Sie haben ihren Spaß bei den Treffen im Neckarforum (von links): Fritz Bukenberg, Angela Simon, Marianne Rosenberger, Regina Scalici, Waltraud Langenfelder, Bernd Spiegelhalter, Hans-Jürgen Volk, Marliese Bohn und Berthold Stang. Foto: Parage Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Rührige Seniorentruppe kommt im Neckarforum zusammen / Weitere Besucher erwünscht

Das Neckarforum des DRK soll eine Begegnungsstätte für alle Generationen werden. Eine Seniorentruppe trifft sich dort bereits – und freut sich über Zuwachs.

VS-Schwenningen. "Wir kommen nur zum Schwätzen", sagt Marliese Bohn und lacht. Das "nur" trifft es allerdings nicht richtig. Denn die Begegnungsstätte Neckarforum leistet mehr: Sie schafft einen Treffpunkt für Senioren. Eine Gruppe von ihnen kommt an Dienstag- und Donnerstagnachmittagen in der August-Reitz-Straße 20 zusammen. Im Erdgeschoss des Gebäudes findet sich auf der einen Seite der Kleiderladen des Roten Kreuzes, und nebenan die Begegnungsstätte Neckarforum.

Eingerichtet wie ein Café, sitzen dort zweimal die Woche bis zu 20 ältere Besucher um einen großen Tisch und unterhalten sich. "Wir finden immer ein Thema", erzählen einige der Frauen. Etwa, wenn es um die Frage geht, wohin der nächste Ausflug gehen soll. Zweimal im Jahr zieht es die Gruppe nämlich hinaus. Im Frühling haben die Senioren so die Landesgartenschau in Lahr besucht, das Kloster Beuron im Donautal schauten sie sich ebenfalls gemeinsam an. Einer der Teilnehmer, Berthold Stang, hat eine Liste mit Ausflugszielen zusammengestellt. "Und wir stimmen darüber ab", erklärt Marliese Bohn.

Stang und seine Frau Doris sind vor vier Jahren nach Schwenningen gezogen. Im Obergeschoss des Neckarforum-Gebäudes gibt es barrierefreie Wohnungen. Dort hat sich das Ehepaar fürs Alter eingerichtet und ein Stockwerk tiefer Anschluss gefunden. Ohne solch einen Treffpunkt wie das Café sei es schwierig, Leute kennenzulernen, sagt die 72-jährige Doris Stang. Deshalb sprächen sie und ihr Mann, wenn sie in der Stadt unterwegs seien, auch mit anderen über dieses Angebot.

Die Senioren sind sich einig, dass sie sichtbar sein wollen mit ihrem Café: Sie wünschen sich Plakate, die am Gebäude auf das Angebot aufmerksam machen, und dadurch neue Teilnehmer ansprechen.

Die Alterspräsidentin in der Runde ist Angela Simon. Ihre 90 Jahre sieht und hört man ihr indes nicht an. Sie fährt immer mit dem Linienbus zum Neckarforum. "Und dem Rollator", ergänzt die rüstige Seniorin. "Ich guck die Wände nicht an." Soll heißen: Simon ist jeden Tag unterwegs. Nach dem Tod ihres Mannes vor sieben Jahren wollte sie nicht alleine in der Wohnung sitzen. In der Zeitung las sie über die Begegnungsstätte für Senioren, seither ist sie dabei.

Die Senioren wünschen sich, dass auch jüngere den Weg zu ihnen finden und zur Gruppe dazustoßen. Angela Simon allerdings ist skeptisch. Die jungen Leute kämen zu den alten eben einfach nicht. "Manche denken, die Alten haben einen Schuss", wirft Regina Scalici, die sich extra aus Villingen herfahren lässt, scherzend ein.

Das verdeutlicht, was Marianne Rosenberger meint, wenn sie sagt: "Wir haben viel Spaß." Sie leitet die Begegnungsstätte seit Juni und hat die Aufgabe von Bohn übernommen. Angefangen hat die Arbeit vor Jahren im kleinen Café hinter dem Uhrenindustriemuseum in der Bürkstraße. Zwei Frauen haben das Angebot einst ehrenamtlich aufgebaut. Jedes Mal gibt es Kaffee und Kuchen, abends noch ein Vesper. All das organisiert inzwischen die 71-jährige Rosenberger. "Zu Fuß", wie sie sagt.

"Marianne ist ein richtiger ›Fleckabesa‹", erklärt Bohn. Den ganzen Tag sei sie unterwegs in der Stadt, damit passe die Schwenninger Bezeichnung bestens. Dem kann die so Beschriebene nur zustimmen: "Ich geh um acht aus dem Haus und komm um halb elf, elf heim", erzählt sie im breitesten Kurpfälzerisch. Darüber hinaus sei sie auch noch das älteste Mitglied des Narrenvereins Ziegel-Buben. Mit ihrer umtriebigen Art ist sie nicht alleine. Auch Waltraud Langenfelder, eine weitere Teilnehmerin, ist mit 77 Jahren noch täglich auf Achse – auch so ein "Fleckabesa".

Im Neckarforum trifft sich also eine rührige Truppe. Hans-Jürgen Volk, Leiter der Sozialarbeit im Schwenninger DRK-Ortsverein und damit für das Café zuständig, ist auf einer Linie mit "seinen" Senioren. Das Neckarforum soll eine Begegnungsstätte für alle sein, ein Treffpunkt der Generationen, erklärt er. Geplant seien ein Spieletreff, Filmabende und ab dem neuen Jahr soll es auch ein Angebot für gemeinsames Kochen geben. Auch Vorträge von Ärzten kann sich Volk vorstellen. Außerdem will er Gutscheine fürs Café im Kleiderladen nebenan hinterlegen, um so neue Teilnehmer ins Neckarforum zu bringen.

Alle zwei Monate findet hier bereits ein Treff für gehörlose Senioren statt, auch Bewohner des Lebenshilfe-Wohnheims kommen ein- bis zweimal im Monat zu Kaffee und Vesper. Einer von ihnen hilft mit im Service: Bernd Spiegelhalter serviert dienstags und donnerstags Kaffee. Manche Idee ist also schon umgesetzt. Und geht es nach den Senioren, soll das für alle anderen auch bald gelten.