Denkmale erinnern an die Deportation der Juden.Foto: Wittek Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Vor 80 Jahren wurden mehr als 6500 Juden aus Baden und der Pfalz nach Gurs deportiert

Zur Erinnerung an dieses Ereignis, von dem auch Menschen aus Villingen betroffen waren, wurde eine Veranstaltungsreihe organisiert.

VS-Villingen. "Es ist unsere Aufgabe zu erinnern: an die, die unter dieser Diktatur gelitten haben und ermordet wurden und an die, die diese Verbrechen begangen haben. Wir dürfen nicht vergessen", heißt es im Grußwort des Oberbürgermeisters Jürgen Roth. Das katholische Bildungszentrum, die evangelische Erwachsenenbildung und die Volkshochschule VS haben eine Veranstaltungsreihe zum Gedenken an die Deportation der Juden aus Baden in das Lager Gurs in Frankreich am 22. Oktober 1940 organisiert.

Viele Unterstützer sind mit dabei, und wollen zeigen: Wir stehen hinter dieser Idee. Darunter finden sich zum Beispiel der Geschichts- und Heimatverein Villingen und das Amt für Kultur VS. Dieses historische Ereignis hat zudem regionalen Bezug. Unter den Verschleppten waren auch Villinger, Donaueschinger und Triberger. Für viele der Deportierten ging der Weg später weiter in die Vernichtungslager in Osteuropa.

Gestartet wird mit einem Stadtrundgang am 18. Oktober um 15 Uhr, der von Martina Wiemer, Donaueschinger Stadtführerin, geführt wird. Treffpunkt ist am Rathaus Donaueschingen. Die Teilnehmer erfahren hierbei Ausführlicheres über das jüdische Leben in Donaueschingen und über das Schicksal von Henriette Lindner und Dagobert Guggenheim. Eine Anmeldung ist unter Telefon 0771/85 72 21 oder per E-Mail an tourist.info@donaueschingen.de erforderlich.

Am Dienstag, 20. Oktober, um 18 Uhr stellen Friedrich Engelke, Vorsitzender des Vereins Pro Stolpersteine VS, Historiker Wolfgang Heitner und Heinz Lörcher, Vorsitzender von Pro Familia, im interaktiven Gespräch die neuesten Ergebnisse ihrer Forschung vor. Standort ist der Ewald-Huth-Saal im Münsterzentrum in Villingen. Zudem wird hierbei auch das Buch mit dem Titel "Die Deportation jüdischer Villinger und Villingerinnen nach Gurs" vorgestellt. Dieses bietet den Lesern auf 128 Seiten regionale Hintergrundinformationen und kann bei allen Veranstaltungen erworben werden. Herausgeber ist der Verein Pro Stolpersteine VS. Da die Teilnehmeranzahl auf 34 begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bei der Volkshochschule gebeten. Bei großem Interesse wird entweder ein zweiter Termin angeboten oder man wird an einen zusätzlichen Ort ausweichen.

Eine ökumenische Gedenkandacht wird am Donnerstag, 22. Oktober, um 18.15 Uhr in der Johanneskirche in Villingen stattfinden. Unter dem Motto "Beim Namen gerufen" soll dem Ziel, das Leben der deportierten Juden in Donaueschingen, Villingen und Triberg auszulöschen, entgegen gewirkt werden. "Erst wenn die Namen nicht mehr genannt werden, sind die Menschen vergessen."

Eine Mahnwache wird am 22. Oktober um 19 Uhr abgehalten. Hier wird es eine feierliche Übergabe der neuen Bodenplatte beim Mahnmal durch OB Roth geben. In Kurzbiografien wolle man die deportierten Juden sowie deren Schicksal aufleben lassen.

Das Konzert "Metropole des Todes" wird am 24. Oktober um 19 Uhr in der Johanneskirche in Villingen stattfinden. Auch hier wird unter Telefon 07721/84 51 30 eine Anmeldung erbeten. In die Johanneskirche passen unter Corona-Bedingungen momentan 60 Personen.

Es handelt sich hierbei um eine Wiederaufführung des Werkes von Rainer Horcher nach Texten von Otto Dov Kulka, der in seinem Buch Fragmente seiner Erinnerung, wiederkehrende Träume und Bilder, die sein Leben unauslöschlich prägen und begleiten, erkunden. Die Musik Horchers kommentiert unterschwellig Kulkas Text. Dabei werden auch musikalische Erinnerungen aufgegriffen, beispielsweise an Kinderchorproben, bei denen Beethovens Hymne "Freude schöner Götterfunken" gesungen wurde – ein paar hundert Meter entfernt von Gaskammern und Krematorien. Kulka überlebte die zweimalige Liquidierung des sogenannten Familienlagers und verließ Auschwitz im Januar 1945 auf einem Todesmarsch.

Im Zeitraum vom 19. bis zum 30. Oktober gibt es außerdem eine Ausstellung "Die Antragsteller sind Juden. Akte(n) des Unrechts" im Landratsamt in Villingen. Zu den Öffnungszeiten wird diese frei zugänglich sein, eine Führung sei nach Vereinbarung möglich. Clemens Joos vom Kreisarchiv erzählt, dass es nur eine kleine Ausstellung sei, da sie im Archiv nur wenig zum Thema vorfinden konnten.

Alle Veranstaltungen sind kostenfrei.