Rund ein Jahr tüftelten sie an der Gründung einer "SoLaWi" im Schwarzwald-Baar-Kreis. Am Freitagabend stellten Nadja Pohl, Carla André, Hardy Bisinger, Anni Kohnle, Sabine Wagner und Anna Stangl (von links) im Schwenninger Umweltzentrum ihre Ideen der Öffentlichkeit vor. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Umweltzentrum: Vorstellung des Vereins "Solidarische Landwirtschaft Baarfood"

VS-Schwenningen. Eigentlich ist an dem, was sieben begeisterte Menschen aus dem Raum Villingen-Schwenningen aktuell auf die Beine stellen wollen, nichts Neues. Gemeinsam Gemüse anzubauen war einst vor tausenden Jahren nur eine Innovation unter Jägern und Sammlern.

Wie innovativ allerdings gemeinsames Anbauen, Unkraut-Jäten, Beackern von Feldern und schließlich Ernten und Genießen sein können, zeigte sich im Umweltzentrum Schwenningen. Rund 100 Interessenten waren gekommen, um sich beim kürzlich gegründeten Verein "Solidarische Landwirtschaft Baarfood" über eine Mitgliedschaft und Teilnahme an dessen Anbau- und Ernteplänen zu informieren. Angesichts des bisweilen über viele hundert Kilometer transportierten und nicht selten einzeln in Plastik verpackten Gemüses mit Normgröße und -aussehen kann es durchaus als innovativ gelten, zu einer biologisch simplen Tradition zurückkehren zu wollen, Nahrungsmittel vor Ort gemeinsam anzubauen – auch wenn der Satz nicht fiel, war das Prinzip "Weniger ist mehr" in der Vorstellung des Konzepts überall herauszuhören: Regionale und saisonale Selbstversorgung in der Ernährung bedeutet zwangsläufig den Verzicht auf ein "Alles zu jeder Zeit" und damit jedoch eine starke Aufwertung dessen, was die Natur aktuell bietet.

Seit einem Jahr tüfteln Nadja Pohl, Carla André, Hardy Bisinger, Anni Kohnle, Sabine Wagner und Anna Stangl und Marlene Reichegger an der Gründung eines Vereins. Ausschlaggebend hierfür war der im Schwenninger Capitol gezeigte Film "Strategie der krummen Gurken". Die Dokumentation über einen Solidarischen Landwirtschaftsverein in Freiburg sorgte für die Initialzündung. Bis zu drei Mal in der Woche trafen sie sich und sannen an der Übertragung des Konzepts in die hiesige, klimatisch weniger gesegnete Region. Bundesweit gibt es rund 130 solcher "SoLaWis", mit dreien von ihnen, in Ravensburg, Stuttgart-Möhringen und Freiburg, wurden intensive Gespräche geführt, um in Sachen Erfahrung nicht bei Null beginnen zu müssen.

Zur Vorfinanzierung eines Ackers und landwirtschaftlicher Gerätschaften lassen sich andere "SoLaWis" oft viele kleine Darlehen ihrer Mitglieder geben, welche beim Scheitern des Projekts allerdings dahin wären. "Dies wollen wir nicht", so Vorsitzender Hardy Bisinger, "wir haben das Glück, einen großen Sponsor gefunden zu haben." Dieser, die Bad Dürrheimer Mineralbrunnen GmbH, meldete sich aufgrund von Presseveröffentlichungen, unter anderem auch im Schwarzwälder Boten, selbst beim Verein, um dessen Idee der ökologischen und sozialen Bewirtschaftung von Land zu unterstützen. Zwei Ackerflächen, eine in Brigachtal-Überauchen und eine in Nähe der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen stehen der "SoLaWi Baarfood" nun zur Verfügung. Die Bad Dürrheimer Mineralbrunnen GmbH übernimmt die Pacht- und Bewässerungskosten.

Was der Verein auch nicht will, ist ein Arbeitszwang für dessen Mitglieder. Gesetzt wird auf Freiwilligkeit und moderne Informationsvernetzung, über welche dann Mails bezüglich Unkrautjäten, die Beschaffung von Material oder anstehende Erntearbeiten die Runde machen werden. Die landwirtschaftliche Hauptarbeit wird allerdings eine fest angestellte Kraft verrichten. In ihr konzentriert sich auch das notwendige Wissen über den biologisch-ökologischen Anbau: Anni Kohnle, vom deutschen Bioverband Demeter ausgebildete biologische Gemüsegärtnerin, übernimmt diesen Part ab 1. April. Darüber hinaus ist geplant, bei Bedarf noch weitere Arbeitskräfte auf 450-Euro-Basis zu beschäftigen.

Im Anschluss an die sympathische Vorstellung von Idee und Konzeption durch alle Mitglieder entwickelte sich eine rege Fragerunde mit den vielen Besuchern und bereits zahlreichen Eintritten.