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Porträt / Zoran Josipovic ist seit 2019 Schulleiter am Gymnasium am Deutenberg in Schwenningen / Begeisterter Tänzer

Sein erstes Schuljahr als Direktor des Gymnasiums am Deutenberg in Schwenningen hat sich Zoran Josipovic so sicherlich nicht vorgestellt. Die Dimension der Coronapandemie hat dabei die zeitliche Verzögerung der Generalsanierung weit in den Schatten gestellt.

Villingen-Schwenningen. Eigentlich sollte der 46-Jährige zu Beginn dieses Schuljahres seine Arbeit in Verantwortung für 840 Schüler und 70 Lehrerkollegen an einer sanierten Schule, in einem neuen Büro aufnehmen. Aus den bekannten Gründen wurde daraus nichts. Bis heute sitzt er in einem Container. "Das funktioniert erstaunlich gut", sagt er. So, wie der gesamte Schulbetrieb, den ein engagierter Lehrstab trotz baulicher Einschränkungen ohne qualitative Einbußen auf die Beine stellte.

Corona: Es gab eine gespenstische Stille

Als Zoran Josipovic und sein Leitungsteam sich im Februar wegen des Orkans "Sabine" zur Schließung der Schule für einen Tag entschlossen, wähnten sie sich damals noch in einer höchst seltenen Ausnahmesituation. Doch dann kam Corona. Mit Schließung aller Schulen am 16. März änderte sich der Arbeitstag für Zoran Josipovic radikal, wurde randvoll gefüllt mit Kommunikation und Organisation und war geprägt von Ungewissheit und – "der gespenstischen Stille". Aus dem Boden gestampft wurden eine Notbeschulung, der digitale Unterricht über datenschutzkonforme Messengerdienste und der Austausch mit den Kollegen per Videokonferenzen. Am 25. Mai kamen die Abiturienten, nach den Pfingstferien alle anderen Schüler. Derzeit haben die gedrittelten Klassen mit maximal zwölf Schülern pro Gruppe eine Woche lang Präsenzunterricht und sind zwei Wochen lang im Homeschooling.

Zoran Josipovic ist in St. Georgen geboren und aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in Villingen. Seine zweisprachige Erziehung – deutsch und kroatisch – legte wohl den Grundstein zu seiner Leidenschaft für Sprache, und so stand für den jungen Zoran nach dem Abitur am örtlichen Gymnasium 1993 schon fest, dass er Lehrer für Englisch und Französisch werden wollte.

Doch damals bekamen sehr viele Lehramtsanwärter keine Anstellung. Also begann er alternativ das Studium der Volkswirtschaftslehre an der Uni Konstanz, schwenkte nach zwei Semestern aber dann doch auf "Romanistik und Anglistik" um. Je ein Assistenzeinsatz während des Studiums als Deutschlehrer an Schulen in Chambery (F) und London bestätigten Zoran Josipovic: "Das ist mein Weg." 2001 kam er als Referendar für ein Schuljahr an seinen späteren Einsatzort, das Deutenberg-Gymnasium, das zweite absolvierte er am DHG in Rottweil.

2004 kehrte er mit seiner Frau, die er am Bodensee kennengelernt hatte, in seinen Heimatort St. Georgen zurück und trat seine erste Stelle am Thomas-Strittmatter-Gymnasium an. Als er im vergangenen Jahr Schulleiter am Deutenberg in Schwenningen wurde, legte Josipovic seinen Trainerschein im Tanzsport erst einmal in die Schublade. 25 Jahre lang hatte er bis dahin nicht nur selbst Latein-Turniere getanzt, sondern auch Leistungs- und Breitensportgruppen trainiert. "Das geht zeitlich jetzt erst einmal nicht mehr", sagt er.

Freizeit gehört seiner Frau und Zwillingsmädchen

Denn seine Freizeit gehört vor allem seiner Frau und seinen Zwillingsmädchen, dem Lesen und dem – inzwischen im Kneippbad glücklicherweise wieder möglichen – Schwimmsport für die körperliche Fitness.

Den Lehrer "aus Überzeugung" hat die Coronakrise eines gelehrt: "Menschlicher Kontakt ist durch nichts zu ersetzen". Deshalb ist er auch über die jüngste Nachricht aus dem Kultusministerium froh, die einen weitgehend normalen Unterricht nach den Sommerferien in Aussicht stellt. Allerdings würde er sich wünschen, dass die Schulpolitik einer weiteren Erkenntnis der vergangenen Wochen Rechnung trägt: "Das Unterrichten in Kleingruppen ist wunderbar." Durch den erzwungenen Feldversuch mit Klassenstärken weit unter dem Klassenteiler von 30 Schülern ergab sich laut Josipovic ein "schülergerechter" Unterricht, in dem die Schüchternen aufblühten und die Klassenclowns ihre Wirkung verloren.

Neben der wissenschaftlichen Arbeit und der Vorbereitung auf die Studierfähigkeit, die Aufgaben eines Gymnasiums, rückte die Notwendigkeit von Individualisierung und Differenzierung in den Fokus. Und dann wäre da noch die Sache mit der Digitalisierung, die vor Corona zwar anlief, mit Corona aber erst den dringend notwendigen Schub erhalten habe.

Obwohl das Schuljahr 2019/20 für Zoran Josipovic ein ganz wertvolles und besonderes bleibt, möchte er gerne der Prophezeiung des Regierungspräsidiums glauben: "Die nächsten 20 Jahre werden leichter."