Rund 2,6 Millionen Euro hat das neue Zentrum gekostet. Foto: Eich

Auf neue Veranstaltungsstätte weist man bislang kaum hin. Macht VS zu wenig Werbung für Projekte?

Villingen-Schwenningen - Rund 2,6 Millionen Euro hat es gekostet. Fehlte für die Hinweisschilder auf die neue Veranstaltungsstätte danach das Geld? Das dürfte mancher Autofahrer argwöhnen, der den Weg zur neuen Halle nun vergeblich sucht. Noch immer gibt es viel zu tun - und nicht nur dort.

Es passt zum Understatement, das dem Oberzentrum so oft vorgeworfen wird. Mit seinen Pfunden zu wuchern, das scheint für viele nicht die Paradedisziplin von VS zu sein. Schon in der Vergangenheit gab es dafür prominente Beispiele – etwa als VS im Wettstreit um das Polizeipräsidium offensichtlich die notwendige Lobby in Stuttgart gefehlt hat, oder als im Bereich der Hochschule das Schleifzentrum nach Tuttlingen abgewandert ist. VS habe zu wenig getan, um die Entscheidung zu seinen Gunsten zu beeinflussen, hieß es damals. Selbst die Kompromiss-Lösung für VS beim Ausbau der Polizei-Hochschule für Baden-Württemberg reiht sich in diese unpopuläre Sammlung ein, wenn Skeptiker immer lauter fordern, VS solle sich seiner Stärken bewusst werden und mit ihnen werben.

"Nachtacht" startet leise

Doch mit der Werbung in eigener Sache ist es in VS häufig nicht weit her. Stechen Verkehrsteilnehmern andernorts etwa gerne Werbeplakate, pfiffige Slogans oder Flyer über alternative Nahverkehrsangebote ins Auge, wurde die neue "Nachtacht", der Bus für die Nachtschwärmer in VS, zum Monatsbeginn eher heimlich still und leise eingeführt. Nicht immer braucht es die große Kampagne, manchmal wirken schon Hinweisschilder und Wegweiser Wunder – das Jugendkulturzentrum (Jukuz) im Klosterhof aber ist seit Ende März in Betrieb und hat es in diesem knappen halben Jahr noch immer nicht auf die Straßenschilder geschafft – zum Leidwesen des Jugendförderungswerks, wenn wieder einmal ein externer Besucher den Weg zum Event im Klosterhof gar nicht gefunden hat oder selbst Doppelstädter in Unkenntnis der genauen Lage im Zentralbereich umherirrten.

"Wir haben jetzt zumindest einmal einen Banner aufgehängt", erklärt Friedhelm Schulz, der Interims-Geschäftsführer des Jugendförderungswerks, welches das Jugendkulturzentrum betreibt. Allgemein, betont er, sei man mit dem Verlauf im ersten halben Jahr zufrieden – obwohl noch immer viel zu tun sei. Einiges "Feintuning" sei noch zu erledigen, sagt er auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. "Aber das ist bei so einem Neubau wahrscheinlich völlig normal." Die Außenanlagen sind noch immer nicht fertiggestellt. Und mancher Nachbesserungsbedarf offenbarte sich in erst im laufenden Betrieb. So wie der fehlende Platz für Getränke im Innenraum – ein Kühlcontainer im Außenbereich werde deshalb aktuell erstellt.

Dass der Weg zum Jugendkulturzentrum noch nirgendwo ausgeschildert ist, ist trotz aller Rückmeldungen genervter oder verhinderter Besucher in Schulz’Augen "keine große Sache", sondern eine "unter vielen Kleinigkeiten". Dennoch wird beim Blick auf die weiteren Planungen klar, wie drängend die Angelegenheit ist: "Bis zum 31. Dezember haben wir jedes Wochenende mindestens zwei Veranstaltungen", freut sich Friedhelm Schulz.

Politisch gewollt unabhängig

Die Pressesprecherin der Stadtverwaltung, Oxana Brunner, erklärt auf Nachfrage nach Zahlen und Fakten zu den ersten Monaten des Jukuz, das Jugendförderungswerk betreibe die Einrichtung, so wie es der erklärte politische Wille sei, "unabhängig von der Stadt". Zu Details könne sie daher nichts sagen. Sicherlich werde man in einigen Monaten gemeinsam Bilanz ziehen, so Brunner.

Es laufe richtig gut, lässt hingegen Friedhelm Schulz verlauten, der damit den Eindrücken von Beobachtern widerspricht, die eine Flaute im Klosterhof bemerken wollen und kritisch hinterfragen, ob die bislang erreichte Zielgruppe nicht zu einschlägig sei und sich im Wesentlichen auf die üblichen Verdächtigen im Umfeld des Jugendförderungswerks beschränke. Zunehmend entdeckten beispielsweise auch Seminar-Veranstalter die Location für sich. Oktoberfest, Disco, 70er- oder 80er-Party, all das finde sich zudem unter den Veranstaltungen im Klosterhof. "Wir haben teilweise schon Verträge bis ins nächste Jahr rein."

"Es zeigt sich, dass diese Größe gefehlt hat", so Schulz. Mit einem Fassungsvermögen von 300 bis 400 Besuchern sei das Jugendkulturzentrum ideal. Und auch das Preisgefüge passe. Gestaffelt je nach Anforderungen und Umfang der Räumlichkeiten sei ein regionaler Kulturveranstalter für ein Konzert schon mit "plus/minus 300 Euro" dabei. "Die Leute, die den Raum sehen, finden ihn oft toll", freut sich Schulz – mancher Besucher, der mangels Hinweisschildern unverrichteter Dinge den Rückzug nach Hause antrat, mag ergänzen: "...wenn sie ihn überhaupt gefunden haben!"