Behringer (Oliver Moumouris) wird im absurden Drama "Die ­Nashörner" von Eugène Ionesco als einzig überlebender Mensch ausgestellt. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Saisoneröffnung im Theater am Ring mit beeindruckender Inszenierung der Landesbühne

Eröffnet wurde die neue Saison im Theater am Ring in Villingen mit dem absurden Drama "Die Nashörner" von Eugène Ionesco.

VS-Villingen. Zur Saisoneröffnung begrüßte der Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier und der Intendant von der Württembergischen Landesbühne Esslingen, Friedrich Schirmer, das Publikum.

Der Klassiker wurde bereits 1959 uraufgeführt, doch das Stück ist zeitlos und hochaktuell. Es beschreibt die Verwandlung einer ganzen Stadt mit Individuen, in eine Herde von Nashörnern. Nichts ist mehr so wie vorher. Zunächst wird die Existenz der Nashörner geleugnet, um später sich selbst in eines zu verwandeln.

Die Bühne ist eine große Treppe mit viel Theaternebel, auf der die Darsteller mal oben und mal unten sind. Die Nashörner sind nie zu sehen. Sie sind bedrohlich anzuhören mit ihrem dröhnenden Hufen, und sie werden hörbar immer mehr und lauter, bis sie zur Mehrheit, zur Masse werden und alles zerstören. Die gesellschaftliche Sprache ist unnötig, leer und sinnlos.

Der Chef namens Schmetterling (Achim Hall) betatscht die hübsche Sekretärin Daisy (Barbara Dussler). Abstrus sind die Syllogismen des Logikers (Florian Stamm). Die linken Parolen Wissers (Ulf Deutscher) hindern ihn nicht daran, zu den Nashörnern überzulaufen. Stech (Ralph Hönicke) erklärt diese, geht ihnen aus dem Weg und wird schließlich freiwillig zum Nashorn. Der gestrenge Wisser (Ulf Deutscher) verwandelt sich ebenfalls und Freund Hans (Tobias Ulrich) wechselt verbal und äußerlich die Seiten.

Behringer (Oliver Moumouris) ist ein Jedermann, der versucht durch das Leben zu kommen. Er, der Außenseiter und Alkoholiker fürchtet, auch er wird zum Nashorn. Doch er widersteht dem Zwang zur Konformität. Er glaubt sogar an eine internationale Solidarität. Irgendwann bleibt er allein und einsam zurück und wird ausgestellt, denn er ist der letzte Mensch, der nicht kapituliert vor der Masse.

Ein ernstes Thema mit makabren Stellen, tiefgründig und spannend. Oliver Moumouris als Behringer war ein großartiger Charakterdarsteller. Auch Tobias Ulrich verwandelte sich als Hans überzeugend in ein Nashorn. Die Darsteller spielten perfekt ihre teilweise verschiedenen Rollen. Der Klangteppich war passgenau zugeschnitten.

Das Publikum applaudierte begeistert. Dies war ein niveauvoller Saisonauftakt, der mit einem Umtrunk beschlossen wurde, zu dem das Kulturamt mit Oberbürgermeister Jürgen Roth eingeladen hatte.