Viele farbige Zettel hängen schon an einer der Pinntafeln, doch das ist erst der Anfang. Beim Workshop für den Kandidat-O-Mat von VS rauchen im Druckzentrum des Schwarzwälder Boten seit Montag die Köpfe. Foto: Eich

OB-Kandidaten von Villingen-Schwenningen stellen sich Wählern. Woran müssen sich Bewerber messen lassen?

Villingen-Schwenningen - Die OB-Kandidaten von Villingen-Schwenningen stellen sich ihren Wählern. Alle, die sich bislang beworben haben, sicherten ihre Teilnahme am Kandidat-O-Maten zwischenzeitlich zu.

Und auch das Tool selbst nimmt jetzt Gestalt an. Im Druckzentrum des Schwarzwälder Boten rauchen die Köpfe. Seit Montag werden dort die Thesen entwickelt, die den OB-Kandidaten von Villingen-Schwenningen im Rahmen des kleinen Bruders des Wahl-O-Mats vorgelegt werden. Damit schlägt die Geburtsstunde für das erste Online-Tool, das den Villingen-Schwenningern per Mausklick einen raschen Abgleich ihrer eigenen Interessen mit denen der OB-Kandidaten ermöglicht.

Die Landeszentrale für politische Bildung (Lpb) aus Freiburg bringt das Instrument gemeinsam mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem Schwarzwälder Boten in den Wahlkampf ein. Ziel der Landeszentrale ist es, das Programm bei Wahlen in Gemeinden mit mindestens 50.000 Einwohnern zu etablieren. Doch um dies zu erreichen, bedarf es der Erfahrungswerte, die nun unter anderem in Villingen-Schwenningen bei der OB-Wahl gesammelt werden. Die Messlatte liegt hoch: Jeder vierte Wähler hat bei der Bundestagswahl 2017 den Wahl-O-Mat bemüht – sei es aus Neugier, zur tiefergehenden Information oder tatsächlich, um sich die Wahlentscheidung zu erleichtern.

Doch bis es in Villingen-Schwenningen, etwa drei Wochen vor der Wahl am 7. Oktober, so weit ist, bedarf es noch einiger Arbeit. Welch aufwändiger Prozess der Thesenfindung vorausgeht, das erleben seit Montag die Workshopteilnehmer – Schüler aus VS, Studenten und ein Team der Landeszentrale für politische Bildung (Lpb). Es geht zur Sache. Kurz und knapp gehalten war die Einführung ins Thema Wahl-O-Mat via Powerpoint-Präsentation sowie die Kurzvorstellung der bisherigen Kandidaten. Und schon ging es ans Eingemachte. In Kleingruppen unterteilt widmeten sich die Teilnehmer unter der Leitung der beiden Workshop-Verantwortlichen Vivianna Klarmann und Felix Fuhr sowie im Beisein des zuständigen Professors und Leiters der Freiburger Außenstelle der lpb Michael Wehner etwa 20 Sachgebieten. Von Migration über Familie, öfffentliche Infrastruktur, Umwelt oder den Stadtteilen bis hin zu Bildung, Kultur oder Soziales wurde der Bogen gespannt. Neben den Anregungen und Wünschen der Leser, die die Redaktion des Schwarzwälder Boten per Mail, Online-Kommentar auf Facebook oder in Schriftform erreichten, sammelten die Workshopteilnehmer im Brainstorming auch eigene Gedanken und mögliche Thesen. Zusätzlich hatten alle Kandidaten die Wahl, ihre zehn wichtigsten Forderungen einzureichen – alle machten von dieser Möglichkeit Gebrauch – schließlich ist das auch eine prima Gelegenheit, des "Agenda-Settings", wie Felix Fuhr die Möglichkeit, Themen zu setzen, benennt.

Weit über 100 Thesen landeten auf bunten Zetteln schließlich an den Pinntafeln. Weiter ging es im Plenum. Alle Arbeitsgruppen nahmen gemeinsam die ersten Thesen unter die Lupe und überprüften: Ist das in VS ein Thema? Wo liegen die Kontroversen, an welchen sich die Geister am Ende scheiden könnten? Wie lässt sich ein Thema am besten und klarsten auf den Punkt bringen?

Hochkonzentriert und voller Eifer werden die Thesen entwickelt. Für die Workshopteilnehmer ist das Politik zum Anfassen. Die 17-jährige Mona Schirmaier, Schülerin der elften Klasse der Waldorfschule in Schwenningen, nahm diese Gelegenheit gerne wahr: "Ich bin politikinteressiert und dachte mir, das klingt nach einer coolen Sache", erzählt sie lachend. Thomas Weidle vom Hoptbühl-Gymnasium hält die Mitarbeit am Kandidat-O-Mat gleichzeitig für eine prima Gelegenheit, sich über die OB-Wahl zu informieren. Und Larissa Gaede, die nicht nur Schülerin am Romäusring-Gymnasium, sondern auch Jugendgemeinderätin ist, freut sich, dass sie ihre Eindrücke aus diesen beiden Bereichen im Workshop zielgerichtet einbringen kann.