Sind neugierig aufeinander: Hacer Erdogan, Christa Ewert und Sevda Eken im Gebetsraum der Mosschee. Gestern lud die Milli-Görüs-Gemeinde zu einem Tag der offenen Tür ein. Foto: Krümmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Sarrazin-Debatte ist für hiesige Moslems kein Thema / Es entstehen interessante Gespräche

VS-Villingen (krü). Zu einem Tag der offenen Moschee lud die nichtstaatliche islamische Gemeinde Milli Görüs in den Klosterring ein. Im Gemeinschafts- und im Gebetsraum entwickelten sich interessante Gespräche.

Im Erdgeschoss lockte der helle und einladende Aufenthaltsraum zu einem Gedankenaustausch bei wohlschmeckenden türkischen Speisen. Im Obergeschoss warfen die neugierigen Besucher einen Blick in das Zimmer der Koranschule und in den erst vor zwei Jahren neu gestalteten Gebetsraum der Männer.

Zum fünften Male öffnete die rund 110 Mitglieder zählende Gemeinde für die Öffentlichkeit ihre Türen am 3. Oktober. Von dieser Einladung wurde eifrig Gebrauch gemacht. "Von unserer Seite aus wünschen wir uns sehr viele Kontakte", so Mehmet Kahraman. So besuchten auch mehrmals im Jahr Schulklassen aus der Region, wenn das Thema Islam auf dem Stundenplan steht, die Moschee. Insgesamt bestünde aber noch eine Hemmschwelle: "Was können wir tun, dass wir die Barriere brechen?" Natürlich sei man sich bewusst, dass es bei Türken Grüppchenbildung in den Schulklassen gibt. Es gebe aber auch Beispiele, dass die türkischstämmigen Schüler bewusst ausgegrenzt würden.

Auf das Thema "Sarrazin" angesprochen, reagieren die Gemeindemitglieder gelassen. "Das ist für uns kein Thema". Auch der Imam unterstrich, dass jeder seine Meinung sagen dürfe. Kritik wird an die veröffentlichte Meinung geübt: "Das Schlechte sieht man mehr als das Gute".Wenn über den Islam berichtet werde, so dann immer im Zusammenhang mit Terror, so Kahraman.

Ein gelungenes Beispiel von Integration ist Nihat Atik, der sich selbst auch schon mal als türkischer Badener bezeichnet. Der frühere Schüler der Klosterringschule lobte die damalige Rektorin Paula Straub: "Sie hat keinen Schüler aufgegeben". Leistungsbereite und starke Schüler seien in der Türkei angesehen. Auch Respekt vor den Lehrern sei wichtig. Und: "Bildung und Wissen sind modern."

Verheiratet ist Atik mit einer Deutschen, die vor 17 Jahren zum Islam konvertierte. Leyla Atik, die als Ludmilla evangelisch getauft wurde, machte viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Koran und der Bibel aus.