Mustafas Gemüsekebab. Damit ist er bei dem Thema des Abends, den politischen Manipulationen. Schlagfertig verbindet er die Auswirkung der Villinger Wählerstimmen zur Bundestagswahl mit der Bundesregierung. Den Zuschauern bleibt das Lachen im Hals stecken, bei der Zeitungs-Überschrift "Der Südpol zerbricht". Darüber zerbricht sich Rating den Kopf: "Ist VW daran schuld? Mit 14 Milliarden Gewinn machen sich die Autobauer aus dem Feinstaub".

Völlig überraschend ist die Sichtweise zur sexuellen Gewalt vor dem Kölner Dom. Mit der Anzeigenflut gerät er unversehens nahe an die Anzeigenzahl bei den Regensburger Domspatzen.

Nachdenkliches erzeugend wirbelt Rating durch die politische Geschichte der Republik. Er beleuchtet jedes Thema messerscharf. Als Verkäufer von Shampooflaschen erklärt er die Parteienlandschaft. Die Ehe für alle sieht er für diejenigen, die eine besondere Beziehung zu ihrem Smartphone haben, als Vorteil, woraufhin einige Smartphones im Zuschauerraum erloschen.

Das Thema Zeitersparnis durch Technik führt er ad absurdum. Freud erklärt er mit einem Satz: "Wenn jemand eine Schraube locker hat, liegt das immer an der Mutter." Wissenswert die Erklärungen zur Welt der Manipulationen. Mit spitzer Zunge erläuternd, werden die Praxisanleitung von Edward Bernays von 1928, die Bibel, zur Steuerung der Massen und der öffentlichen Meinung, deren sich die Wirtschaft und Politik bis heute erfolgreich bedient. Rating sagt: "Für wirklichen Irrsinn braucht man einen Computer, das ist die Schnittstelle zwischen menschlicher Dummheit und künstlicher Intelligenz."

Es wurde viel gelacht, nachgedacht und sich mit herzlichem Beifall bedankt. Ein Kabarettist mit Niveau, der viel mehr Publikum verdient hätte.