Sie freuen sich auf die 1. Mai-Kundgebung, die erstmals auf der Möglinghshöhe in Schwenningen veranstaltet wird: (von links) Walter Kuhnen, Anja Lüders und Thomas Bleile. Foto: Streck Foto: Schwarzwälder-Bote

Gewerkschaft: Unter dem Motto "Zeit für mehr Solidarität" spricht Thomas Bleile Brennpunkte an / "Rolling Bones" spielen

Von Sabine Streck

"Zeit für mehr Solidarität" lautet das Motto des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) am 1. Mai. Erstmals findet die Kundgebung auf dem Festplatz der Möglingshöhe in Schwenningen statt. Von 11 bis 13 Uhr wird diskutiert und gefeiert.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Hauptredner wird der neue Erste Bevollmächtigte der IG Metall Verwaltungsstelle Villingen-Schwenningen, Thomas Bleile, sein. Traditionell wird auch Oberbürgermeister Rupert Kubon und der Kreisverbandsvorsitzende des DGB, Walter Kuhnen, sprechen.

Die Band Rolling Bones wird für die musikalische Unterhaltung sorgen. Wie in den vergangenen Jahren, wird unter anderem die alevitische Gemeinde Leckeres auftischen. Erstmals dabei ist das "VS-ist-bunt" Bündnis.

Viele Schwerpunkte wird Thomas Bleile unter dem Oberbegriff Solidarität ansprechen. Angesichts des Vorschlags "Rente mit 70" von Finanzminister Wolfgang Schäuble, dränge sich die soziale Sicherheit mehr denn je in den Vordergrund, um nicht in Altersarmut zu verfallen. Die gerechte Lastenverteilung sei gerade im Hinblick auf die Bundestagswahl nächstes Jahr wichtig. Jeder kenne die Probleme, aber keiner wage sich an die Rentenpolitik, meint Anja Lüders, Regionalsekretärin der DGB-Region Südbaden. Durch die Veränderung des Arbeitsmarktes, sei das ganze Gefüge aus dem Ruder geraten. Die Finanzierung der Renten wie bisher funktioniere langfristig nicht mehr. Einen Lösungsansatz sieht Bleile in der Betriebsrente als dritte Säule nach dem Schweizer Vorbild. Wolfgang Schäuble könne nicht auf der schwarzen Null sitzen bleiben. Für ein paar Jahre müsse erst mal mehr Geld in die Hand genommen werden.

Wider das Lohndumping

Bei der Mitbestimmung der Werkverträge sei zwar nicht der große Wurf gelungen, aber immerhin eine Begrenzung der Leihverträge verhandelt worden. Solidarität gelte auch mit den Beschäftigten, die unterschiedliche Verträge haben. Es dürfe keinesfalls ein Lohndumping oder gar eine Zweiklassengesellschaft unter den Arbeitnehmern entstehen. In diesem Zusammenhang weist Bleile auf den Mindestlohn hin, der als Einstieg in Ordnung sei, aber "8,50 Euro langen nirgendwohin".

Auch das Thema Flüchtlinge passt für die Gewerkschafter zum Thema Solidarität. Gerade sie sehen darin einen besonderen Auftrag, sich für Humanität einzusetzen. Die Antwort auf Fremdenfeindlichkeit und Angst sei Integration in Arbeit und Gesellschaft, nicht Ausgrenzung. Flüchtlinge und Einheimische dürften aber auch nicht gegeneinander ausgespielt und somit zur Konkurrenz werden. Deshalb fordere der DGB, keine Ausnahmen beim Mindestlohn und keine Absenkung von Arbeitsschutzstandards zu machen. Bei der Integration in den Arbeitsmarkt stehe weniger das schnelle Unterkommen in eine Beschäftigung als vielmehr die Ausbildung im Vordergrund. Extrem wichtig sei zunächst, dass die Flüchtlinge die Sprache lernten.

Seit Dezember vergangenen Jahres laufen im Gewerkschaftshaus in der Schwenninger Arndtstraße zwei Sprachkurse, die im Juni auslaufen. Rund 25 Interessenten lernen hier Deutsch.

Ein weiteres Thema, das die Gesellschaft seit Jahren beschäftigt, ist die Lohngerechtigkeit für Frauen im Arbeitsleben. Wenn sich Frauen für Teilzeit entscheiden, dürften sie selten zurück in eine Vollzeitstelle. Die beiden angekündigten Gesetze zur Lohntransparenz und zum Rückkehrrecht auf Vollzeit seien unerlässlich.

Das, was sich hinter dem Begriff Industrie 4.0 (die Verzahnung der industriellen Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik) verbirgt, werde eine große Herausforderung für die nächsten Jahre werden, meint Thomas Bleile. Gerade hier sei es wichtiger denn je, dass der Mensch im Mittelpunkt der Arbeit bleibe. Stichwörter wie flexible Arbeitszeiten und Homeoffice rückten in diesem Zusammenhang in den Vordergrund. Bleile ist guter Dinge, dass mit diesen Themen in der Region verantwortungsbewusst umgegangen wird, denn die IG-Metall sei Mitglied im Innovationsnetzwerk-Schwarzwald-Baar-Heuberg, dem freien, gemeinnützigen Unternehmer- netzwerk.