Ein Blickfang aus der Welt der Comics waren die Tänzerinnen des Jugendballetts in ihren Minnie-Mouse-Kostümen. Foto: Schwarzwälder Bote

Narrozunft: Akteure ernten viel Beifall für gelungenes Programm rund um Superhelden / Team kann auf junge Talente bauen

Begegnungen mit schillernden Figuren aus der Welt der Comics erlebten die Besucher beim Zunftball der Historischen Narrozunft in der neuen Tonhalle. Die Regisseure Olli Kienzler und Timo Klötzl outeten sich selbst als Fans der Bildergeschichten und schickten viele Figuren auf die Bühne, die ordentlich die Puppen tanzen ließen.

VS-Villingen. Von Wickie bis zu den Panzerknackern, von Pippi Langstrumpf bis zu Superwomen erobern sie unter dem Motto "Villinger Comics – von Superhelden, Helden der Vergangenheit und anderen Karikaturen" die Bühne und teilen manche Seitenhiebe gegen die Kommunalpolitik und deren Macher aus.

Die bösen Buben sind schnell ausgemacht: Max und Moritz. Und das gleich in dreifacher Ausführung als Kinder, Jugendgang mit Verstärkung und Erwachsene, die sich den Spaß am Leben nicht nehmen lassen: Es war ein gelungener Regieeinfall, Wilhelm Buschs Geschöpfe gleich drei Mal auftreten zu lassen. Tosenden Beifall gibt es gleich für die jüngsten Akteure, die in die Rolle der Frechdachse schlüpfen und trotz mahnender Worte von Wilhelm Busch ganz der Maxime "Wir zwei sind die Übeltäter, doch Schuld sind stets die Stadtvertreter" entsprechend ihren Schabernack treiben, ob sie Lücken in Brücken sägen, sanierte Schlaglöcher wieder ausschaufeln oder Schilder im Schwenninger Kreisverkehr aufstellen. Ein paar Jahre später mokieren sie sich mit ihren Kumpels darüber, dass Dieter Sirringhaus das Zepter im neuen Kulturzentrum Klosterhof übernimmt, "bei dem war ja schon mein Opa im Jugendhaus". Da entstehe wohl ein Mehrgenerationenhaus fürs "betreute Feiern". Sie machen ihrem Ärger Luft, dass die Kommunalpolitik die Jugend aus den Innenstädten ins Industriegebiet verdrängt. Und Dreadlocks-Pit löst mit der Devise "Shisha für die Rösser" ein Sicherheitsproblem der Fasnet, "dann stehen sie am Aschermittwoch noch am Amtsgericht".

Als Max und Moritz in die Jahre gekommen sind, nehmen sie die Karrieren ihrer Freunde unter die Lupe: "Der Zappelphilipp war 16 Jahre unser OB und macht jetzt einen auf Diakon", stellen sie fest. Selbst der Struwwelpeter habe eine Glatze und sitze im Rat. Die Zuschauer kommen aus dem Lachen kaum heraus, auch bei Feststellungen wie: "Der Brauchtumsausschuss empfiehlt Kiffe-Schemen erst ab 18 Jahren". Gut also, dass sie Lausbuben bleiben und die Stadt aufmischen wollen.

Das machen auch die Superhelden, alarmiert von Ex-Oberbürgermeister Rupert Kubon, der sich um die Zukunft der Stadt sorgt. Doch weder Batman und Flash noch "The Brain" oder Catwomen stehen ihm mehr zu Diensten und befördern ihn kurzerhand mit einer Rakete auf den Mond. Auch die Villinger Grenadiere haben eine besondere Wafe entwickelt; eine "echte Villingerle Kanone". Für die erhalten sie natürlich die Genehmigung. Zum Ärger der Bürgerwehr, die es mit den Ordnungshütern zu tun bekommt, sogar ihr Gewehr aus Holz und das Schaukelpferd abgeben muss und schließlich mit Kokosnusshälften selbst das Hufgeklapper der Pferde imitiert.

Eigentlich könnte alles super in VS sein, gäbe es nicht die Dominanz der Männer, stellen zwei Morbili fest, die sich als Super-Woman und Super-Girl entpuppen. Sie treten dem neuen OB entgegen und machen ihm klar, dass er nicht wie gedacht so schalten und walten kann wie er will. Und sie versuchen, ebenso in der Zunft die Macht zu ergreifen. Der Zunftmeister erweist sich aber als der Stärkere. Doch dass er durchaus auf die Hilfe der Frauen angewiesen ist, zeigt sich bald: Mit seiner Katze, die quengelt und "Miau, Miau, Miau, mir wenn au a Mietshaus hau" ruft, ist der Hexenmeister auf der Suche nach Opfern. Da im eigenen Domizil gerade "Ladies Night" mit Prosecco und Likörchen angesagt ist, ziehen die Ratsherren nur wenige Meter weiter ins Hexenstüble zu Schorle, Hexenfeuer und Caprisonne. So gelingt es dem Hexenmeister, sie in Schlümpfe zu verwandeln. Doch mit Hilfe des Villinger Schunkellieds gelingt es Schlumpfinchen, sie wieder in Ratsherren zu verwandeln – die es sofort wieder ins Hexenstüble zieht.

