Ende der Ausbaustrecke auf der B 523? Damit soll irgendwann Schluss sein. Foto: Eich

Planungen für Lückenschluss sollen 2020 beginnen. Langer Kampf um Vordringlichen Bedarf. Mit Karte

Villingen-Schwenningen - Anfang 2020 und damit 33 Jahre nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der B 523 sollen die Planungen für den Lückenschluss zur B 33 beginnen. Das Verkehrsministerium arbeitet nun auf den Startschuss des wichtigen Straßenbauprojektes hin.

Jahrzehnte lang kämpften Politiker und Interessensvertreter aus der Region um den Lückenschluss – also der Fortsetzung der Bundesstraße 523 von der Autobahn A 81 und der B 27 über das Gewerbegebiet Herdenen hinaus bis zur B 33. Nun ist der Startschuss zumindest mal in Sicht.

Historie

Schon seit über 30 Jahren ist der zweite Bauabschnitt der B 523 Thema in der Region. Dieser verläuft vom Gewerbegebiet Auf Herdenen bis zur B 33 und wird als Lückenschluss bezeichnet. Bereits 1987 wurde der erste Bauabschnitt der B 523 vom Gewerbegebiet bis zur Bundesstraße 27 in Richtung Schwenningen sowie A 81 fertiggestellt. Im Jahr 1992 gab es das erste Verkehrsgutachten zur künftigen Belastung des Straßennetzes in Villingen und damit einhergehend die Forderung nach der Schließung der Lücke der B 33 in Richtung Offenburg.

Erst 2003 und damit elf Jahre später wurde der Lückenschluss als "Weiterer Bedarf" im Bundesverkehrswegeplan eingestuft, im Jahr darauf hat das Straßenbauamt Donaueschingen die Umweltverträglichkeitsstudien zum zweiten Bauabschnitt fertiggestellt. Um der Forderung mehr Gehör zu verleihen, wurde 2009 die Interessensgemeinschaft Lückenschluss gegründet (siehe Fürsprecher), ein Jahr später veröffentlichten die IHK und der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg ein unabhängiges Verkehrsgutachten, welches eine positive Kosten-Nutzenanalyse darlegt.

2016 fand schließlich die Einstufung im Vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan und im Fernstraßenausbaugesetz statt. Als Begründung wird das vergleichsweise hohe Nutzen-Kosten-Verhältnis und der weit fortgeschrittene Planungsstand genannt. Dadurch sei eine "Entlastung der hochbelasteten Achse B 33 im Großraum Villingen-Schwenningen" möglich, zudem würde der erste realisierte Bauabschnitt verkehrlich erst wirksam werden, wenn der zweite Bauabschnitt ebenfalls unter Verkehr gehe.

Fürsprecher und Gegner

Aufgrund der positiven Auswirkungen auf die Region hatten sich neben dem Landkreis Schwarzwald-Baar und der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg mit Villingen-Schwenningen, Dauchingen, Königsfeld, Mönchweiler, St. Georgen, Triberg, Schonach, Schönwald und Furtwangen zahlreiche Städte und Gemeinden der Lückenschluss B 33/B 523 angeschlossen. Neben den wichtigen Wirtschaftsstandorten mit zahlreichen Gewerbegebieten entlang der Strecke sowie der Zubringerfunktion für Tourismusstandorte im Mittleren Schwarzwald, wollte man sich bei der Politik und der Öffentlichkeit Gehör verschaffen.

Es gibt jedoch auch Gegner des Lückenschlusses, die zusätzlichen Lärm für das Wohngebiet Haslach-Wöschhalde bei zu wenig Verkehrsentlastung für Villingen sowie zerschnittene Vogel-Habitat- und Naturschutzgebiete am Mönchsee befürchten. Tatsächlich wird beim Projektinformationssystem zum Bundesverkehrswegeplan 2030 seitens der Planer erklärt, dass die Umweltbetroffenheit hoch sei. So würde die Trasse auf fast gesamter Länge ein Vogelschutzgebiet durchqueren, hier seien "erhebliche Beeinträchtigungen" wahrscheinlich. "Weiterhin wird der Randbereich eines Großraums für Feuchtlebensräume und ein Großsäugerfunktionsraum auf kurzer Strecke gequert", heißt es seitens der Planer. Zudem würde ein Kernraum für Feuchtlebensräume innerhalb der Wirkzone des Projekts liegen. Weiterhin lägen die westlichen Dreiviertel der Trasse innerhalb eines Naturparks.

