Musikverein Weigheim blickt auf sein 90-jähriges Bestehen / Viertägige Jubiläumsfeier

VS-Weigheim (eck). Vom 12. bis 15. September feiert der Musikverein seinen 90. Geburtstag. Doch die Anfänge reichen viel weiter zurück. Ein Blick auf eine Geschichte in Dur und Moll. "Die Gründung einer Musikkapelle in unserem schlichten Dörflein erfolgte zu Beginn der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts." So schreibt Josef Grimm im "Festbuch zum 4. Gau-Musikerfest des Landkapellen des Bad. und Württ. Schwarzwaldes", das im Juni 1927 in Weigheim gefeiert wurde. Im Frühjahr 1924 entschlossen sich die Musikbegeisterten schließlich zur Gründung eines Vereins. 1927 übernahm der spätere Bürgermeister Alfons Käfer den Vorsitz. Unter seiner Ägide erlebte der Verein einen beachtlichen Aufschwung. Bis 1936 hatte er das Amt inne.

Am 13. August 1939 feierte die Kapelle ihren 15. Geburtstag. Es sollte das letzte Fest für lange Zeit sein. Nur wenige Tage später, am 1. September 1939, brach mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg aus. Acht Jahre ruhte wegen des Kriegs das Vereinsleben.

Der Neubeginn war schwierig. Manch ein Musiker war gefallen, andere noch in Gefangenschaft, und die finanziellen Mittel waren knapp. Gleichwohl waren vornehmlich die Aktiven von dem Willen beseelt, den Verein wieder zu beleben. Am 4. Januar 1947 wurde er im Gasthaus Schützen neu gegründet – kein leichtes Unterfangen, hatte doch zunächst die französische Militärregierung ihre Einwilligung geben müssen.

Voller Elan widmeten sich die Musiker unter dem Vorsitz von Alfons Weißhaar dem Wiederaufbau ihres Vereins. Schon im ersten Jahr nahmen sie alte Traditionen wieder auf. Die Kapelle spielte wie gewohnt an Fronleichnam, beim Rosenkranzfest, sie veranstaltete einen Fastnachtsball und lud zur Weihnachtsfeier. 1948 bereits wagte sich der Verein wieder an ein Frühjahrskonzert.

1951 heimste die Kapelle einen beachtlichen Erfolg ein: Beim Bezirksmusikfest in Trossingen hatte sie sich in der Oberstufe die Note "sehr gut" erspielt. Als besonderer Auftritt erwies sich zudem die Teilnahme am Kinderfest in Trossingen. Da der Rundfunk Aufnahmen machte, war die Weigheimer Kapelle zudem erstmals im Radio zu hören. Als "Markstein in die Geschichte des Vereins" sollte laut Chronik das Jahr 1962 eingehen. Die Kapelle erzielte bei einem Wertungsspiel einen ersten Rang in der Mittelstufe.

Große Ereignisse standen dem Verein 1974 bevor: Er feierte seinen 50. Geburtstag. Das Jubiläum entwickelte sich zu einem "kleinen Weigheimer Volksfest", vermerkt das Protokoll. 1977 wurde die Premiere einer Veranstaltung gefeiert, die sich seither immer größerer Beliebtheit erfreut: Am Vatertag fand das erste Waldhüttenfest statt.

Das neue Jahrzehnt begann für den Musikverein mit einem Paukenschlag. Eine Neugründung war 1980 aus formalrechtlichen Gründen erforderlich, um ins Vereinsregister eingetragen werden zu können. Bereits 1953 war eine Eintragung diskutiert, aber immer wieder verschoben worden. Da der Verein quasi neu gegründet werden musste, waren auch Wahlen erforderlich – es war der dritte "Gründungsvorstand".

Mitte der 80er-Jahre begann sich eine Krise abzuzeichnen, die den Verein in seinen Grundfesten erschüttern sollte. Bedingt durch Studium, berufliche Veränderungen und altersbedingte Abgänge wurde die Kapelle geschwächt. Erschwerend kamen personelle Veränderungen hinzu. Vorsitzender und Dirigent legten ihre Ämter nieder. Die Lage war so prekär, "dass man nur noch die wichtigsten Auftritte wahrnehmen" konnte. 1988 konnten weder der Posten des Vorsitzenden noch seines Stellvertreters besetzt werden. Erst 1991 gelang es wieder, Kandidaten für diese Ämter zu gewinnen: Michael Schrenk und Helmut Klein.

Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Bereits im Januar 1992 trat Schrenk von seinem gerade übernommenen Amt zurück. Grund: verschiedene Unstimmigkeiten, in deren Verlauf es schließlich zum Eklat kommen sollte. Der langjährige Kassierer Josef Fischer drohte mit seinem Ausscheiden und ließ seinen Worten auch unverzüglich Taten folgen: Er trat aus dem Verein aus. Erneut schien der Verein seinem Ende nahe. Niemand war bereit, im Vorstand mitzuarbeiten. Dirigent Peter Klein sprang in die Bresche und übernahm in Personalunion das Amt des Vorsitzenden.

Mitte der 90er-Jahre ging es wieder aufwärts. 1995 übernahm der damals 31-jährige Jochen Schieler den Vorsitz. Stetig stieg die Zahl der Aktiven wieder. Ruhe kehrte im neuen Jahrtausend im Verein ein. Kontinuierlich wurde (Wieder-)Aufbauarbeit geleistet. Die Erfolge blieben nicht aus: Sowohl die Zahl der Mitglieder als auch der Zöglinge wuchs.