500 Kilometer haben sie schon zurückgelegt: Die zwei Spanier aus dem Baskenland sind endlich in Villingen angekommen. Foto: Albert

Doppelstadt vielfach Start für Touristen. Besonders beliebt ist Thema Natur.

Villingen-Schwenningen - Die Villinger Jugendherberge in der St. Georgener Straße wurde vergangenes Jahr geschlossen. Wie wirkt sich die Schließung auf die Übernachtungszahlen in der Doppelstadt aus?

Nach einer Brandverhütungsschau ordnete die Stadt Villingen-Schwenningen eine Nutzungsuntersagungsverfügung an. Dies bedeutete das Ende der Herberge am Rande von Villingen. Im Mai 2017 musste sie ihre Pforten schließen.

Obwohl der Schluss nicht überraschend kam – die baulichen und brandschutzrechtlichen Mängel waren lange Zeit bekannt – fällt doch eine Unterkunft weg, die vor allem bei jungen Touristen großen Anklang fand. Können die fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten aufgefangen werden?

Mehr Gäste in Häusern in Rottweil und Triberg

Karl Rosner, Geschäftsführer des Landesverbands Baden Württemberg des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), beobachtete seit Wegfall der Jugendherberge in Villingen steigende Zahlen in den Jugendherbergen in Rottweil und Triberg: "Die Übernachtungen in Rottweil haben sich von 23 427 im Jahr 2016 (47,5 Prozent Bettenauslastung) auf 24 074 im Jahr 2017 (48,9 Prozent Bettenauslastung) erhöht. In Triberg sind die Übernachtungen von 11 383 im Jahr 2016 (24,2 Prozent Bettenauslastung) auf 11 927 (25,3 Prozent Bettenauslastung) im Jahr 2017 gestiegen." Die Übernachtungszahlen bis zum 30. Juni 2018 (erstes Halbjahr) hätten sich in beiden Häusern positiv entwickelt: In Rottweil lagen die Übernachtungszahlen 2017 noch bei 10 481, 2018 bereits bei 11 816. In Triberg steigerten sich die Übernachtungszahlen von 5500 im Jahr 2017 auf 6167 im Jahr 2018.

Angebotslücke wird gefüllt

Wie wirkt sich die Schließung der Jugendherberge konkret in Villingen-Schwenningen aus? "Wenn man sich die Entwicklung der Übernachtungszahlen insgesamt anschaut, wurde der Wegfall der Herberge mittlerweile überkompensiert. Im Frühjahr 2018 waren die Zahlen höher als im gleichen Zeitraum 2016, als die Jugendherberge noch geöffnet war", erklärt Beate Behrens, Geschäftsführerin der Wirtschaft und Tourismus GmbH Villingen-Schwenningen (WTVS).

Mit dem Verlust der Herberge in Villingen sei eine Angebotslücke entstanden. Vor allem Jugendgruppen und preisorientierte Zielgruppen seien davon betroffen. "Doch mit dem Projekt Green Hotel wird es wieder ein Angebot im Budget-Segment geben. Das Konzept des Green Hotels ermöglicht die Belegung von Zimmern mit vier Personen, so dass das Angebot preislich gegenüber Jugendherbergen wettbewerbsfähig ist", so Behrens.

Für Ersatz ist also mit dem Neubau des Green Hotels an der Salinenstraße in Schwenningen gesorgt und über zu wenig Touristen kann sich die Doppelstadt wahrlich nicht beschweren. Im Frühjahr 2018 verzeichnete der Tourismus Villingen-Schwenningen ein sattes Übernachtungsplus von über 28 Prozent.

Besonders beliebt ist das Thema Natur

Besonders beliebt bei den Touristen sei das Thema Natur. Dies zeige sich beim E-Bike-Verleih in der Tourist-Info in Villingen, der sehr gut angenommen werde. "Villingen-Schwenningen ist der ideale Ausgangspunkt, um das Rad- und Wanderparadies des Schwarzwald-Baar-Kreises mit seinen über 30 Wanderrouten und ebenso vielen Radtouren zu erkunden", berichtet Behrens.

Auch Elisabeth und Jürgen Wolf aus Amberg sind mit dem Fahrrad unterwegs. "Wir fahren von Villingen nach Regensburg. Eine lange aber wunderschöne Strecke, die wir noch vor uns haben."

Vielen dient die Tourist-Info als Ausgangspunkt ihres Besuchs, um sich über das vielfältige Angebot zu informieren. Michael Schneider, ausgestattet mit einem Stadtplan, geht auf Erkundungstour in die historische Altstadt. Der Stuttgarter hält sich nur ein paar Stunden in Villingen auf, bevor die nächste Station, St. Georgen, ansteht. Den kurzen Aufenthalt nutzt er, um sich den historischen Ratssaal im Alten Rathaus und das Münster anzuschauen.

"Obwohl ich in der Nähe wohne, war ich noch nie hier. Eigentlich schade, denn dieses alte Städtchen hat einen ganz besonderen Charme."