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Porträt / Gerhard Vetter steht kurz vorm (Un-)Ruhestand

Am 7. Juli findet die Schwenninger Kulturnacht statt und vielleicht bestreitet an diesem Tag die deutsche Nationalmannschaft ein Weltmeisterschaftsspiel. Gerhard Vetter wird beides besonders genießen – dieser Tag ist nämlich der erste nach seinem letzten beruflichen Arbeitstag.

VS-Villingen. In Villingen-Schwenningen ist der 64-Jährige bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund und das liegt nicht nur daran, dass er am Bickeberg in Villingen aufgewachsen ist und heute in Schwenningen wohnt. Er hat eine Schwenningerin geheiratet, stand bei der Villinger FC 08- und DJK-Jugend und später beim Schwenninger Verein für Handballsport (VfH) im Tor. Er fühlt sich als echter VS-ler, liebt den Sport und engagiert sich bürgerschaftlich.

Doch der Reihe nach: Gerhard Vetter besuchte die Bubenschule (heute Karl-Brachat-Realschule) ließ sich nach der Mittleren Reife am Romäusgymnasium an der damaligen "Höheren Handelsschule" in Schwenningen (heute David-Würth-Schule) in Sachen Finanzen fit machen. 1973 begann er bei der Sparkasse die Lehre zum Bankkaufmann und blieb dem Kreditinstitut Zeit seines Lebens treu. Gleichwohl suchte er stets neue Herausforderungen. Er bildete sich an der hauseigenen Akademie zum Sparkassen-Betriebswirt weiter, arbeitete neun Jahre lang im Rechnungswesen. Es folgte ein Fernstudium zum Finanzberater. Von 1990 bis 1995 war er in der Schwenninger Filiale am Bärenplatz als Wertpapier-Spezialberater tätig, bevor er ins Vorstandssekretariat in der Hauptstelle in Villingen wechselte, dessen Leitung er 1998 übernahm. 2005 erfolgte der nächste Wechsel in den Bereich Öffentlichkeitsarbeit, und seit 2006 ist der vielseitige Banker zudem Pressesprecher der Sparkasse Schwarzwald-Baar. Schon als Neunjähriger war Gerhard Vetter, den seine Freunde "Gerd" nennen, häufig an der Seite seines Vaters bei den Sportkeglern der Betriebssportgruppe Kienzle anzutreffen.

Auch die Liebe zum Fußball hat sein Vater ihm mitgegeben. Seit der Jugend stand Vetter so felsenfest im Tor, dass er in die Schwarzwald- und die südbadische Auswahl berufen wurde. Er hielt zunächst für den FC08 und die DJK Villingen, später auch für den damaligen Sportclub Schwenningen und dann für den FSV. Mit 21 Jahren entdeckte er Handball für sich. "Da wird der Torwart komplett anders gefordert als beim Fußball", erklärt Vetter im Rückblick seine Begeisterung, die er zunächst beim BSV Schwenningen auslebte, dann beim VfH, der sich 1987 vom BSV herauslöste und 1993 – mit 38 Jahren – schließlich bei der TG Schwenningen, mit der er in die Verbandsliga aufstieg. "Den Wechsel haben mir damals einige nicht verziehen", erinnert sich Gerhard Vetter, der im TG-Vorstand bald den Posten des Kassenwartes übernahm.

Und plötzlich Südstadtclown

Nach Ende seiner aktiven Laufbahn blieb er dem Verein als sportlicher Leiter und Torwart-Trainer erhalten, bevor er als Trainer zum VfH zurückkehrte, wo auch seine beiden Söhne zu seinen Schützlingen zählten. Der Sport hat für Gerhard Vetter bis heute einen hohen Stellenwert. Im Keller seines Hauses in Schwenningen hat er seit über 30 Jahren einen Trainingsraum eingerichtet, den noch häufiger als bisher zu besuchen er sich im Ruhestand vorgenommen hat. An der Schwenninger Fasnet 1988 kam es zu einer für die Familie Vetter "folgenschweren" Begegnung mit den Villinger Südstadtclowns. "Wir hatten uns alle vier als Clowns verkleidet und wurden gefragt, ob wir beim Umzug nicht gleich mitlaufen wollen", erzählt Gerhard Vetter, der schon als Kind von Zirkusclowns fasziniert war. Das war der Beginn seiner 23-jährigen Vorstandszeit bei den Südstadtclowns.

Acht Jahre war er deren Vorsitzender. Vor vier Jahren beendete er seine Tätigkeit in verantwortlichen Posten, ist seither als Ehrenvorsitzender für den Verein aber stets zur Stelle und manchmal mit der ganzen Familie – einschließlich Schwiegertöchtern und mittlerweile auch einem Enkel – als Clown bei den Umzügen dabei.

Wer nun glaubt, Gerhard Vetter hätte jetzt keine Ehrenämter mehr, der irrt. Nach zehn Jahren (2006 und 2016) als zweiter Vorsitzender des Sportverbandes eilte er seinem Freund Heinz Messner 2009 zur Seite, der 2006 den Verein gegen Hagelabwehr gründete und übernahm die Schriftführung. Seither kämpft er mit darum, jährlich rund 140 000 Euro herbeizuschaffen, um in den Sommermonaten den Hagelflieger losschicken zu können. Seit zwölf Jahren hat es nicht mehr nennenswert gehagelt – "Wir glauben an die Wirksamkeit des Silberjodids", sagt Vetter. Er freut sich auf seine Freizeit, die er ab August offiziell als Rentner genießen kann. Dann wird er mit seiner Frau Karin weiter die Welt erkunden, noch mehr fotografieren und endlich Spanisch lernen.