"One race, the human race" lautet die Botschaft des jungen Mannes. Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlingshilfe: Karin Kohl wünscht sich mehr Beteiligung an Projekten / Aktionstag am 23. Dezember

"Ein ›Gefällt mir‹ auf Facebook ist schön, aber reicht nicht" – Karin Kohl engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit und versucht mit ihrem Integra-Projekt kreative Energien zu entfesseln.

VS-Schwenningen. "Ich wollte keine politische Diskussion anregen, sondern konkret vor Ort helfen", meint Kohl. Deshalb besuchte sie im Januar 2015 eine Veranstaltung zum Thema "Transition Town". Dabei gehe es darum, eine Stadt ökologisch und sozial voranzubringen. Ob mit Theater, Musik oder Gesprächskreisen – die internationale Kultur lasse sich auf verschiedene Arten fördern.

Kohls Interesse für die Flüchtlingshilfe habe ihren Ursprung in frühester Kindheit. "Mit zehn Jahren habe ich Onkel Toms Hütte gelesen", erzählt sie. Seit der Jugend versuche sie die Welt zu verbessern. Drei Monate hat sie in Afrika gelebt und sich dort mit Ernährungsproblemen befasst. Die 60-jährige Hessin kennt das Problem der Integration. Sie ist selbst eine Zugezogene – hochdeutsch sprechend, anders denkend. Das Problem sei der Konservatismus, das Misstrauen gegenüber der Flüchtlinge.

Einst hat sie im Bereich der Suchttherapie gearbeitet, leistete dann Familienhilfe bei Menschen afrikanischer und türkischer Abstammung. "Manchmal fiel es schwer, die Kinder zu verstehen. Das war das erste Mal, dass ich mich mit Logopädie beschäftigt habe", erklärt sie, wie sie auf ihren Beruf gekommen ist.

Der Alltag lässt oft nur wenig Zeit, sich den Projekten zu widmen, die in ihrem Kopf herumschwirren. Allein lässt sich das nicht leisten. Beim "Transition Town"-Treffen seien zwar viele interessiert gewesen, aber die meisten hätten sich dann doch nicht darauf eingelassen. Dabei gebe es für Neueinsteiger so viele Möglichkeiten zu helfen.

Kohl denkt zum einen an einen Spielenachmittag für Kinder, bei dem man gleichzeitig die deutsche Sprache üben könnte. Woran sie sich gern erinnert, ist der "Kunterbunte Chor", bestehend aus Asylanten und Deutschen. Neun Monate habe es funktioniert, doch die Sänger blieben nicht bei der Stange.

Ein erfolgreiches Projekt ist die Kulturküche, die im Jugend- und Familienzentrum Spektrum in der Alleenstraße stattfindet. Bei dem von Jasmin Dazer und Sebastian Pieritz ins Leben gerufenen Projekt wird nicht nur mit Flüchtlingen gekocht, sondern es gibt auch ein Bühnenprogramm.

Des Weiteren gibt es eine afrikanische Trommelgruppe namens Afrigen. Kohl hat außerdem mit einem Syrer und einem Laute spielenden Eritreer das Raptrio "Abeka" gegründet und auch schon ein mehrsprachiges Lied geschrieben namens "Ohne Kalam", was so viel bedeutet wie "Geschwätz". "Noch fehlt jemand, der das Ganze singt. Bisher habe ich das englisch-deutsch-arabische Lied nur einmal auf der Kulturküchenbühne gerappt", erzählt Kohl.

Aber genau darum gehe es bei den Aktionen: Kreativ zu werden mit Flüchtlingen. Für die Zukunft plant Kohl ein so genanntes Patenschaft-Spielkisten-Modell. Anstatt den Flüchtlingskindern Spiele zu schenken, solle man lieber Paten bestimmen, mit denen sie das Spiel gemeinsam entdecken. "Momentan sind wir drei Leute, die die Bereiche Sozialpädagogik, Gesundheit und Sprache und Bewegung abdecken. Aber es wären viele weitere Projekte denkbar", regt Kohl an.

Wichtig sei, dass die Aktionen keinen religiösen Charakter hätten. "Die Muslime sollen sich in einem Kirchenraum nicht unwohl fühlen. Deswegen wollen wir die Projekte frei von trennenden Grenzen in neutralen Gebäuden durchführen", sagt sie. Ideal fände sie ein Haus der Kulturen. Doch das ist alles noch Zukunftsmusik.

Die nächste Aktion findet am 23. Dezember in Form einer kleinen Nachmittags-Weihnachtsaktion für Schulkinder statt, wobei es sich mehr um eine gesellige Runde handeln solle, denn viele Asylanten würden ja kein Weihnachten feiern. Um den Kindern Geschenke kaufen zu können, seien Geldspenden notwendig. Einige Facebook-User haben ihren Beitrag bereits geliked, doch was den Freiwilligen wirklich fehlt, sind vor allem Helfer.

Weitere Informationen: Im Facebook unter "Integra – Kreative Flüchtlingshilfe VS" oder per Mail an Karin Kohl unter integra_VS@OK.de