Gratulation nach Corona-Art: der Bundestagsabgeordnete Marcel Kilnge (rechts) nimmt den Glückwunsch des Landtagskandidaten Frank Bonath entgegen. Klinge wird nun erneut ins Rennen um das Bundestagsmandat geschickt. Foto: Spitz Foto: Schwarzwälder Bote

Bundestagswahl: FDP nominiert Marcel Klinge einstimmig zum Bundestagskandidaten

Schwarzwald-Baar-Kreis. Es waren zwar nur 32 stimmberechtigte Mitglieder, aber ein riesengroßer Rückhalt für den FDP-Bundestagsabgeordneten Marcel Klinge: Einstimmig wurde er am Montagabend zum Bundestagskandidaten der FDP im Wahlkreis 286 gewählt.

"Ich schlage gerne und mit vollem Herzen und aus voller Überzeugung unseren aktuellen Abgeordneten, den Dr. Marcel Klinge, vor", überschlug sich Frank Bonath in seiner Funktion als Versammlungsleiter beinahe.

Klinge selbst streifte die vergangenen drei Jahre, während derer er als FDP-Abgeordneter der Region in Berlin saß, nur knapp. Stattdessen freute sich der 39-Jährige über den Zuspruch, den die Freidemokraten in der Region jüngst erfahren hätten. Mit 250 Mitgliedern seien die Schwarzwald-Baar-Kreis’ler mittlerweile der größte Kreisverband in Südbaden mit zuletzt sehr gutem Ergebnis bei den Kommunalwahlen. Auch wenn die zuletzt neun Prozent für die FDP in Villingen-Schwenningen von der 20-prozentigen Traummarke im Kinzigtal noch weit entfernt sind, bilanzierte Klinge für "seine" Regional-FDP zuletzt "sehr gute Jahre".

Politisch bewegen den studierten Politologen und Soziologen derzeit vor allem die im März 2021 bevorstehende Landtagswahl, für die er exakt zwei Wochen vor seiner Nominierung zum Bundestagswahl-Kandidaten den Fraktionschef im städtischen Gemeinderat, Frank Bonath, ins Rennen geschickt hat.

Dass aktuell auch für die Politiker eine besondere Zeit ist, wurde spätestens in Klinges Bilanz deutlich: "Corona hat gezeigt, was läuft und was nicht", findet er. Konkret: Gute Noten gab er dem Gesundheitssystem oder dem stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt, ein mangelhaftes Zeugnis hingegen stellt er vor allem der Digitalisierung aus, vor allem auch mit Blick auf den Bildungssektor. Anstatt der 300 Euro Kinderbonus als Wertschätzung für die unbestritten "großartige" Leistung der Familien bei Homeschooling und Betreuung hätte Klinge das Geld lieber in ein Tablett für jedes Schulkind gesteckt. Apropos Geld: "Konjunkturpakete mit 230 Milliarden Euro – wer zahlt das alles?", stellte Klinge in den Raum und sieht darin schon einen Teil der Zukunftsthemen vor sich. Für die Freidemokraten aber ebenso ein Schwerpunktthema: "die Bürger- und Freiheitsrechte". Sie sollen, kündigte der 39-Jährige an, einen Schwerpunkt im FDP-Wahlkampf bilden.

Und wo der Liberale gerade schon beim Thema war: Die jüngsten Diskussionen über eine Wahlrechtsreform waren für ihn dass Aufregerthema der vergangenen Woche schlechthin. Deutschland habe bereits jetzt das zweitgrößte Parlament der Welt – und wenn es so weitergehe, bald sogar das größte. Aber: "Wir brauchen keinen Bundestag mit 800 Abgeordneten."

Angst, im Falle einer Reform des Wahlrechts selbst den Kürzeren zu ziehen, hat der hochgewachsene Doppelstädter übrigens nicht: Im Falle seiner Wahl wolle er sich auch wieder als Spitzenkandidat der FDP im Land bewerben und werde er voraussichtlich auf Listenplatz sechs im großen Wahl-Zirkus um die Sitze in Berlin antreten. "Das ist ein sehr guter Platz, damit stehen die Chancen gut" – außerdem, so Klinge nicht gänzlich bescheiden, sei er in seinem Mandat als Abgeordneter "sehr fleißig gewesen, ich habe viel gemacht – und mir macht das auch noch Spaß!"