Gepflegter Gesang ist vom Chor-Ensemble "Vokale" zu hören. Musik von Kuhnau, Bach, Reger und Mauersberger dirigiert Marius Mack, und an der Truhenorgel agiert Peter Hastedt. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Chorkonzert "Jesu, meine Freude" mit "Vokale" in der Johanneskirche

Das Chor-Ensemble "Vokale" bot ein ansprechendes Passionskonzert in der evangelischen Johanneskirche unter Dirigent Marius Mack.

VS-Villingen. Dem perfekt dirigierenden, Tonhöhen oder harmonische Skalen anzeigenden Leiter standen strahlend-helle Soprane, angenehme Tenöre, weich klingende Altstimmen und Basis schaffende Bässe beim gepflegten "Tristis est anima mea" des Thomaners Johann Kuhnau zur Verfügung, ein feierlich-getragener A-capella-Gesang mit wechselnden Tempi und Steigerung bis zum "immolari" (geopfert), ein Lamento, das an Gethsemane erinnerte.

Leipziger Kantor war auch Rudolf Mauersberger, den die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 tief bewegte. Der Chor stellte sich bei der Trauermotette "Wie liegt die Stadt so wüst", einer Vertonung von Jeremia-Texten, im Chorraum auf. Mit vollem, homogenen Klang gab es Ausdrucksstärke mit dem "öde" der Bässe, dem Staccato der zerstreuten Gassen, den engen Harmonien der dritten Strophe, den lieblichen Sopranen bei "Allerschönste" oder dem Crescendo "sie ist ja zu greulich". Die Schlussworte kamen zunächst schlicht, dann als bittender Aufschrei und schließlich sich dem Schicksal ergebend herüber.

Mit "Jesu, meine Freude" war man beim dritten Thomaner angelangt. Peter Hastedt begleitete die Bach-Motette an der Truhenorgel mit angeglichener Registrierung. Die allseits bekannten fünf Strophen des Johann Franck wurden expressiv durch die Zitate aus dem Römerbrief ergänzt. Bach konnte wieder als musikalischer Exeget erkannt werden, der seine Kernaussage in den Mittelpunkt stellte: "Ihr aber seid nicht fleischlich", ein von Koloraturen geprägter Paulustext.

Geradezu programmatisch erklangen der "Geist" der zweiten Strophe, das friedliche "Jesus will mich decken", das effektvolle "Trotz dem alten Drachen" und der Nachtgesang der Nummer neun. Temporäre Schwäche wurde wettgemacht und die Akteure boten eine bewegende Wiedergabe, die mit dem abschließenden "Jesu, meine Freude" glaubensstarke, Tod überwindende Musik vermittelte.

Nähe zu barocken Werken war bei Max Regers "Die sieben Worte Jesu" zu spüren, teils deklamatorisch, im gemäßigten Andante gehalten. Zitate wie "Mich dürstet" wurden betont und im gepflegten Piano klang mit Hoffnung auf ein ewiges Leben das Werk aus.

Ein bestens disponierter Marius Mack war daneben mit "O Traurigkeit, o Herzeleid" (Reger) und "O Lamm Gottes unschuldig" (Bach) an der Kirchenorgel der Johanneskirche zu hören.