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Gotteshäuser füllen sich wieder. Besucher gehen entspannt mit Vorschriften um.

Villingen-Schwenningen - Fegt der Corona-Schock weiterhin die Kirchen leer? Trotz Singverbot und Hygieneregelungen, werden die Gottesdienste wieder recht gut besucht.

Die meisten Besucher gehen recht entspannt mit den Hygienevorschriften um, die Kirchen füllen sich wieder. Ab Sonntag soll es in manchen evangelischen Kirchen zumindest einen Testlauf geben: Das Singen mit Mund-und Nasenschutz. Denn das gemeinsame Anstimmen von Liedern fehlt fast allen.

In der Doppelstadt ergibt sich bei einer Umfrage ein ähnliches Bild, ob es um katholische Kirchen oder evangelische Gotteshäuser geht. Anfangs, so erzählen die Vertreter der Pfarrgemeinderäte, sind die Zahlen der Gottesdienstbesucher deutlich nach unten gegangen, doch mittlerweile habe sich die Situation wieder normalisiert.

Und dies obwohl sich die Gläubigen an einige Vorschriften zu halten haben: Singen ist verboten, Plätze werden zugewiesen, für die Kommunion wird eine flexible Plexiglasscheibe herangefahren. "Die letzten zwei, drei Sonntage war es wieder recht voll", berichtet Martin Schuhbauer, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates der Münsterpfarrei im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. In den Anfangszeiten des "Lockdown" habe man gerade mal 40 Leute gezählt, mittlerweile seien es an die 100 im Vergleich zu etwa 150 Gottesdienstbesuchern zu normalen Zeiten.

Im Gegensatz zu den evangelischen haben es die katholischen Kirchengemeinden nicht ganz so streng, sie können auf eine schriftliche Anmeldung zu den Gottesdiensten verzichten. Dennoch hat sich seit Beginn des "Lockdown" vieles geändert. In vielen Kirchen hängt ein Sitzplan aus, Ordner oder Begrüßungsteams führen Paare, Familien und einzelne Besucher zu ihren ausgewiesenen Plätzen. Mund- und Nasenschutz wird zwar empfohlen, erläutert Schuhbauer, sei aber kein Muss. "Die wenigsten tragen das, wenn sie in den Bänken sitzen."

Wie andere Gemeindemitglieder bemerkt auch Schuhbauer: "Das Singen fehlt. Einfach ist das nicht." Gut eingespielt haben sich zu Corona-Zeiten auch die Gottesdienste in der Gemeinde St. Franziskus-Mariä-Himmelfahrt in Schwenningen. Viele Gottesdienstbesucher bringen von sich aus Zettel mit, auf denen Namen und Adresse bereits vermerkt sind, andere füllen diese vor Ort aus. Wie gut, in solchen Zeiten einen ordentlichen Stamm an Ehrenamtlichen zu haben, erläutert Stefan Erchinger, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderates der Seelsorgeeinheit in Schwenningen, "die gerne helfen". So lassen sich die ganzen Hygienevorschriften gut bewältigen, ob das Heranfahren von mobilen Plexiglasscheiben während der Kommunion, das Desinfizieren von Bänken und Türklinken oder das Zuweisen von Plätzen. Immerhin gelten Abstandsregelungen von zwei Metern.

Für Wolfgang Rüter-Ebel, Pfarrer der evangelischen Johanneskirche und Dekan im Kirchenbezirk Villingen, wird der kommende Sonntag ein ganz besonderer sein. Dort beginnt ein Testlauf zunächst an zwei Kirchen in Villingen. In der Paulus- und Lukasgemeinde wird das Singen mit Mund- und Nasenschutz getestet.

"Wir probieren das jetzt mal", so Rüter-Ebel, "denn das Singen fehlt den Leuten ganz einfach." Parallel dazu werden alle Namen der Gottesdienstbesucher dokumentiert, die Zettel werden wie andernorts auch nach vier Wochen wieder vernichtet. Ob aus dem Testlauf, zumindest zu Corona-Zeiten eine Dauereinrichtung wird, hängt von der evangelischen Landeskirche ab. Diese entscheidet darüber, in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden.

In der Johanneskirche in Schwenningen laufen die Gottesdienste mit den gleichen Einschränkungen wie auch in den anderen Kirchen ab. Die Landeskirche hat vorgegeben, dass die Gottesdienste nur noch 35 Minuten dauern dürfen, normalerweise geht in der Johanneskirche ein Gottesdienst ungefähr eine Stunde, erzählt Simon Ziegerer, Pfarrer in der Johanneskirche eins. So wie in den anderen Kirchen, ist auch in der Johanneskirche das Singen verboten. Als Alternative, werden Liedtexte gesprochen oder mitgesummt – es wird versucht einen feierlichen und würdigen Gottesdienst stattfinden zu lassen, trotz der momentanen Situation. Doch auch Simon Ziegerer fehlt das Singen sehr, für ihn sei das Singen eine Emotionsäußerung und diese fehle ihm sehr.

Der geschäftsführender Pfarrer der Kirchengemeinde Schwenningen, Klaus Gölz, erklärt ebenso, dass das Singen sehr fehlt. Denn durch das Singverbot sei das Gemeinschaftsgefühl nicht mehr so stark.

Doch die Kirchengemeinde versucht für ihre Gemeinde, das Beste aus der momentanen Situation zu machen. Sie bieten für die Gemeindemitglieder, die sich momentan nicht trauen in die Kirche zu kommen, da sie zur Risikogruppe gehören, einen Podcast "Impuls zum Sonntag" und einen Newsletter "Hoffnungszeichen" an.