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Immer mehr wollen mobile Legehennenställe / Baurechtliche Genehmigung ist erforderlich / Enger Kontakt zu den Verbrauchern

Mobile Hühnerhaltung, ein neuer Trend auch im Kreis? Die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun war Pionierin mit einem Hühnerstall auf Kufen. Inzwischen wollen immer mehr Hühnerhalter einen solchen Stall, der sich auf Rädern oder Kufen von einem Platz zum anderen bewegen lässt.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Doch bevor so ein Vorhaben genehmigt wird, sind manche Hürden zu bewältigen. Seit wenigen Tagen haben die Tuninger Simela und Mathias Link ihr zweites Hühnermobil im Einsatz. Im Jahr 2017 begannen sie mit 240 Hühnern in einem mobilen Stall, der von einem Traktor über eigene und gepachtete Äcker und Wiesen gezogen wird. Zwei bis drei Wochen ungefähr bleiben die Hühner an einem Ort, dann geht es weiter. "Das ist abhängig vom Wetter und ob der Boden matschig oder trocken ist", erzählt Mathias Link.

"Die Hygiene ist besser"

"Die Hygiene ist besser", sagt Biolandwirtin Martina Braun. Und die Hühner finden wieder Gras, nachdem eine Parzelle "abgeweidet" worden ist. "Die Eier schmecken besser", ist Mathias Link überzeugt. Obwohl er und seine Frau keine Bio-Geflügelfarm betreiben, würden die Eier die Anforderungen an ein "Bio"-Zertifikat erfüllen. Immer mehr Verbraucher wollen ihre Eier frisch vom Hof und nicht beim Discounter kaufen, weiß Mathias Link. "Der Landwirt versucht, seine Produkte direkt zu vermarken." Dafür gebe es verschiedene Möglichkeiten: Zum Beispiel einen eigenen Hofladen, den Verkauf der Eier auf Wochenmärkten oder einen 24-Stunden-Automat. Einen solchen haben sie auf ihrem Hof in der Bachstraße in Tuningen. Das heißt, zu jeder Tages- und Nachtzeit können dort die Freilandeier entnommen werden. Zusätzlich gibt es Verkaufszeiten auf dem Hof. Die Eier sind offenbar gefragt, denn jetzt hat das Ehepaar ein zweites Hühnermobil mit ebenfalls zirka 214 Hühnern in Betrieb genommen.

Die Antragstellung beim Landratsamt erforderte viel Geduld. "Ich musste genehmigen lassen, dass ich das Hühnermobil auf die eigenen Wiesen und Äcker stelle." Mobile Hühnermobile sind Markenartikel wie Autos. Immerhin zwölf mal dreieinhalb Meter misst das Gefährt, das Mathias und Simela Link sich 2017 zugelegt haben. Investiert wurden 40 000 Euro. Und jetzt noch einmal so viel. 500 Hühner, ist das "groß" für mobile Federviehhaltung? Keineswegs, meint Mathias Link. "1000 bis 1500 Hühner im Mobil, das ist groß." Die Hühner hätten, so erzählt der Landwirt, dort "ein paar Quadratmeter mehr" zur Verfügung als Freilandhühner im herkömmlichen Sinn. Vom Gras allein leben sie nicht. "Wir führen das ganze Jahr zusätzlich Futter zu." Frisches Wasser ist selbstverständlich. In der oberen Etage des mobilen Stalls sitzen die Legehennen, im unteren Bereich gibt es einen Kaltscharraum, Sandbäder zum Putzen der Federn. "Ich bin von dieser Art Hühnerhaltung überzeugt", sagt Link.

Viele wollen umsteigen

Es gebe bereits Anfragen an den Hof in Tuningen, zum Beispiel aus Bad Dürrheim-Oberbaldingen und Königsfeld, von Landwirten, die ebenfalls auf Hühnermobile umsteigen wollen. Martina Braun weiß von einem Interessenten aus Bräunlingen-Bruggen.

Doch mobile Hühnerställe sind genehmigungspflichtig und müssen, obwohl sie von einem Ort zum anderen gerollt werden, behandelt werden wie Gebäude im Außenbereich. Presseprecher Mathias Henrich vom Regierungspräsidium Freiburg erklärt, dass die unteren Baurechtsbehörden, entweder bei den Landratsämtern oder den Großen Kreistädten und Verwaltungsgemeinschaften zuständig seien und nach Einzelfall entschieden werde. "Pauschale Regeln gibt es nicht", so Henrich.

