Es geht in jedem Fall weiter bei der Firma Roth. Die Frage ist aktuell mit wem und mit wie viel Personal. Foto: Bantle

Größter Arbeitgeber in Fischbach muss wohl Stellen abbauen. Gespräche in Sachen Übernahme.

Niedereschach-Fischbach - Der größte Arbeitgeber im Ortsteil Fischbach, die Firma Valentin Roth GmbH ist insolvent. Betroffen sind knapp 50 Arbeitsplätze. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Florian Götz aus Villingen-Schwenningen bestellt.

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Götz, dass die Gründe für die Insolvenz darin liegen, dass ein Großkunde seine Aufträge stark reduziert hat, was zu einem Umsatzrückgang geführt habe, der von der Firma nicht aufzufangen war. Zumal das Unternehmen kurz zuvor kräftig in den Betrieb investiert habe, unter anderem auch in eine kostenintensive und zukunftsfähige EDV-Struktur. Nach der Reduzierung des Großauftrages waren die Umsatzrückgänge mit den vorhandenen Liquiditätsreserven nicht mehr aufzufangen, so Götz.

Drei Interessenten

Positiv sei, dass es bereits drei Interessenten gibt, welche die Firma gerne übernehmen möchten. Bis geklärt sei, wer diesbezüglich zum Zuge komme, laufe der Geschäftsbetrieb weiter. Die aktuelle Auftragslage sei gut. Götz führt bereits Gespräche mit den Interessenten, verbunden mit der Zielsetzung, bis zum 1. Juli alles klären zu können. Sein Ziel bei den laufenden Gesprächen sei es, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden können. Wahrscheinlich sei jedoch, dass es nicht mit voller Mannschaftsstärke weitergehen wird. Konkretes lasse sich dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Die Firma Roth wurde 1960 vom im August 2019 verstorbenen Fischbacher Valentin Roth gegründet. Aus kleinsten Anfängen hat sich die von Roth gegründete Firma zum größten Arbeitgeber in Fischbach und einem wichtigen Gewerbesteuerzahler entwickelt und hatte auch schwierige Zeiten zu überwinden. So lief es in der Zeit der Firmengründung eine Weile so schlecht, dass sich Roth ernsthaft mit dem Gedanken trug, wieder aufzuhören und irgendwo eine Beschäftigung zu suchen. Es war damals seine Frau, die ihn zum Weitermachen überredete.

Die Entwicklung der Firma Roth war durchaus typisch für einen Familienbetrieb. Als Ein-Mann-Betrieb machte sich Mechanikermeister Valentin Roth im elterlichen Haus mit der Herstellung von Drehteilen selbstständig. Am Anfang wurde auf gebrauchten Maschinen (Petermann, Tornos) produziert. Die ersten Kunden kamen aus dem regionalen Umfeld zum Beispiel Kienzle Apparate. Relativ schnell war der vorhandene Platz zu eng, so dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein vorhandenes Lagergebäude ausgebaut werden musste.

Insolvenzverfahren am 1. Juni 2020 eröffnet

Die Auftragslage wurde immer besser, und schon bald stellte Valentin Roth mit der Fischbacherin Hilde Günter die erste Mitarbeiterin ein. 1963 wurde der erste Langdrehstromautomat gekauft. Immer bodenständig, heimatverbunden und bescheiden, gepaart mit Umsicht und Weitsicht entwickelte sich die von Roth geführte Firma. Das Produktionsspektrum und der Kundenstamm wurden erweitert und damit einhergehend wurde am ursprünglichen Standort im Fischbacher Vogelsang baulich mehrfach erweitert. Zudem übernahm Roth die Firma Fuß in St. Georgen. Höhepunkt der Firmenentwicklung war 1991 die Umsiedlung des Betriebes ins Fischbacher Gewerbegebiet. Dort wurde im Sommer 2004 erneut erweitert. Die drei bisherigen Standorte im Vogelsang in Fischbach, in Sankt Georgen und im Gewerbegebiet Fischbach wurden dann 2005 vereint. Die Produktionsfläche stieg von 1500 auf 3500 Quadratmeter.

Damals übergab Valentin Roth die Geschäftsleitung an seine beiden Söhne, denen er aber nach wie vor beratend zur Seite stand. Mehrfach zertifiziert, bildete die Firma seit 1980 auch selbst aus.

Das Amtsgericht Villingen-Schwenningen Insolvenzgericht hat nun mitgeteilt, dass die Firma Roth betreffend, vertreten durch den Geschäftsführer Reinhard Schnell, das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung am 1. Juni 2020 eröffnet wurde. Die voraussichtlichen Kosten des Verfahrens seien durch die vorhandene freie Masse gedeckt. Die Insolvenzgläubiger werden aufgefordert, Insolvenzforderungen bis zum 6. Juli 2020 beim Insolvenzverwalter schriftlich anzumelden.