Vermieter über die Wohnungssituation in Schwenningen, Erfahrungen mit Studenten und Zukunftsvisionen
Von Julia Huber
Schwarzwald-Baar-Kreis. In den vergangenen Wochen klagten zahlreiche Studenten über die nahezu katastrophale Wohnungssituation in Schwenningen. Demnach sollen Wohnungen in einem minderwertigen Zustand zu höchsten Preisen angeboten werden. Doch wie schätzen Vermieter diese Situation ein? Oliver Mlinaric vermietet seit fünf Jahren Zimmer an Studenten. Zwei Zimmer sind noch frei, den Andrang erwartet er zum Semesterbeginn.
In den fünf Jahren hat er viel mit Studenten erlebt, Erfahrungen gesammelt und vieles dazu gelernt. "Ich hatte einen Fall, in dem nachts einfach spontan eine Party geschmissen wurde und eskalierte", erinnert sich Mlinaric. "Das ist aber nicht die Regel, Studenten können sich auch zusammenreißen."
Axel Schmid hat ebenfalls seine Erfahrungen als Vermieter. Seit drei Jahren bietet er jährlich Zimmer in seiner Studentenvilla an. Für Partys hat der Vermieter bereits vorgesorgt, das Haus beherbergt einen Partykeller in dem sich die Studenten "austoben" können. Dabei sollen nach Schmid Studenten sehr angenehme Untermieter sein: "Ich hatte bereits Zimmer an junge Arbeiter und Azubis vermietet und die hatten die meistens Ausfälle, was die Miete betrifft."
Wichtig sei es, das sich die Studenten in der Wohngemeinschaft gut verstehen, deswegen entscheidet Schmid nicht alleine wer in die Wohngemeinschaft ziehen darf: "Interessenten bewerben sich per E-Mail die sowohl an mich, als auch an die Bewohner gesendet wird. Dann entscheiden wir zusammen ob die Person zur Wohngemeinschaft passt." Dies regelt Mlinaric etwas anders: "Ich kenne im Großen und Ganzen meine Untermieter, wir wohnen im selben Haus und laufen und beinahe täglich über den Weg. Deswegen kann ich gut einschätzen wer zu den anderen passen könnte". Grundsätzlich gibt es bei Mlinaric nur reine Mädchen oder reine Jungen-Wohngemeinschaften "Eine gemischte Wohngemeinschaft habe ich noch nie angeboten", so Mlinaric. "Erfahrungsgemäß lässt sich aber sagen das Mädchen problematischer sind als eine Wohngemeinschaft mit Jungen. Mädchen bekommen sich schnell in die Haare, mit Jungs hatte ich solche Probleme noch nie."
Besonders wichtig sei es, das sich die Studenten wohl fühlen. So ernannte Schmid in seiner vermieteten Wohnung zwei WG-Sprecher, die sich in regelmäßigen Abständen mit dem ihm treffen und über ihre Anliegen sprechen. "Sie vertreten die Gemeinschaft, sind Ansprechpartner für alle Bewohner und machen mich gegebenenfalls auf Makel oder Probleme aufmerksam", erklärt Schmid. Grundsätzlich sind sich Mlinaric, Schmid und drei weitere Vermieter, die namentlich nicht genannt werden möchten, einig: Wenn ihre Studenten Hilfe brauchen helfen sie gerne.
Doch wie stehen sie zu den Vorwürfen dass die Wohnungssituation in Schwenningen angeblich einem Chaos gleicht? "Ein Student hat mir erzählt, dass er in seinem untergemieteten Zimmer nicht einmal eine Dusche hatte und beim Vermieter mitduschen musste", erzählt Mlinaric, "Da wird man natürlich stutzig, aber dann geht man so etwas eben aus dem Weg und sucht weiter. Aufgrund der hohen Nachfrage gibt es immerhin viele Angebote." Ein weiterer Vermieter bestätigte: "Jeder vierte in unserer Nachbarschaft vermietet Wohnungen an Studenten, da spricht man auch mal über Preise und Leistung. Natürlich ist es im ersten Moment viel wenn man für ein kleines Zimmer mehrere hundert Euro zahlen muss, aber dafür sind die Zimmer oft vollmöbliert und mit TV, Internet und Waschküche ausgestattet. So rechnet sich der Preis und ist alles andere als unfair."
Eine weitere Vermieterin versteht jedoch den Ärger über die Wohnungssituation und vermutet: "Es werden immer mehr Studentenwohnheime gebaut, die insgesamt günstiger sind, als die teuren Wohnungen. Wenn die Vermieter nichts am Preis machen, werden sie auf ihren Wohnungen sitzen bleiben. Daher gehe ich davon aus, dass es künftig eher besser sein wird mit der Wohnungssituation in Schwenningen."