Eine Rose und ein Glas Bienenhonig gab es nach dem Konzert in der Vesperkirche am Freitag aus den Händen von Pfarrer Andreas Güntter (Mitte) zum Dank an die Tubong-Musiker (von links) Gregor Wolf, Karl Koch, Joe Kenny und Tobias Rägle. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Klassik-Jazz-Quartett Tubong konzertiert in voll besetzter Vesperkirche / Unterhaltsam moderiert

Der Name scheint den Programminhalt schon etwas anzudeuten: Tubong, abgeleitet von Tuba sowie allerlei Bong und Boing in den Ausdrucksformen der Percussion.

VS-Schwenningen. Ungewöhnliche musikalische Mischungen zeichnen die Band aus, welche in der Vesperkirche ihr (Zitat Tubong) "weltweit zweites Konzert" gab. Eigentlich müssten im Bandnamen noch die weiteren Instrumente auftauchen, welche im Arrangement den spezifischen Tubong-Sound ausmachen: Posaune, Kontra- und E-Bass, Gitarre und Vibraphon – in der Benutzung von den Künstlern (mit jeweiligem Schwerpunkt) Karl Koch (Percussion), dessen Sohn Gregor Wolf (Bass und Gitarre), Tobias Rägle (Tuba und Posaune) sowie Joe Kenny (Vibraphon) teilweise abgewechselt.

Auf das erste Hinhören scheinen Mozart und James Brown wenig miteinander gemeinsam zu haben. Klassische Musik und Soul als Einheit? Die vier Profimusiker des jungen Schwenninger Quartetts schaffen es, die beiden Meister ihres Fachs miteinander so zu verkoppeln, dass da nicht Bekanntes nach eher langweiligem Muster seriell heruntergespielt wird und damit in der Zusammenführung steril klingen würde, sondern, dass da tatsächlich etwas Neues entsteht.

Mozart groovt und das gilt, wie der Bandleader und Moderator des Abends Karl Koch im, samt der Empore voll besetzten Saal der Pauluskirche betonte, auch für andere Musiker längst vergangener Zeiten. So beispielsweise auch für Johann Sebastian Bach. Dessen ursprünglich zu Ehren eines weltlichen Herrschers geschriebene Sopranarie "Bereite dich, Zion" aus dem Weihnachtsoratorium verstand das Quartett ebenso neu, diesmal mit interessanter Anspielung auf Jazz und Swing zu interpretieren. Wunderschön auch das bekannte Bachsche "Air" aus der Suite Nummer 3 in D-Dur, interpretiert mit Schwerpunkt auf Gitarre und Posaune. "Es wird oft bei Beerdigungen gespielt, weil es so etwas Tröstliches hat und einen Ausblick bietet", erläuterte Koch. Das Quartett nutze die Melodie für ein "ordentliches Fundament" zur musikalischen Interpretation.

Laut Tubong groovt durchaus auch Antonio Vivaldi oder Georges Bizet. Dem sprachlichen Postulat folgte jeweils der musikalische Beweis: Bei Vivaldi eine großartige Rhythmisierung, in der vor allem Joe Kenny sein Können am Vibraphon unter Beweis stellte. Und bei Bizet interpretierte Tubong eindrücklich einen Ausschnitt der Oper Carmen neu. Was könnte Edvard Griegs Peer Gynt gegenübergestellt werden? Hier orientierte sich das Quartett an Duke Ellington, der seinerseits bereits mit "In the Hall of the Mountain King" sich Grieg interpretativ mit dem Jazz näherte. Ellington legte sich hierbei sogar mit der Royal Swedish Academy of Music an: Sie wollte ihm in den 60ern die Rechte zu dessen Interpretation nicht zu erkennen.

Über solche Inhalte der Musikhistorie und -wissenschaft informierte zwischen den sechs Stücken vor und fünf nach der Pause Karl Koch in sympathisch unkomplizierter Weise. So tauchten in den Zwischenreden schon auch mal kompliziertere Inhalte der Musiktheorie auf. Da war von an- und absteigenden Basslinien, von Akkordbrechung oder von Neun/Achtel-Taktung die Rede. Doch alles in erträglicher und eher zusätzlich Aufmerksamkeit erweckender Weise.