Sie wollen, dass sich an der Situation im Innenring etwas ändert: Wolfgang Federer (von links), Patricia Meusel und Claus Herr. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Innenring-Anwohner wollen nach tödlichen Unfällen mobile Geschwindigkeitsmessung beantragen

Die Anwohner im Innenring pochen weiter auf Konsequenzen aus den tödlichen Motorradunfällen vor drei Wochen. Nun soll ein Antrag an die Stadt eingereicht werden.

VS-Villingen. "Ich habe mich wahnsinnig über die ersten Aussagen der Stadt und der Polizei geärgert." Patricia Meusel wohnt seit rund einem Jahr im Benediktinerring und hat den zweiten tödlichen Unfall mit dem 24-jährigen Biker, der wenige Meter nach ihrer Haustüre verunglückt ist, mitbekommen. "Ich habe zuerst das Schleifen gehört und dann den Aufprall."

Auch deshalb ist es der gebürtigen Villingerin wichtig, auf die Zustände im Innenring aufmerksam zu machen, die man bei den Behörden nach eigenen Angaben als nicht dramatisch sieht. "Die Autos stehen an der Ampel vor den Oberen Tor nebeneinander, haben sich verabredet und nutzen die Ampel teilweise als Startsignal", erzählt sie. Von einem weiteren Anwohner habe sie erfahren, dass diese Rennen im Innenring erst beendet sind, wenn es am Theater am Ring einspurig wird, "dort müssen sie dann abbremsen." Trotz der Hinweise aus der Bürgerschaft sahen sowohl Stadt und Polizei, so hatten sie auch gegenüber dem Schwarzwälder Boten betont, bislang keinen Handlungsbedarf.

"Rechtsfreie Zone"

Auch Claus Herr, der direkt in der Kurve wohnt, in der der 24-Jährige nach einem verunglückten Wheelie gegen einen Laternenmast geprallt war, bestätigt dies. Er bekomme es mit, wenn die Autofahrer die Kontrolle über ihre Fahrzeuge verlieren und gegen den Boardstein knallen. "Das ist für mich eine rechtsfreie Zone!"

Aus Sicht von Wolfgang Federer – Anwohner aus der Hafnergasse, der auf rückwertigen Hausseite die Zustände auf dem Innenring miterlebt – habe die Raserei im dortigen Bereich "in den vergangenen zehn Jahren sukzessive zugenommen". Federer: "Die schalten drei oder vier Mal hoch – selbst, wenn man die Gänge nicht ausfährt, dann haben die mindestens 80 Stundenkilometer drauf!"

Die Situation habe sich, so hat es Anlieger Stephan Niggemeier wahrgenommen, nach den schrecklichen Unfällen für knapp zwei Wochen beruhigt. "Aber seit dem vergangenen Wochenende ist es wieder schlimmer geworden", berichtet er.

Umso schlimmer findet Meusel, dass auf die Hinweise hinsichtlich der Rennen von Stadtverwaltung und Polizei keine Reaktion kam. "Wir fühlen uns dabei nicht ernst genommen!" Deshalb wolle man nun auf offiziellen Wegen für eine Verbesserung der Situation sorgen. Vor allem, weil es sich um eine innerörtliche Strecke handelt, an der sich Schulen und einige Fußgängerüberwege befinden.

Belege sind notwendig

Bernd Lohmiller, SPD-Stadtrat und Kriminalbeamter, der von Meusel zum Anwohner-Gespräch eingeladen wurde, machte in dem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass es aus polizeilicher Sicht keinen Unfallschwerpunkt gibt. "Als Anwohner müssen Belege geschaffen werden, dass hier Handlungsbedarf besteht", erklärt er. Auch Lohmiller habe die Situation in diesem Bereich im Blick. Denn die Stadt hatte angekündigt, dass im Bereich des Kindergartens und der Klosterringschule – unabhängig von den tödlichen Unfällen – Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. "Ich habe deshalb beantragt, dass hier Messungen durchgeführt werden sollen", so der Stadtrat.

Denn nicht nur er, sondern auch die Anwohner wissen: Ein Tempolimit alleine ist nicht wirksam. "Was nutzen die Schilder, wenn sich keiner daran hält", sagt Federer.

Genau aus diesem Grund, so waren sich die Anwohner einig, soll mit einem entsprechenden Antrag an das Bürgeramt der Einsatz eines mobilen Messgerätes gefordert werden. Damit könne, je nach Ausführung, nicht nur angezeigt werden, ob die Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs sind, sondern ebenso Daten über die Geschwindigkeiten erhoben werden. Dies diene wiederum dazu Beweise dafür zu sammeln, dass im Innenring regelmäßig mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren wird.

Erst dann könne seitens der Stadt reagiert werden. Denn Lohmiller betont: "Wenn die Motorradfahrer alleinbeteiligt verunglücken, hat die Stadt keine Handhabe." Welche Maßnahmen anschließend durchgeführt werden könnten, um Abhilfe zu schaffen, müsse dann im nächsten Schritt noch ausführlich diskutiert werden. Klar ist für die Anwohner aber: Es muss etwas getan werden.