Anderer Meinung ist die Baurechtsbehörde des Landratsamtes. Man könne sich nicht vorstellen, dass es in anderen Landkreisen einfacher sei, so ein Hühnermobil genehmigen zu lassen. "Die Landesbauordnung und die auf Grund der Landesbauordnung ergangenen Vorschriften und Anforderungen müssen von allen Baurechtsbehörden in Baden-Württemberg gleichermaßen beachtet, beurteilt und angewandt werden. Im Rahmen von Dienstbesprechungen und Tagungen auf der Ebene des Regierungsbezirks Freiburg und auch auf Landesebene werden die unteren Baurechtsbehörden stets auf eine einheitliche Vorgehensweise hingewiesen", so Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes auf Anfrage.

Gute Direktvermarktung

Das Landwirtschaftsamt des Kreises bestätigt, dass mobile Hühnerhaltung im Trend liege. Zwischen fünf und zehn mobile Legehenneställe sind dem Landwirtschaftsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis bekannt. "Sie sind gut funktionierende Einrichtungen bäuerlicher Direktvermarktung und vermitteln einen engen Kontakt zwischen Verbrauchern und Produzenten", sagt Walter Maier, Leiter des Landwirtschaftsamtes. Etliche weitere Landwirte planen, so weiß er, momentan die Errichtung eines solchen Stalles. Doch es gibt Vorgaben. Nur Landwirte haben eine Chance auf Genehmigung und der überwiegende Teil des Futters muss auf eigener Fläche erzeugt werden. Wer einen mobilen Hühnerstall möchte, muss die gleichen Hürden passieren als wenn er ein Bauvorhaben im Außenbereich anstreben würde.

"Nach Paragraf 35 Absatz 1, Nr. 1 Baugesetzbuch ist ein Vorhaben im Außenbereich nur zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen, die ausreichende Erschließung gesichert ist und wenn es einem land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb dient und nur einen untergeordneten Teil der Betriebsfläche einnimmt. Dies wird durch die untere Landwirtschaftsbehörde und auch durch das Baurechts- und Naturschutzamt detailliert geprüft. Wenn alle zu beteiligenden Stellen (auch das Amt für Wasser- und Bodenschutz, das Veterinäramt, der Naturschutzbeauftragte und die Naturschutzbehörde) positive Stellungnahmen abgegeben haben, die Gemeinde ihr Einvernehmen erteilt hat und seitens der Angrenzer und Nachbarn keine Belange geltend gemacht wurden, die zur Ablehnung des Antrags führen, ist die Genehmigung zu erteilen", erklärt Heike Frank dazu auf Anfrage die offizielle Stellungnahme des Baurechtsamtes. Nicht genehmigt werden großflächige Bemalungen der mobilen Ställe.

Einfach so mit einem selbst hergestellten Hühnermobil durch die Gegend fahren, das ist nicht gestattet. Es sei, so gibt das Landwirtschaftsamt zu bedenken, ja auch die Frage, was dann mit dem Hühnerkot geschehe. "Da entsteht Mist, wo bringt man den hin?" Aber selbst, wenn es sich um eigene Äcker und Wiesen handelt, muss ein Bauantrag gestellt werden. Darüber hinaus sind noch andere gesetzliche Vorgaben zu beachten. Die Hühner dürfen beispielsweise nicht in einem Biotop grasen. Immerhin denke man, so verlautet aus dem Landratsamt, daran, das Verfahren der Genehmigung möglicherweise zu vereinfachen. "Es gibt auf Landesebene eine Initiative beim Innenministerium dazu", berichtet Walter Maier. Das Problem werde sich wohl "bald von selber lösen."

Eier in Stuttgart

Eierautomaten, ebenfalls ein neuer Trend? "Sogar am Stuttgarter Hauptbahnhof können Sie inzwischen frische Eier aus dem Automaten kriegen", sagt die Grünen-Landtagstagsabgeordnete Martina Braun.

Nach dem Eindruck des Landwirtschaftsamtes werden auch im Schwarzwald-Baar-Kreis zunehmend Anträge für Eierautomaten gestellt, zum Beispiel in Königsfeld-Buchenberg. In VS-Rietheim existiere schon ein Eierautomat, auch in Hüfingen-Behla.

Automaten für Milch

Automaten könnten eigentlich ohne bauliche Genehmigung hingestellt werden, erklärt das Landratsamt. Automaten mit dem Zweck des Lebensmittel-Verkaufs müssten aber lebensmittelrechtliche Vorschriften erfüllen und unterlägen entsprechenden Kontrollen. Auf den Milcherzeugerbetrieben des Kreises stehen momentan übrigens schon zehn Milchautomaten. "Auch diese werden von den Verbrauchern gut angenommen", sagt Walter Maier: "Manche Höfe bieten in ihrem Milchhäusle zusätzliche Produkte aus eigener Erzeugung, wie zum Beispiel Eier oder Kartoffeln an, was die Attraktivität dieser Einrichtungen für die Kunden weiter erhöht."