In der Erzbergerstraße sind am Montagabend zwei Männer aneinander geraten. Ein Passant ging dazwischen. Foto: Pohl

Passant hält an und geht dazwischen. Polizei spricht von "undurchsichtigem Vorfall".

VS-Schwenningen - Ein Mann prügelt am frühen Montagabend auf offener Straße auf sein Opfer ein, zahlreiche Autos fahren vorbei, Passanten schauen zu. Nur eine Person geht dazwischen und verhindert wohl schwerere Verletzungen des Opfers.

Was sich wie der Bericht über eine nächtliche Auseinandersetzung liest, geschah am Montagabend gegen 18.30 Uhr an der Ecke August-Reitz- und Erzbergerstraße. Den Vorfall bestätigt Polizeisprecherin Sandra Kratzer vom Polizeipräsidium Konstanz auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Allerdings sei der Fall laut Protokoll "sehr undurchsichtig".

Bei der handfesten Auseinandersetzung handelt es sich laut Polizei um zwei Personen, die nicht nur im selben Haushalt wohnen, sondern "wohl auch befreundet sind", schildert Kratzer die Umstände. "Wobei es bei dem Streit ging, ist zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen noch gar nicht geklärt." Und, so erwartet die Polizeisprecherin, das sei auch in der Folge gar nicht so sicher, ob das gelingt. "Da sagt natürlich jeder etwas. Zudem ist es oft so, dass wenn es sich um einen Streit zwischen zwei befreundeten Personen handelt, sich beide auch wieder einig werden", vermutet Sandra Kratzer.

Zur Aufklärung können möglicherweise drei Zeugen beitragen, die laut Einsatzprotokoll die Auseinandersetzung beobachtet haben. Einer von ihnen ging nach eigenen Angaben sogar noch weiter und trennte die prügelnden Männer. "Ich bin da vorbeigefahren und habe gesehen, wie der eine das Opfer regelrecht verprügelt", berichtet der Zeuge dem Schwarzwälder Boten. Er habe anhalten müssen und dazwischen gehen. "Der Mann war so in Rage, wer weiß, was der dem Opfer angetan hätte", erklärt der Passant sein Eingreifen.

Das führte jedoch dazu, dass beim Eintreffen der Polizeistreife einer der Männer schon geflüchtet war. Aus diesem Grund würden auch beide Personen "als Beschuldigte" im Polizeibericht geführt, erklärt Sandra Kratzer.

Die eigene Sicherheit dürfen Helfer nicht außer Acht lassen

Das Eingreifen des Passanten kann die Polizeisprecherin nicht im Allgemeinen für gut heißen. "Das kommt auf die Situation drauf an, das lässt sich nicht pauschalisieren, ob Zivilcourage gut oder schlecht ist." Grundsätzlich rate die Polizei in solchen Situationen diese zu beobachten und die "110" zu alarmieren. "Ob es sich jemand traut, einzuschreiten, muss jeder für sich beurteilen", sagt Kratzer. Sicherlich gäbe es Streitigkeiten, bei denen man dazwischen gehen könne. Aber oft seien die Situation und Personen schwer einzuschätzen, sodass es für mögliche "Retter" schnell gefährlich werden könne. "Wenn ich natürlich befürchten muss, dass die alarmierte Hilfe zu spät kommt, kann ein Eingreifen manchmal entscheidend sein", sagt Sandra Kratzer.

Für den Passanten war klar, er muss dazwischen gehen. Schockiert zeigt er sich dabei nicht nur über die Tatsache, dass sich so etwas am hellen Tag auf offener Straße abspiele, sondern vor allem darüber, "dass etliche Autos einfach vorbeifahren, ohne etwas zu unternehmen – nicht einmal die Polizei zu alarmieren."