Einen Zaubertrank der anderen Art gibt es denn bei Asterix: "Schorlix" braut Miracoulix in einem blau-weißen Eimer zusammen und verspricht Obelix, dass er an der Fasnet davon trinken darf, wenn er Wasser darunter mischt. Überhaupt zeigt sich, dass schon die Gallier Fasnet feiern, Obelix am liebsten Butzesel am Spieß isst und Troubadix verzerrte Melodien anstimmt, die einem doch sehr bekannt anmuten – bis der Barde an einem großen roten Stuhl gefesselt ist, auf dem Majestix trohnte.

Von diesen amüsanten Anspielungen und viel Lokalkolorit leben die Nummern, auch die Lieder der "Panzerknacker", die im Tresor einen Notfallplan des neuen OB finden, und feststellen müssen, dass er mit dem Manginareal, der Seilbahn, dem Basketball- und dem Wohnmobilplatz noch gar keine neuen Themen enthält. Ebenso begeistert zeigen sich die Besucher über den Song von der Obst- und Gemüseschwemme und die Liebeserklärung an das Morbili, das schon an einen Wuescht vergeben ist.

Und manche Persönlichkeiten des Stadtgeschehens, die den Abend über als Karikaturen auftauchen, treten tatsächlich in Erscheinung: Im Comicladen geben sich die Kunden die Klinke in die Hand, sei es der neue Oberbürgermeister Jürgen Roth, der meint, VS habe ihn ebenso gebraucht wie das neue Geschäft, oder die Schwenninger Ehrenzunftsmeister Ralf Prätzas und Jürgen Wangler.

Überhaupt war es eine klasse Idee der Regisseure, den Comicladen als Klammer zu nutzen und auf die Auftritte einzustimmen. Direkt der Welt der Cartoons sind auch die mitreißenden Tanzdarbietungen in farbenprächtigen Kostüme entsprungen. Lauten Beifall ernten die Kinder, die sich als listige Wickies präsentierten. Ebenso fasziniert das Jugendballett, das als Minnie Mouse umherwirbelt. Als rosaroter Panther und Inspector Clouseau sowie Popeye und seiner Olivia überzeugt das Zunftballett mit einer schwungvollen Choreografie samt akrobatischen Einlagen.

Nach mehr als drei Stunden mündet das Programm in einem Finale, in dem lauter Jubel alle Mitwirkenden für ihre Leistungen belohnt. Ein Abend geht zu Ende, der beweist, dass die Zunft auf ihten Ballnachwuchs bauen kann. Schon zum zweiten Mal wirken Kinder in Sprechrollen mit, und die bekannten Nachwuchstalente aus den vergangenen Jahren agieren sicher und gekonnt neben den bewährten Akteure.

Regie: Olli Kienzler und Timo Klötzl

Kulissenmaler: Ute Kimmich und Uwe Waldvogel

Kulissen- und Requisitenbau: Torsten Haas, Timo Klötzl, Anselm Konegen, Rafael Lewanderski, Marcel Nolle, Michael Reiser, Christian Strobel, Christian Hauser und Lukas Link

Bühnentechnik Ball: Peter Feustel, Florian Fischer, Oliver Greitmann, Torsten Haas, Peter Hupfer, Anselm Konegen, Rafael Lewanderski, Marcel Nolle, Michael Reiser und Christian Strobel

Licht/Ton: Conny Käfer, Markus Käfer und Dennis Schmidt von der Firma Käfer PA, Patrick Metzger und Daniel Künkel.

