Ungewohntes Bild des Herbstmarktes mit Baustelle. Am Latschariplatz wurde sie eigens etwas zurückgebaut. Fotos: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Stand der Familie Mauch steht zum 110. Mal an gleicher Stelle / Einschränkung durch Baustelle

Mit der Einschränkung der Baustelle zu Beginn der Rietstraße hat am Donnerstag der Herbstmarkt begonnen. Dessen ungeachtet steht der Marktstand von Christian Mauch zum 110. Mal an der gleichen Stelle in der Rietstraße vor dem Alten Kaufhaus.

VS-Villingen. "Für jeden Bauch einen Gürtel", verspricht der 41-Jährige. So wie es schon seine Eltern taten, die als Offenburger Markthändler 1963 – vor 55 Jahren – zum ersten Mal nach Villingen kamen, "und seither nie gefehlt haben". Er selbst ist am Marktstand aufgewachsen. Als schulpflichtiges Kind besuchte er zweimal im Jahr jeweils von Donnerstag bis Samstag die Klosterringschule. "Mein Schulfreund wohnte im zweiten Stock der Niederen Straße 28", erinnert sich Mauch und lacht. Nach einer Lehre im Eisenwarenbetrieb und dem Wehrdienst, den Marktfahrer nach einer Regelung aus der Kaiserzeit quartalsweise splitten konnten, bietet Christian Mauch in zweiter Generation Gürtel, Hosenträger, Hüte und Tücher an, alles im Schwarzwald produziert und von Qualität. Darauf legte schon sein Vater Wert, sagt Christian Mauch. Er zeigt auf das "abschreckende Beispiel", das vom Zeltdach baumelt: ein zerfaserter Gürtel mit der Aufschrift "echt Leder". Das dürfe man ab einem Lederanteil von nur zehn Prozent behaupten, ereifert er sich und weist auf seine robusten Gürtel aus Rindsleder, aber auch aus der Haut von Wasserbüffeln und Bisons – etwas teurer zwar, aber bei der Kundschaft immer beliebter.

Christian Mauch kann sich auf seine Stammkunden verlassen. Sie bringen ihm 85 Prozent seiner Einnahmen – selbst bei Regen. Dafür hegt und pflegt er sie, hält gerne ein Schwätzchen, auch wenn einer mal nichts kauft. "Meine Produkte halten halt lange", weiß er.

Ein schönes Städtchen

Eduard und Angelika Maier sind eigens aus Kirchzarten gekommen. Zehn Mauch-Gürtel habe er schon, sagt Eduard Maier und hat schon den elften in der Hand. Seine Frau genießt den ganzen Jahrmarkt, "weil man hier Dinge bekommt, die es sonst nirgends gibt" – und Villingen sei halt auch ein schönes Städtchen, sagt sie.

Horst Richter kommt aus Villingen und wird sich gleich seinen vierten, diesmal einen braunen, Gürtel bei Christian Mauch kaufen. Die Auswahl ist groß. Auf die Länge muss er indes nicht achten, denn die wird in jedem Fall passend gemacht. Auch die Gürtelschließe ist individuell wählbar. Gleich neben den Gürteln hängen die Hosenträger. Hier decken sich schon mal hosenträgertragende Hipster ein, vor allem aber "Opas und Villinger Hästräger", sagt Christian Mauch und zeigt auf speziell blau-weiß-gestreifte Exemplare für die Häshose von Narro, Surhebl und Co.

Neben den wasserabweisenden Hüten, die man nach Belieben knautschen kann, ohne dass sie ihre Form verlieren, liegen auch ganz altmodische Stofftaschentücher. "Dazu habe ich extra einen Lehrgang besucht", sagt Christian Mauch. Dabei ging es um "altbadische Zinkenputzer", deren Leinenanteil und wie sich dieser auf die Griffigkeit des Tuchs auswirkt. "Da kann ich manchmal noch eine erfahrene Handarbeitslehrerin aufklären", sagt Mauch grinsend.