Weil Personal fehlt, kann die Versorgung der letzten sechs Bewohner im Spittel nicht mehr gestemmt werden. Foto: Kienzler

OB informiert Angehörige. Versorgung der sechs Bewohner nicht mehr zu stemmen.

VS-Villingen - Soll schon Ende Oktober Ende sein im Heilig-Geist-Spital in der Schertlestraße? Entsprechende Äußerungen zumindest kursieren im Internet – Günter Reichert, Geschäftsführer des Spitalfonds, aber tut sie als Gerüchte ab, gleichwohl er auf den Ernst der Lage hinweist.

Es dürfte einer jener Termine für Oberbürgermeister Jürgen Roth gewesen sein, der zu den unangenehmsten zählt: In der vergangenen Woche informierte er Angehörige der insgesamt sechs noch verbliebenen Senioren, die noch in Vollzeit im Pflegeheim in der Schertlestraße versorgt werden, darüber, dass genau das in Zukunft nicht mehr möglich sein werde.

Eigentlich sollte schon Ende August Schluss sein im Spittel, so hieß es im Frühjahr. Dass dann eine Gnadenfrist bis Jahresende herausgehandelt werden konnte, war immer noch eine Schock-Nachricht für die Betroffenen, denn die Suche nach Alternativen ist denkbar schwer. Vom Fachkräftemangel kann man in der Pflegebranche ein Liedchen singen. Personal ist rar, und der demografische Wandel lässt auch die Anzahl der Pflegeplätze schrumpfen.

Sechs Senioren suchen weiterhin neue Bleibe

Von den Ende März noch 78 Bewohnern haben all diesen Widrigkeiten zum Trotz schon viele eine neue Bleibe gefunden. Für sechs Senioren aber wird weiterhin gesucht. Die meisten, erläutert Reichert im Gespräch mit unserer Zeitung, stehen auf Wartelisten irgendwelcher Einrichtungen – aber die können bekanntlich lang sein. Und das Haus am Warenbach, wo Plätze frei wären, muss man sich leisten können – die Investitionskostenumlage beträgt dort pro Tag 25,86 Euro, im Spittel liegt er bei vergleichsweise niedrigen 7,16 Euro. "Aber es gibt ja noch andere Einrichtungen, die preislich auf dem Niveau der Schertelestraße sind", sagt Reichert. Grundsätzlich aber: In der Betreuung der im Spittel verbliebenen Bewohner wird es zunehmend eng.

"Der Oberbürgermeister hat zu einem Informationsabend für Angehörige eingeladen", so Reichert. In diesem Rahmen habe Roth darüber informiert, "dass wir die Versorgung der sechs Bewohner mit Fachkräften nicht mehr stemmen können". Allerdings, betont Reichert, seien dabei "keine Fristen genannt worden" – davon, dass Ende Oktober sicher Schluss sei, könne also keine Rede sein.

Gleichwohl wird im weiteren Verlauf des Gesprächs mit Reichert deutlich: Man gibt jetzt Gas. Die Einrichtung selbst habe sich nun eingeschaltet in die Suche nach Alternativplätzen für die sechs Bewohner – "vielleicht haben wir eher eine Chance, wenn wir uns als Einrichtung melden", hofft Reichert. "Wir versuchen, in anderen Einrichtungen in Villingen Plätze zu finden." Erste Erfolge habe es bereits am Montagmorgen gegeben. "Wir sind guter Dinge", gibt sich der Geschäftsführer des Spitalfonds optimistisch.

Obwohl noch nicht Jahresende ist und es der Personalmangel ist, der die Not gerade besonders groß werden lässt, werden Verlegungen angestrebt – keine vorübergehenden Aushilfen fürs Spittel. Von anderen Einrichtungen Fachpersonal zur Verfügung gestellt zu bekommen, sei ohnehin so gut wie aussichtslos, so Reichert. Und auch der Markt an Freiberuflern ist offenbar abgegrast – sie seien kaum mehr zu bekommen und darüber hinaus auch teuer. Wieviele Fachkräfte der Spitalfonds aktuell benötigen würde? "Das werden wir gegenüber der Presse nicht sagen", gibt Reichert unumwunden zu.

Stattdessen also versucht sich der Spitalfonds als Türöffner für die verbliebenen Bewohner auf ihrem Weg in neue Einrichtungen. "Wir nehmen Plätze, die frei sind", sagt Günter Reichert. Und was, wenn alle Bewohner tatsächlich bis Ende Oktober versorgt wären? "Dann braucht man die Einrichtung ja auch nicht mehr aufrecht erhalten", wiegelt er ab, betont aber, dass eine solche Entscheidung nicht er zu treffen habe, sondern der Stiftungsrat und das Gremium. Noch "im Laufe der Woche" tage das Gremium zum nächsten Mal". Das Spittel dürfte dann als Top-Thema auf dem Tisch liegen.