Eine der ohnehin wenigen Adressen, die neben großen Filialisten noch Kinderbekleidung anbieten, kündigt ihren Rückzug an. Das Kindergeschäft von Benetton in der Oberen Straße soll Ende März schließen. Foto: Spitz

Viel Wechsel und Leerstand: Gleich zwei Adressen für Familien machen dicht. Kinderkleidung bald Mangelware.

VS-Villingen - Das Ladensterben im Einzelhandel in Villingen setzt sich fort. Von einem regen Wechsel ist die City innerhalb der Stadtmauern geprägt – aber auch einige Leerstände trüben das Bild.

Eltern, die in der Villinger Innenstadt nach Kinderklamotten suchen und gerne etwas Besonderes statt der ewig gleichen Ware der großen Ladenketten hätten, dürften zukünftig meist leer ausgehen. Die S&D Galerie am Niederen Tor hat nach kurzer Zeit die Segel gestrichen – die 230 Quadratmeter großen Geschäftsräume sind wieder verwaist. "Das lag auch viel zu versteckt", sagt eine Kundin, die das Geschäft schon schmerzlich vermisst. Und auch eine andere Boutique für Kinderbekleidung soll bald dicht machen: Das Kinder-Bekleidungsgeschäft von Benetton in der Oberen Straße. Ende März, lässt eine Mitarbeiterin im Gespräch wissen, soll Schluss sein. Die Kundschaft fehle einfach, die Lage am äußeren Zipfel der vier Einkaufsstraßen sei nicht die beste – und die Pacht für Ladengeschäfte in lukrativerer Lage in der Regel unbezahlbar. Nicht tangiert sei davon die Benetton-Filiale für Erwachsene in der Niederen Straße.

Doch der doppelte Verlust trifft Familien empfindlich – Hosen, Pullover und Jacken für Kinder gibt es in Villingens Mitte fortan nur noch von den großen Filialisten oder einem Textildiscounter. Und auch wer hier Kinderschuhe kaufen möchte und gerne ins kleine, feine Fachgeschäft anstatt zum großen Filialisten möchte, hat, wenn er eine größere Auswahl möchte, kaum eine Anlaufstelle mehr – nur noch ein einziger Schuhladen innerhalb der Stadtmauern führt überhaupt Kinderschuhe in geringer Auswahl.

Viele weitere Lücken tun sich auf

Was in den beiden dann ehemaligen Kinderbekleidungsgeschäften künftig zu finden sein wird, ist noch unklar. Leerstände aber treffen auch noch weitere Geschäftsadressen in den vier großen Villinger Einkaufsstraßen. Das Om-Café mit Yoga-Boutique im Kanonengässle ist zwar noch eingerichtet, aber seit Ende Oktober geschlossen.

Unmittelbar davor an der Oberen Straße liegt ein Ladengeschäft, dessen Schaufenster schon seit Monaten mit Zeitungspapier beklebt sind. Ursprünglich sollte ein Imbiss hier einziehen, die Pläne hierzu wurden dann jedoch offenbar auf Eis gelegt. Nachdem dort monatelang günstige Taschen und Accessoires über den Ladentisch gegangen sind, wird nun offenbar wieder gewerkelt und soll der Grundstein für eine neue geschäftliche Nutzung gelegt werden.

Vis-à-vis hat ein Feinkostladen letztes Jahr die Pforten für immer geschlossen, nun scheint ein neuer Pächter für das Ladengeschäft gefunden zu sein, das Plakat, mit dem ein Nachmieter gesucht wurde, ist aus dem Schaufenster verschwunden. Ein paar Türen weiter aber stehen alle Zeichen auf Veränderung: Mit dem Bekleidungsgeschäft Hauck betreibt ein Traditionsgeschäft nun den Total-Ausverkauf und damit schließt auch eine wichtige Geschäftsadresse für die Narren in der Stadt. Was hier einziehen wird? Noch steht es in den Sternen

Für die Niedere Straße 34 hingegen wird ein neuer Mieter gesucht, das Mobilfunkgeschäft "Yourfone" hat geschlossen. Und auch in das Haus mit der Nummer 26, wo nach dem Nudelhaus ein Geschäft für 3-D-Druckerzeugnisse sein Glück versucht hat, ist noch kein neues Leben eingezogen.

Anders hingegen in der Niederen Straße 41. Hier soll ein Geschäft für "Kochkunst im Schwarzwald" künftig Schönes und Individuelles zum Kochen und Backen anbieten. Einen Vorgeschmack darauf, was das heißt, gibt das Schaufenster schon jetzt – Backformen, witzige Accessoires liegen dort aus, aber auch ein Spätzlebrett für des Schwaben liebste Nudel.

Dass das Thema Heimat sich im Handel gerade gut verkaufen lässt, ist wohl mit ein Grund dafür, dass das Geschäft "Heimathafen" in der Brunnenstraße nun offenbar dauerhaft eine neue Heimat gefunden hat – versuchsweise quartierte es sich nach dem Umzug des Spielwarengeschäfts Zappelphilipp im vergangenen Jahr hier ein.

Filialisten, Bäckereien und Handyläden schon häufig in der Kritik

Der Branchenmix in Villingen bot schon häufig Anlass für kritische Überlegungen. Bereits 2011, als das Büro Donato Acocella für das Zentrenkonzept die Einzelhandelssituation in einer detaillierten Analyse in den Fokus genommen hat, wurde in der Zähringerstadt "besonders stark (...) der Mix der Betriebstypen, der Betreiberstruktur und des Angebots kritisiert. Insbesondere wurden hier die zunehmende Zahl der Handyläden und Bäckereien in der Innenstadt sowie die zunehmende Filialisierung genannt".