Die Quartierssanierung Grabenäcker hat die Wohnbaugesellschaft (wbg) bis Weihnachten nach fünf Jahren Bauzeit abgeschlossen. Helene Stang (von links), Michaela Faisst, Rainer Müldner und Peter Fürderer (alle wbg) sowie Bauleiter Jogi Kern und Architekt Bernd Behnisch sind stolz auf das Ergebnis. Fotos: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Wohnungsmarkt: Die Wohnbaugesellschaft beendet Sanierung im Grabenäcker / Fünf Gebäude in fünf Jahren erneuert

Im Jahr 2015 ist der Startschuss für das Zehn-Millionen-Euro-Projekt gefallen. Nun ist die Modernisierung der fünf Wohnkomplexe im Grabenäcker vor dem Abschluss. Mit einer Luxussanierung hat das wbg-Vorhaben jedoch rein gar nichts zu tun.

VS-Schwenningen. Die Schreie nach zusätzlichem Wohnraum, der darüber hinaus auch noch bezahlbar sein soll, sind laut. Für Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft Villingen-Schwenningen (wbg), ist klar: "Der Neubau allein kann das nicht leisten. Der Bestand ist da ein ganz wichtiger Faktor." Deshalb startete die wbg Anfang 2015, ihre Wohnhäuser an der Grabenäckerstraße zu sanieren. "Bis Weihnachten sind wir mit dem letzten Gebäude fertig", verspricht Bauleiter Jogi Kern.

Die fünf Häuser beinhalten 109 Wohnungen, die derzeit alle vermietet sind. Auch deshalb brachte die Modernisierung eine große Herausforderung mit sich: "Wir haben im bewohnten Zustand saniert", erklärt Müldner. "Das war eine ganz besondere Belastung für unsere Mieter", weiß der wbg-Chef sehr wohl, was ihnen zugemutet wurde. "Wir haben von Beginn an auf eine offene Kommunikation gesetzt. Ich habe versucht jedem deutlich zu machen, was auf ihn zukommen wird." Das sei bei den Mietern gut angekommen und hätte für viel Verständnis gesorgt. "Vor allem als bereits zwei Gebäude fertig und erste Ergebnisse sichtbar waren, stieg die Akzeptanz bei den Bewohnern der noch ausstehenden Häuser", erinnert sich Müldner.

Dazu hat aber auch das Konzept beigetragen, denn es wurden nicht nur die Fassaden und Balkone erneuert, sondern die Mieter profitieren alle auch von neuen Fenstern, einer neuen Heizung und neuen Bädern.

Häuser sind 50 Jahre alt

Die wbg hat "fast zehn Millionen Euro" in die Hand genommen, um den Bestand von 1969/70 auf einen Energiestandard von "KFW 55" zu bringen. Die Rechnungen, so Müldner, versprechen Heizkosteneinsparungen von 50 bis 70 Prozent. "Im Echtbetrieb sieht das allerdings anders aus. Tatsächlich werden etwa 30 Prozent eingespart." Das liege allerdings daran, dass die Mieter es sich selbst nun gemütlicher machen könnten, weil der Verbrauch niedriger sei. "Während sie sich wegen der Kosten vorher mit 20 Grad in der Wohnung begnügt haben, gönnen sie sich jetzt vielleicht 23 Grad und zahlen dennoch weniger als zuvor", erklärt er.

Bei allen offensichtlichen Vorteilen, die die Mieter durch die Sanierung haben, war es dennoch ein langer Weg bis zum heutigen Tag. Für jedes Gebäude war eine Bauzeit von März bis Dezember notwendig. So hatten die Bewohner jeweils einen Sommer lang keinen Balkon. "Als Entschädigung haben sie zusätzlich zu einer Mietminderung, die mehrere hundert Euro betrug, auch Bäderkarten für die örtlichen Schwimm- und Freibäder bekommen", erklärt Michaela Faisst, Leiterin Vermietung und Verwaltung. Nicht wenige nutzten die Einsparung für Mietminderung auch für einen Urlaub, weiß Peter Fürderer, Leiter Bau und Technik bei der wbg. Insbesondere in der Zeit, in der in den Wohnungen die Bäder erneuert wurden, seien einige Mieter verreist. "Da wir die Bäder industriell vorproduzieren lassen haben, dauerte der Einbau für einen ganzen Strang von oben nach unten etwa zehn Tage", erklärt Bauleiter Jogi Kern. Und für diejenigen, denen aufgrund von Krankheit der Baustaub nicht zugemutet werden konnte, hatte die wbg sogar Ferienwohnungen angemietet.

Kaum Mieterhöhung

Alles in allem, so finden die Verantwortlichen, ein gelungenes Projekt. Rainer Müldner richtet den Blick aber nochmals auf die Situation auf dem Wohnungsmarkt und zeigt auf, was ihn und seine Kollegen besonders stolz macht an diesem Projekt: "Überall wird von sogenannten Luxussanierungen berichtet. Bestandshäuser werden modernisiert und anschließend die Mieten entsprechend erhöht, sodass die bisherigen Mieter ausziehen müssen." Das sei im Grabenäcker eben nicht der Fall. "Wir haben nach Sanierung einen durchschnittlichen Mietpreis von 5,54 Euro pro Quadratmeter. Zudem hatten wir bereits zuvor den Mietpreis auf 5,90 Euro gedeckelt."

Natürlich seien die Mieten nach der Sanierung angepasst worden. Die Erhöhung liege aber zwischen zehn und 20 Prozent. Die Folge: "Es ist kein Mieter aufgrund der Erhöhung ausgezogen", betont Michaela Faisst. Für Müldner ist deshalb klar: "Es geht auch anders und mieterfreundlich."Das habe die wbg mit diesem Projekt jedenfalls bewiesen.