Der Schwenninger Ostbahnhof ist bislang schon ein Treffpunkt für junge Leute. Jetzt gibt es den Vorschlag, dort das Jugendkulturzentrum einzurichten. Foto: Falke

Standort-Diskussion geht munter weiter. SPD und Grüne bekommen Kritik. Für Bar-Chef geht es um Existenzen.

Villingen-Schwenningen - Der Bau eines Jugendkulturzentrums bestimmt den Wahlkampf in VS. SPD und Grüne bringen jetzt die "Expressguthalle" im Bahnhofsgebäude in Schwenningen als möglichen Standort ins Gespräch. Über den Vorschlag ärgert sich indes Geschäftsführer Jan Christoph Uhl, außerdem Chef des Café Bar Ostbahnhof.

Für die Fraktionssprecher Edgar Schurr (SPD) und Joachim von Mirbach (Grüne) liegt der Vorschlag nahe. Denn: Die Bahn als Eigentümerin will das Gebäude verkaufen. Und so sollte die Stadt beim Erwerb als erstes am Zuge sein, erklärte Schurr gestern im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Schurr und von Mirbach schlagen vor, zunächst zu prüfen, ob sich die Räume für ein Jugendkulturzentrum eignen würden. Ideal sei das Gebäude insbesondere, weil es über den Nahverkehr mit Bahn und Bus auch aus Villingen und den weiteren Stadtbezirken gut erreichbar sei.

Und wie reagiert die Stadtverwaltung auf den Vorschlag? "Die Stadt Villingen-Schwenningen hat ein gesteigertes Interesse am Erwerb des Schwenninger Bahnhofs", teilte Pressesprecher Nicolas Lutterbach mit. Für den Bahnhof seien verschiedene Nutzungskonzepte denkbar. Eine klare Präferenz gebe es allerdings noch nicht. "Die Stadtverwaltung befindet sich in Gesprächen mit der Deutschen Bahn", erklärt Lutterbach abschließend. Und diese Gespräche seien von entscheidender Bedeutung, sagt Edgar Schurr. Überdies müsste die Stadt ein Vorkaufsrecht haben.

Für die Stadt wäre ein Kauf des Bahnhofsgebäudes ideal, sei das Areal nicht nur wichtige Drehscheibe in Schwenningen, sondern auch wichtige Achse, um in den Neckarstadtteil zu kommen.

Schurr habe nichts gegen die bestehende Gastronomie, doch wenn die Stadt den Bahnhof kaufen und sich erweisen sollte, dass dort ein Jugendkulturzentrum möglich wäre, gingen öffentliche vor privaten Interessen.

Dies sieht Geschäftsführer Uhl anders. Was mit der Belegschaft bei einem Kauf und einer Umnutzung als Jugendzentrum passieren soll, sei scheinbar völlig irrelevant, schreibt Uhl auf Facebook. Es handele sich um 25 Arbeitsplätze, davon zwei Ausbildungsstellen. "Und das sind jede Menge Existenzen."

Uhl erklärt außerdem, er habe erfahren, dass Investitionen in Richtung Schwenninger Bahnhof nicht wesentlich geringer wären als die Kosten, die das Jugendforum vorgeschlagen hatte. Noch ein Argument: Sollte die Stadt das Bahnhofsgebäude erwerben, sei eine Nutzung zu Zwecken der Jugendkultur frühestens in sieben Jahren möglich – so lange laufe der Pachtvertrag, erklärte Uhl gestern im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Ulrike Heggen (FW), auf den Vorschlag angesprochen, findet die Expressguthalle nicht ideal. Sie sieht unter anderem Probleme wegen des Lärmschutzes, wenn die geplante Bebauung im Neckarpark realisiert wird. Sie favorisiert weiterhin den Klosterhof zwischen Villingen und Schwenningen als Standort, im Gegensatz zu Edgar Schurr, der dafür plädiert, zunächst ein Gesamtkonzept für das gesamte Areal vorzulegen. Ebenso seien Altlasten zu beachten, die sich in dem Areal des früheren Familienfreizeitparks befänden. Und so geht die Diskussion um den Standort eines Jugendkulturzentrums munter weiter.