Die ehemalige Uhrenfabrik Emes an der Bürkstraße wird abgerissen. Nur das Eckgebäude im Hintergrund wird stehen bleiben. Foto: Riesterer

Baggerbiss am Schwenninger Emes-Areal. Auf 500 Quadratmeter großem Gelände soll Seniorenheim entstehen.

VS-Schwenningen - Jahrzehntelang prägte das Firmengebäude der Emes Uhrenfabrik das Stadtbild rund um den Marktplatz. Jetzt wird es weitgehend dem Erdboden gleich gemacht. Damit verschwindet ein weiteres Relikt einer großen Zeit in der einstigen Uhrenstadt Schwenningen.

Mehr und mehr wurde das Areal zwischen Bürk- und Bildackerstraße zur Belastung, der Verfall der seit Jahren leer stehenden Gebäude war unübersehbar. Nach einer 121-jährigen Geschichte musste das Uhrenunternehmen im September 2000 Konkurs anmelden. Der Untergang der Uhrenindustrie machte auch vor Emes nicht halt, wenngleich sich der Betrieb im Vergleich zu den anderen großen Schwenninger Betrieben wie Mauthe, Kienzle und Eppler lange halten konnte.

Die Firma Emes Uhren wurde im Jahr 1879 von Johann Müller, dem Urgroßvater des letzten Firmenchefs, Erhard Schlenker, in der Spittelstraße gegründet. Von Anfang an spezialisierte sich das Unternehmen auf die Produktion von Großuhren. Bereits 1885 zog die Firma in die Bürkstraße. Im Laufe der Jahre wurde der Betrieb immer wieder erweitert, denn das Geschäft florierte. In den 60er-Jahren arbeiteten bei Emes rund 600 Beschäftigte.

Jedes Jahr verließen mehr als zwei Millionen Uhren das Werk und wurden in alle Welt versandt. Der Exportanteil lag damals bei 55 Prozent.

Die Erfolgskurve bekam Anfang der 70er-Jahre einen Knick. Das Unternehmen baute damals in kurzer Zeit fast die Hälfte der Belegschaft ab. Der Grund lag offenbar weniger in der aufkommenden Elektronikbranche, als vielmehr in den Kunststoffteilen. Die Produktionszeit verringerte sich, weil weniger Arbeitsgänge notwendig waren als bei der Verarbeitung von Metallteilen. Außerdem war Kunststoff ergiebiger. Die Zeiten wurden für die Uhrenindustrie nicht rosiger, im Gegenteil. In den 70er- und 80er-Jahren machte der Preisverfall der Branche mächtig zu schaffen, so dass Ende der 80er-Jahre das Aus für die eigene Produktion von Emes-Uhren in Schwenningen unausweichlich war. Der Firmenchef verkaufte die Maschinen in den Fernen Osten und betrieb fortan Großhandel mit Uhren. Aufgrund dessen wurde kontinuierlich Personal abgebaut bis zum Ende noch neun Mitarbeiter übrig blieben.

Bald wird bis auf das denkmalgeschützte Hauptgebäude nichts mehr an die Uhrenfabrik erinnern. Auf dem rund 500 Quadratmeter großen Areal baut die WI-Immogroup ein Seniorenpflegeheim sowie betreutes Wohnen.