Insolvenzverwalter Volker Grub arbeitet täglich zwölf Stunden, um das Geflecht der Hess AG zu entwirren. Foto: Klausner

Turbulente Gläubigerversammlung im Amtsgericht. Investorensuche zieht sich länger hin.

Villingen-Schwenningen - Turbulente Gläubigerversammlung der Hess AG im Amtsgericht: Christoph Hess und sechs mit ihm verbundene Unternehmen wollten gestern Volker Grub als Insolvenzverwalter abwählen. Der Antrag ist klar gescheitert. Indes zieht sich die Investorensuche durch die Bilanzmanipulationen länger hin.Ungewöhnlich lang, mehr als dreieinhalb Stunden, dauerte die Versammlung mit 47 Gläubigern vor dem Villinger Amtsgericht. Schließlich standen Volker Grub, Geschäftsführer Andreas R. Budde und Martin Mucha, Insolvenzverwalter am Standort Löbau/Sachsen, in einem Pressegespräche im Firmengebäude von Hess Rede und Antwort.

Die Ergebnisse der Versammlung: Grubs Abwahl scheiterte. Problemlos wählten die Beteiligten den vom Gericht bereits am 20. Februar eingesetzten Gläubigerausschuss mit Thomas Harprecht (Euler Hermes Kreditversicherungs AG), Reiner Neumeister (Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall VS) und Frank Schulze (Ostsächsische Sparkasse Dresden). Zugestimmt hat die Versammlung der Fortführung des Unternehmens. Grub klärte über die Vermögenssituation auf und sagte, die von ihm ermittelten Vermögenswerte beliefen sich lediglich noch auf 32,75 Millionen Euro, so dass die Überschuldung der Hess AG Form + Licht rund 72,1 Millionen Euro betrage. Damit sei mit einer Quote von höchstens 16 Prozent zu rechnen, jedoch unter der Voraussetzung, dass die weitere Abwicklung günstig verlaufe.

Grub ist mit der Fortführung des Betriebes zufrieden. Einnahmen würden die Ausgaben abdecken. Doch durch die Bilanzmanipulationen ziehe sich der Investorenprozess – derzeit gebe es vier Interessenten – länger hin, da Finanzzahlen und Verflechtungen "nachdrücklich hinterfragt würden". Überdies bestätigte Grub, dass es "Störmanöver" gebe. Unter anderem würde auch eine Villinger Gießerei nicht liefern. Dabei handele es sich um Formen und Modelle, die Hess gehören. Die Firma behaupte jedoch, es gebe Schwierigkeiten, das Eigentum zuzuordnen.

Der Insolvenzverwalter hatte die Versammlung informiert, dass die Bilanzen ab 2007 zu korrigieren seien. Nach von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ebner, Stolz, Mönning und Bachem bestätigten Zahlen belaufe sich der Korrekturbedarf auf Basis der Jahresüberschüsse für die Jahre 2007 bis 2012 auf mindestens 26,4 Millionen Euro. Allein für 2011 sei der Jahresüberschuss in Höhe von 10,3 Millionen Euro nach unten zu korrigieren. Grub stellte auch klar, dass es in diesem Zusammenhang darum gehe, Schadensersatzansprüche gegen die Altvorstände Christoph Hess und Peter Ziegler, Aufsichtsratsmitglieder und Berater beim Börsengang zu stellen. Unterdessen geht Geschäftsführer Andreas R. Budde mit der Hess GmbH in die Offensive. Die Gruppe beschäftigt in Villingen 140 Mitarbeiter. Die Produkte sollen ein "Facelifting" erhalten. Wo noch nicht geschehen, soll LED eingesetzt werden. Den Auftragsbestand bezifferte er auf 6,5 Millionen Euro. Im Oktober ist ein Messeauftritt in Kopenhagen, 2014 bei der Light+Building in Frankfurt geplant.