Planungen

Wie ein Sprecher des Verkehrsministeriums auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt, ist es weiterhin vorgesehen, mit der Planungen zum Lückenschluss im ersten Halbjahr 2020 zu beginnen. Diese basiert zunächst auf der gemeldeten Trasse zum Bundesverkehrswegeplan, "wo sie aber letztendlich verlaufen wird, werden die im Rahmen der Planung durchzuführenden Untersuchungen unter anderem im Hinblick auf Verkehr, Umwelt, Lärm und Schadstoffe ergeben", so der Sprecher.

Überhaupt wartet auf die Verantwortlichen noch einiges an Arbeit. Denn auch mit den betroffenen Grundstücksbesitzern wurde bislang noch nicht verhandelt. Beteiligt sein werden dabei zahlreiche Stellen, wie der Sprecher bestätigt: "Im Laufe der verschiedenen Planungsphasen werden sowohl die betroffenen kommunalen Behörden als auch die betroffenen Eigentümer selbstverständlich die Möglichkeit haben, ihre Anregungen und Bedenken in das Planungsverfahren mit einzubringen." Wie lange die endgültige Planung laufen wird, ist nach Angaben des Verkehrsministeriums noch nicht klar: "Dies hängt von vielen verschiedenen Randbedingungen ab."

Bisheriger Stand

Nach dem Projektinformationssystem zum Bundesverkehrswegeplan 2030 (Stand 2013) ist die geplante Trasse 5,5 Kilometer lang und beinhaltet den Bau von insgesamt acht Bauwerken. Darunter ein Knotenpunkt zur B 33 am Mönchsee, eine Unterführung in der Obereschacher Straße (Bereich ehemalige Motocross-Halle), ein Knotenpunkt an der Landstraße in Richtung Obereschach, eine Brücke über die Kreisstraße nach Kappel sowie ein weiterer Knotenpunkt als Anschluss zum ersten Bauabschnitt der B 523 am Druckzentrum Auf Herdenen. Darüber hinaus ist nach derzeitigem Stand ein Lärmschutzwall im Bereich der Wöschhalde geplant. Die Verantwortlichen stellen jedoch klar, dass der skizzierte Verlauf des Projekts lediglich eine der Lösungsmöglichkeiten darstellt. Die Gesamtprojektkosten belaufen sich nach dem Stand von 2014 auf knapp 26 Millionen Euro – hier seien sind die Planungskosten jedoch noch nicht inbegriffen.

Auswirkungen auf VS

Insbesondere die Stadt Villingen-Schwenningen hofft durch die Realisierung des Lückenschlusses auf eine erhebliche Entlastung der Straßen im Zentralbereich. Im Fokus steht hier vor allem der Nordring, der täglich von über 22 000 Fahrzeugen befahren wird. Auf der Querspange zwischen dem Druckzentrum bis zum Kreisverkehr am BMW-Autohaus sind es 21 000 Fahrzeuge am Tag.

Ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten zur verkehrlichen Entwicklung rund um das Industrie- und Gewerbegebiet Salzgrube kommt zu dem Schluss, dass in den Spitzenzeiten bereits heute hohe Belastungen erreicht werden. Ohne weitere Straßenbaumaßnahmen würde die Verkehrsbelastung je nach Ausbau der Salzgrube auf dem Nordring in Richtung in Richtung Villingen auf über 27 000 Fahrzeuge pro Tag ansteigen, auf der Querspange wären es mehr als 25 000 Fahrzeug. Die Verkehrsplaner stellen deshalb fest: "Durch die Verlängerung der B 523 im Norden zur B 33 kann der Nordring deutlich entlastet werden. Ausbaumaßnahmen wären dadurch verzichtbar."

Genau aus diesem Grund hatte sich die Stadt bei einem Ausbau des Nordrings oder möglichen Entlastungsachsen bislang zurückgehalten. So hieß es Ende 2017 auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, dass die Stadt eine "doppelte Investition" in zwei gleiche Trassen verhindern möchte. Zudem hatte man befürchtet, dass bei einem möglichen Bau einer Entlastungsachse für den Nordring seitens des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg die hohe Priorität des Lückenschlusses nicht mehr sieht. Die Fortführung der B 523 ist demnach eine der entscheidenden Maßnahmen, um den Nordring und die Querspange im Zentralbereich zu entlasten.