110 Gäste verabschieden die Beratungsstellenleiterin Beate Berg-Haller. Fotos: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Beate Berg-Haller hört bei "pro Familia" auf / 110 Gäste kommen ins Martin-Luther-Haus

Seit dreieinhalb Jahrzehnten, davon 26 Jahre in leitender Funktion, ist Beate Berg-Haller das Gesicht von "pro Familia". Im Martin-Luther-Haus wurde sie nun vor mehr als 100 Gästen verabschiedet.

 

VS-Villingen. Sie ist eine Frau, die sich Zeit ihres Lebens für die sozial Schwachen, sexuell gedemütigten, Alleinerziehende, Familien, junge Mütter, Kinder und Jugendliche in problematischen Alltagssituationen und bei Eheproblemen einsetzt. Die Verabschiedung der beliebten Diplomsozialarbeiterin und psychoanalytischen Paar- und Sexualtherapeutin, war eine Mischung aus Dankesworten, Lobreden und einem bunten Programm.

Ganz nach dem Gusto von Berg-Haller entwickelte sich die Verabschiedung bereits während den Grußworten zu einer riesengroßen Abschiedsparty in fröhlicher Runde. Landrat Sven Hinterseh lobte in seiner Laudatio die Verabschiedete für ihr soziales Gewissen, das sich nie scheute auch in schier ausweglosen Situationen gegen das Unrecht anzukämpfen. "Du bist eine Persönlichkeit deren Engagement in der Kommunalpolitik uns als Kreisrätin und als Gemeinderätin von Königsfeld hoffentlich noch lange erhalten bleibt", wünschte er der Grünenpolitikerin Glück und Gesundheit in ihrem "Unruhestand".

Berg-Hallers Mitarbeiterin Silke Nowak und Ehemann Volker moderierten die Veranstaltung, welche mit Heinz Lörcher als nächstem Redner einen Mann erlebte der in seiner Funktion als Vorsitzender von "pro Familia" in den vergangenen drei Jahrzehnten ein kongenialer Weggefährte von Berg-Haller war. "Deine Arbeit und der Umgang mit deinen Mitarbeitern waren geprägt von einer außergewöhnlich positiven Arbeitsatmosphäre, dem Arbeitsstil und den Arbeitsinhalten", lobte Lörcher eine Frau, die sich stets mit ihrem Beruf identifizierte.

Berg-Haller habe sich immer gerne ins Getümmel gestürzt, wenn es galt unangenehme Entwicklungen zu bremsen. Als Beispiele nannte Lörcher die Schwangerschaftsberatungen oder die Täter-Opfer-Gespräche. Mitarbeiterin und Nachfolgerin Gitta Becker lobte Beate Berg-Haller als eine Frau, die mit ihrem Engagement dafür sorgte, dass sich die "pro Familia"-Beratung landesweit in einem hervorragenden Licht präsentiert. In ihrer Ansprache blickte Becker auf eine aufregende Zeit zurück, die 1984 mit Diskussionen um den Abtreibungsparagraph 218, Schwangerschaftsabbrüchen und Homo-Ehen begann. Sie alle sind heute weit stärker von der Gesellschaft akzeptiert als damals.

Ein Ziel der Beratungsleiterin sei es stets gewesen, die Jugendlichen in ihrem Verhalten zur Sexualität, Partnerschaft und Familie frühzeitig positiv zu stärken. Becker bezeichnete die sexuelle Paarberatung, der Einsatz für eine sozial gerechte Gesellschaft, den Anstoß zu Veränderungen, den Sinn für Humor als weitere Eigenschaften, welche den Charakter kennzeichneten.

Humor, Kommunikationsbereitschaft und das Talent zu loben waren Eigenschaften, die den Erfolg der Arbeit ausgemacht hätten, lobte Becker. "Es ist keiner gekommen, der nicht eingeladen war", freute sich Beate Berg-Haller und führte eine erfolgreiche Arbeit in aller erster Linie auf ihre Mitarbeiter zurück. Sie sei in all ihren Beratungen immer dem Grundsatz gefolgt, dass jeder Mensch das Recht habe zu leben. Emanzipation und sexuelle Vielfalt seien heute von der Gesellschaft akzeptiert. Das Aufkommen rechtsradikaler Strömungen fordere jedoch weiterhin den vollen Einsatz, um Rückschritte zu vermeiden. "Ich verabschiede mich von einem Beruf am Puls des Lebens", schloss Berg-Haller.

Nach dem offiziellen Teil schenkten Mitarbeiter, Freunde und Bekannte der umtriebigen Neu-Pensionärin ein kunterbuntes, selbst gestaltetes Unterhaltungsprogramm.