Erinnerung an den Besuch von Sebastian Kneipp vor 125 Jahren: Margot Burmistrack (links) und Birgitt Merkel vom Kneippverein schmücken den Brunnen in der Bickenstraße. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Vor 125 Jahren predigte der Pfarrer in der Klosterkirche über naturgemäße Lebensweise

Vor 125 Jahren war Sebastian Kneipp persönlich in Villingen. An den Besuch des Pfarrers, der sich mit seinem ganzheitliches Gesundheitskonzept einen Namen gemacht hat, erinnert der Kneipp-Verein Villingen-Königsfeld.

VS-Villingen. Es war natürlich ein großes Ereignis, als Kneipp in die Zähringerstadt kam. Die Schriftführerin Margot Burmistrack hat den Ablauf des hohen Besuchs zusammengetragen. Das damalige Villinger Volksblatt berichtete: "Als am Mittwoch, 20.11.1895 die bindende Zusage aus Wörishofen über den Vortrag am 25.11.1895 einlief, traf der Kneipp-Verein schleunigst die nötigen Vorkehrungen, den Herrn Prälaten würdig zu empfangen."

Mehr als 200 Patienten, hätten sich zu der Sprechstunde angemeldet, es habe gegolten, sie zu benachrichtigen und eine Menge anderer Vorkehrungen zu treffen. "Am Sonntagabend fuhren sodann einige Herren dem Herrn Prälaten bis Immendingen entgegen. In Villingen erfolgte die Ankunft fahrplangemäß und hunderte und aberhunderte bereiteten dem berühmten Manne am Bahnhof einen herzlichen und warmen Empfang, was Herrn Kneipp sichtlich freute", ist im Volksblatt zu lesen. "Alsbald nach seiner Ankunft erteilte er gegen 100 Personen in seiner liebenswürdigen, ruhigen Weise Rat und Hilfe, und erst nach 11 Uhr begab er sich zur Ruhe. Schon um halb 6 zelebrierte er in der Klosterkirche (St. Ursula) die heilige Messe, von 7 Uhr ab gab er den Rath- und Hilfesuchenden Gelegenheit, ihn zu sprechen. Um halb 10 Uhr fuhr Herr Kneipp zur Benediktinerkirche, allwo ihm ein herzlicher Empfang zu Teil wurde. Der Sängerbund sang: ›Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre‹. Nach der Begrüßung des Herrn Prälaten und des Publikums durch den 1. Vorstand des Kneippvereins, Herrn Hauptlehrer Kraus, bestieg Herr Prälat Kneipp das Rednerpult."

Es habe Kneipp tief ergriffen, als er diese Kirche betreten habe. Er sei es zwar gewohnt, in der Kirche zu predigen und das Wort Gottes zu verkünden, aber wie man seine Gesundheit erhalte und sein Leben durch eine naturgemäße Lebensweise verlängern könne, davon habe er noch nie in einer Kirche gepredigt. "Reicher Beifall lohnte die goldenen Worte, die der Herr Prälat gesprochen. Herr Gemeinderat Wilhelm Oberle dankte dem hochwürdigen Herrn Redner und auch seinem Sekretär, Herrn Pfarrer Stückle und bracht auf den Herren Prälaten ein Hoch aus, das kräftig durch die großen Räume der Benediktinerkirche schallte", schrieb die Zeitung. Nach dem Vortrag fuhr der Prälat ins Kloster St. Ursula, und wieder warteten Patienten. "Zu Fuß ging er dann bald nach 12 Uhr auf den Bahnhof", endet der Artikel.

Der damalige Verein umfasste rund 50 Mitglieder. Es müsse eine große Leistung des erst ein Jahre alten Vereins gewesen sein, diese Veranstaltung zu organisieren, schätzt Margot Burmistrack. Im Gedenken an diesen 25. November 1895 brachte die Vorsitzende Birgitt Merkel eine Schleife an der Büste des Kneipp-Brunnens in der Bickenstraße an. Wegen Corona gab es keine Festlichkeiten. Diese sollen aber zum 200. Geburtstag von Sebastian Kneipp am 17. Mai 2021 nachgeholt werden.