"Nehmen Sie ernst, was froh macht, niemals aber das Ernste tragisch": Das Duo Claudia Zimmer und Herwig Rutt zitierte Heinz Erhardt bei seinem Auftritt im Kulturcafé Häring. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kulturcafé: Musikalischer Abend zum Gedenken an Komiker Heinz Erhardt

VS-Schwenningen. "Ein bisschen Vorstellungskraft müssen Sie schon mitbringen – Sie sitzen ja hier schließlich in einer Vorstellung!" Zwar hieß jene am Freitagabend in Härings Kulturcafé "Ich bin nicht Heinz Erhardt", dessen Witz war jedoch in fast jedem Satz der Protagonisten Claudia Zimmer und Herwig Rutt heraus zu hören. Die Atmosphäre in dem alten Schwenninger Café passte ganz gut, um die Geschichte des Unterhaltungskünstlers Erhardt ihrerseits unterhaltsam dem mit 40 Besuchern etwas spärlich erschienen Publikum nahe zu bringen.

In solchen Cafés der deutsch-baltischen Stadt Riga startete Erhart einst seine Karriere, wenn auch zu Beginn bisweilen mit lautstarken Buhrufen honoriert. In der Schule hatte Erhardt zuvor nicht gerade mit guten Leistungen geglänzt: "Das Lernen macht stets dann Verdruß, wenn man’s nicht will, es aber muß!" Getreu des Programmtitels versuchten die beiden erst gar nicht, den vor allem in der Wirtschaftswunderzeit beliebten Komiker unmittelbar nachzumachen. Nur die Hornbrille des Pianisten Herwig Rutt erinnerte an Erhardt.

Die beiden erläuterten vielmehr Erhardts Biografie gewürzt mit zahlreichen Zitaten und Liedern. Eigentlich wollte der 1909 geborene Künstler ebenfalls Pianist werden, doch das Talent reichte offenbar nicht aus. Seine Wortspiele begeisterten hingegen viele. Nach anfänglichen Misserfolgen landete er beim Vorsprechen im Berliner "Kabarett der Komiker" einen Volltreffer, und die Theater standen ihm offen, wenn auch während der Nazizeit mit absolutem politischem Satireverbot. "Ich spreche nicht über die Zeit. Ich weiß nicht, wohin ich dann käme – nur weiß ich: nicht weit", so lautete ein damaliger Satz von ihm. Nach dem Krieg blieb er in der Rolle des beliebten pfiffigen Schelms.

Zum hervorragenden Spiel von Herwig Rutt trug Claudia Zimmer bekannte Lieder Erhardts vor oder besang Begebenheiten aus seinem Leben. So wurden beispielsweise die verzwickten verwandtschaftlichen Verhältnisse des Komikers ebenso thematisiert wie Lieder ums Verliebtsein oder auch mit "Ich mag jedes Pfund von mir" die Frage nach seinem gesundheitlich nicht zuträglichen Übergewicht. Auch wenn Erhardt bei öffentlichen Bühnenauftritten oder den vielen Filmen locker und eher zufällig witzig wirkte, war er eher Perfektionist und oft mit starken Selbstzweifeln geplagt. Aktueller Erfolg war für ihn nie ein Garant für langfristigen. Claudia Zimmer zitierte ihn mit dem, treffenden Satz: "Wer beim Schwimmen untergeht ist noch lange kein Taucher."