Mikrophon-Ausgabe: Christian Hauser und Peter Simon

Durchsagen/CD-Einspielungen: Wolfgang Roth

Videoaufzeichnung: Jens Schaumann, Rolf Wetzel von der Firma Wespo

Fotoaufnahmen: Fritz Papenberg und Bernd Blum

Kinderballett: Merle Fleig, Kira Frey, Marvie Greitmann, Antonia Haas, Valerie Haas, Stella Hauser, Jana Kluth, Lara-Marie Lewanderski, Louisa Lewanderski, Leonie Reiser, Marie Reiser, Sophie-Marie Schaumann, Mia Schaumann, Melissa Teutsch, Maya Teutsch, Kreta Tröndle, Hanna Ummenhofer, Lotta Wagner, Lene Wagner und Elaine Weißer; Leitung und Kostüme: Sabrina Mauch und Jana Metzger; Haare: Mütter der Kinder; Maske: Karin Blessing

Jugendballett: Hannah Becker, Lea Dinser, Vreni Dinser, Hannah Dinser, Angelina Fauth, Sophia Konegen, Maxi Raufer, Ina Sauter, Pia Sauter,. Amélie Schaumann, Selina Schaumann, Michelle Teutsch, Ann-Kathrin Weißer, Eva Hoeck , Estee Hauser, Luise Wagner, Pauline Säger, Sophia Oberföll, Simon Haas und Aidan Haas; Leitung: Lisa Eisenmann; Kostüme: Jasmin Mauch und Julia Wursthorn; Haare: Annette Wagner und Lisa Eisenmann; Maske: Laura Ruck und Nicole Rizza

Zunftballett: Kathrin Bachert, Timo Brugger, Michaela Faißt, Dominik Haas, Marvin Hahn, Sabrina Mauch, Jasmin Mauch, Jana Metzger, Sven Metzger, Chiara Nolle, Franka Nolle, Jan Orsinger, Julia Popko, Daniel Rausevic, Isabel Roth, Janine Roth, Sandra Rudzki, Pascal Schiele, Larissa Voggenreiter und Julia Wursthorn; Leitung: Janine Roth; Kostüme: Heike Hahn, Isabel Heuseck, Kerstin Weißer, Susanne Orsinger und

Ulrike Haas; Haare: Anika Schwarzmüller und Ricarda Zajac; Maske: Heidi Uetzfeld

Texte Sprechnummern: Alex Brüderle, Anselm Säger, Quirin Säger, Marius Richter, Mathis Richter, Olli Kienzler, Lukas Link, Luis Dinser und Mathias Keller

Maske Spieler: Yvonne Distel

Im Comicbuch-Laden: Nerd 1: Olli Kienzler; Nerd 2: Timo Klötzl; Ladenbesitzer: Lorenz Richter; Schwester Sophie: Maire Schaumann und einige Special Guests

Max und Moritz – Kinder: Wilhelm Busch: Alexander Brüderle; Max: Tom Bicker; Moritz: Simon Brüderle

VS-Superheldenalarm: Super-Girl: Hannah Becker; Super Woman: Sabine Henke; Batman: Linus Richter; Flash: Pascal Beha; Catwomen: Anselm Säger; The Brain: Werner Mauch; Alt-OB Kubon: Christoph Bachert

Werner - Beinhard: Polizist Bruno: Mathias Keller; Polizist Helmut: Luis Dinser; Kommandant Bürgerwehr: Lukas Link; Bürgerwehr Soldat Werner: Fabian Mauch; Grenadiersoldat Kunle: Jonas Kretschmer

Alles Super in VS: Super-Woman: Steffi Brüderle (Morbili); Super-Girl: Pauline Säger (Morbili); Super-Narro: Jörg Kimmich (Narro); Super-Ratsherr: Rolf Ade(Ratsherr); Super-OB: Benni Walter(Oberbürgermeister Roth)

Max und Moritz – Jugend: Willhelm Busch: Alexander Brüderle; Mäxx: Moritz Feustel; Moe: Moritz Kimmich; Dreadlocks Pit: Linus Feustel; 5. ADHS Phil: Antonia Haas; Pipi Langstrumpf: Lara-Marie Lewanderski

Die Schlümpfe: Schlumpfine: Susy Roth; Papa Schlumpf: Jonas Ettwein; Schlumpf 1: Heidi Popko; Schlumpf 2: Priska Haas; Schlumpf 3: Benedikt Fehrenbach; Schlumpf 4: Philipp Haas; Gildnermel: Simon Haas; Mieze/Azrael: Sebastian Bohrer; Anselm Säger: Anselm Säger; Maske: Karin Blessing

Panzerknacker-Gesangsgruppe: Peter Metzger, Gitarre und Gesang; Hans Vosseler, Gesang; Manfred Roth, Gesang; Rolf Kübeler, Gesang; Michael Willmann, Cachon; Maske: Karin Blessing.

Asterix macht Fasnet: Asterix: Moritz Schaumann; Obelix: Mathis Richter; Majestix: Marius Richter; Troubadix: Dominik Beha; Miracoulix: Quirin Säger

Max und Moritz – Senioren: Moritz: Alexander Brüderle; Max: Anselm Säger

DJ After-Show-Party: DJ Alex – Alex Köppe, Villingen