Manouche überzeugten beim Innenhof-Festival. Foto: Krümmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Manouche erinnern bei geringen Temperaturen an legendären Gitarristen Django Reinhardt

Von Sabine Krümmer und Babette Staiger

VS-Villingen. Ein tolles Zusammenspiel und klasse Soli: Die Lokalmatadoren Manouche zogen am Mittwochabend beim Innenhof-Festival alle Register.

Obwohl es im Hof neben der Scheuer empfindlich kalt wurde, sprang der Funke der fünf Musiker sofort auf das Publikum über. Kein Wunder, hatte sich das Quintett doch dem leichten Swing des Django Reinhardt verschrieben. Dem vor 100 Jahren geborenen legendären Gitarristen und Komponisten war der Abend gewidmet. Der von dem Musiker geprägte Zigeuner- oder Gipsy-Swing begeistert bis heute, wie Manouche bewies. Da durfte "Django’s Tiger" ebenso wenig fehlen wie das melancholische und letzte Stück des Komponisten, "Anemone", das Reinhardt 1953 kurz vor seinem Tod schrieb. Auch die Variation des Danse Norvégienne von Edward Grieg stand auf dem Programm.

Was den Abend mit Manouche besonders unterhaltsam machte, waren die Einschübe von Daniel Breuer, der zwischen den Stücken immer wieder Anekdoten des Gitarristen zum Besten gab: "Seine Unzuverlässigkeit war legendär." Gar nicht unzuverlässig war der Applaus, der fast nach jedem Solo aufbrandete. Neben dem Altmeister Hans-Peter Müller, der auch einige französische Chansons zum Besten gab, dem Bassisten Peter Westhoff sowie dem Bandleader Breuer wurde Manouche durch die Freiburger Jazzgeigerin Sylvia Oelkrug und den lettischen Akkordeonisten Alekseys Maslakovs verstärkt. Die beiden sorgten mit ihren Soli immer wieder für musikalische Glanzlichter.

Neben dem rhythmischen Swing, zu dem die Zuhörer im Takt Füße und Köpfe locker mitbewegten, und den Chansons brachte das bestens aufgelegte Quintett auch die französische Spielart des Walzers, die Musette, zu Gehör.

Wurde diese Musik vor gut 100 Jahren vor allem in zwielichtigen Unterhaltungshäusern gespielt, sorgte die Tanzmusik im Innenhof einfach für beste Laune. Den Schlusspunkt markierte das populäre Stück "Dark Eyes". Natürlich forderte das Publikum nach diesem musikalischen Leckerbissen, bei dem wiederum die Jazzgeigerin ihr ganzes Können zeigte, Zugaben, die die fünf mittlerweile durchgefrorenen Musiker gerne gaben.

Cineastisch und musikalisch wurde das Publikum bei der anschließenden Filmvorführung nach Frankreich entführt. Allerdings bildete das Villinger Klima eher einen Kontrast zu den sonnenbeschienenen Hafenszenen in dem Film "Marius", der im Marseille der 30er-Jahre spielt. Dies hielt jedoch den harten Kern der Festivalgäste nicht davon ab, ihren Traum von Südfrankreichs Idyll unter sternklarem Himmel weiterzuspinnen. Mit dicken Decken und einem Glas Rotwein ließ es sich umso besser über die tragisch-komische Liebesgeschichte zwischen einem Kneipierssohn und der Tochter einer Fischhändlerin lachen.

Zum Glück war die Rarität der französischen Kinogeschichte mit deutschen Untertiteln versehen, denn die Späße des Marseiller Dialekts dürften wohl auch für manchen Französischlehrer etwas verwickelt gewesen sein. Die Schlussszene ließ den Filmhelden auf dem Dreimaster "Malaisie" in die weite Welt entschwinden – die See war wohl seine größte Liebe, gegen die weder Verlobte noch hiesige Temperaturen ankamen.

Manch ein Zuschauer wäre sicher lieber in wärmere Gefilde mitgesegelt, statt mit dampfendem Atem in die klare, aber kalte Septembernacht hinauszugehen.