Seit den Kürzungen des Existenzgründergeldes ist die Euphorie verflogen. Foto: Villagran

Wirtschaftliche Lage und Kürzungen des Fördergeldes wirken sich auf Existenzgründungen aus.

Villingen-Schwenningen - Eine Aufbruchstimmung sieht anders aus: Die Zahl der Existenzgründungen ist seit den verschärften Vorgaben für Zuschüsse rapide zurückgegangen. Eine Abwärtstrend, der jedoch nicht nur in den Augen gestandener Unternehmer auch Positives hat.

Zum Jahreswechsel 2012 griffen die Verschärfungen: So verloren Existenzgründer ihren bisherigen Rechtsanspruch auf Zuschüsse durch die Agentur für Arbeit. In den Genuss von Fördermitteln kommen nur noch Antragssteller, die noch mindestens fünf Monate Arbeitslosengeld I beziehen und zudem auf dem Arbeitsmarkt nicht anderweitig zu vermitteln sind.

Zu dem individuell verschiedenen Arbeitslosengeld gibt es eine Pauschale von 300 Euro, mit diesem Betrag werde vor allem die Sozialversicherung abgedeckt , erläutert Katrin Kress, Existenzförderung- und Fördermittelberaterin bei der Industrie und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Diese verschärften Vorgaven setzten eine Abwärtsspirale in Gang. Die Zahl der Existenzgründungswilligen sank im Jahresverlauf 2012 um rund 70 Prozent, rechnet Kress vor. Ausschlaggebend seien jedoch nicht nur die Sparmaßnahmen der Agentur gewesen, sondern vor allem auch die gute Wirtschaftslage.

Der Nachteil: "Es ist schwerer geworden, im viel beschworenen Existenzgründer-Land Deutschland, auch Existenzgründer zu werden." Andererseits seien auch die "Notgründungen" weggefallen. Diese Tendenz dürfte sich fortsetzen. Kress sieht durchaus auch positive Auswirkungen.

Nun stellen sich nur noch Männer und Frauen vor, "die gründen möchten und nicht gründen müssen". Ähnlich sieht es auch mancher Unternehmer aus dem Kreis, der auf die hohen Abbruchquoten der letzten Jahre verweist. Immerhin, nennt Kress Zahlen, musste jeder Zweite sein Unternehmen wieder aufgeben. Bei künftigen Existenzgründungen sieht die IHK-Beraterin Potential vor allem in Technologie orientierten Unternehmen oder im Dienstleistungsbereich. Auffallend für sie: "Frauen halten länger durch als Männer, weil sie sich stärker absichern". Dafür schaffen männliche Existenzgründer mehr Arbeitsplatze, wenn sie erfolgreich durchstarten.