Bis Mitte Mai solle Hess verkauft sein – so lange reiche das Insolvenzgeld. Foto: dpa

Österreichischer Lichtkonzern gilt als aussichtsreichster Kandidat. Grundkapital aufgezehrt.

Villingen-Schwenningen - Die Hess AG sei pleite, das Grundkapital sei aufgezehrt, schreibt das Unternehmen. Gleichzeitig zur düsteren Nachricht kündigt sich jedoch offenbar eine positive an: Der österreichische Lichtkonzern Zumtobel soll seine Fühler nach Hess ausstrecken und gilt als aussichtsreichster Übernahmekandidat.

Wie der Schwarzwälder Bote bereits Mitte März berichtete, laufen mit Zumtobel bereits Gespräche. Gegenüber dem Finance Magazin bestätigte Zumtobel ein persönliches Treffen auf Vorstandsebene mit dem Hess-Insolvenzverwalter Volker Grub.

Das österreichische Unternehmen sei ein großer Distributor, also eine Art Großhändler, so Astrid Kühn, Pressesprecherin der Zumtobel-Gruppe gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Über ihr Unternehmen Thorn vertreibt die Gruppe die Marke Hess, vor allem auch auf dem französischen Markt. Darüber hinaus hatte Hess über Thorn Marktzugänge nach Ost- und Südosteuropa, Russland und in die Türkei.

Da sich die Produktportfolios von Hess als Außenleuchtenspezialist und Zumtobel mit seinem Fokus auf Innenraumbeleuchtungen sinnvoll ergänzen – ein ausschlaggebender Punkt für die strategische Partnerschaft bislang – gilt ein Kauf von Hess durch den österreichischen Konzern mit einem Jahresumsatz von 1,3 Milliarden Euro in der Branche als sehr wahrscheinlich.

Bis Mitte Mai solle das Unternehmen mit Stammsitz in VS verkauft sein – so lange reiche das Insolvenzgeld. Das Grundkapital der Hess AG ist nun aber komplett aufgezehrt, teilte das Unternehmen gestern mit. Der Jahresüberschuss für 2011 müsse um rund sechs Millionen Euro nach unten korrigiert werden, der von 2012 um etwa neun Millionen Euro.

Ein Zeitpunkt, zu dem laut Aktiengesetz eigentlich eine außerordentliche Hauptversammlung angesagt wäre. Dafür jedoch reichen die finanziellen Mittel nicht mehr aus, ganz abgesehen davon, dass die Eröffnung des Insolvenzverfahrens der Gesellschaft unmittelbar bevorstehe, so Unternehmenssprecher Walz. Eine Hauptversammlung bei einem Unternehmen dieser Größenordnung "kostet richtig Geld", erklärt er. So bedürfe es dafür auch einer fundierten rechtlichen Betreuung und eines formellen Einladungsprozesses über eine Anzeige, auf die sich die depotführenden Banken melden und schließlich die Aktionäre schriftlich eingeladen werden.

Auf das operative Geschäft, Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden, sowie die Veräußerung habe die Nachricht über das aufgezehrte Grundkapital keinerlei Auswirkungen.