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Porträt / In Klaus Richters Leben passt keine Langeweile / Mit dem Motorrad um die Welt gefahren

Er ist Vater von vier Söhnen und Hausmann, Stadtführer und Klinikclown, Schauspieler, Fastnachter und Abenteurer – in Klaus Richters Leben passt viel hinein, nur keine Langeweile. "Ich bin ein Unruhefiedle", sagt er.

VS-Villingen. Dabei fing sein Leben "ganz normal" an. Er wurde in Villingen geboren, wuchs am Bickeberg auf und ging zu Kienzle Apparate in die Lehre, um Feinmechaniker zu werden. Damals schon stellte sich für ihn die Frage: Das soll ich ein Leben lang machen? In der Bickebergschule hatte er mit Begeisterung Theater gespielt, deshalb bewarb er sich bei vier staatlichen Schauspielschulen. "Aber keine nahm mich. Man sagte mir: An Ihrer Sprache müssen sie noch arbeiten", erzählt Richter, der den Villinger Dialekt unverkennbar bestens beherrscht.

Also blieb ihm zunächst doch "nur" der Beruf des Feinmechanikers, zuerst bei Kienzle, später in der Musterwerkstatt von Thomson und Brandt. Der Fortbildung zum Industriemeister folgte von 1989 bis 1991 eine Auszeit. Mit dem Motorrad und einem Freund fuhr er fast drei Jahre lang um die Welt. Nach seiner Rückkehr gründete er 1992 zusammen mit Michael Maier und Thomas Viebrans die Firma VMR, Hersteller von Mustern und Prototypen aus Kunststoff und Metall. Das Trio agierte erfolgreich, bald zählte man 73 Mitarbeiter. Das Unternehmen floriert nach wie vor und inzwischen in Mönchweiler. Vor drei Jahren verkaufte Klaus Richter aber seine Anteile. Das habe er von Anfang an angekündigt, sagt der 56-Jährige, denn "ich habe noch so viele andere Dinge vor". Welche das sind, verrät er nicht. "Was ich im Kopf habe, bleibt da drin, bis ich es gemacht habe".

"Die mit der Leiter" heiß ersehnt in jedem Stüble

Auf seinem persönlichen Projektkonto steht indes schon einiges. Seit 1994 ist er mit Anselm Säger, Andreas Messmer und später auch mit Alex Brüderle "Die mit der Leiter" und an der Villinger Kneipenfasnet in jedem Stüble heiß ersehnt. "Manch findiger Wirt lädt unsere Frauen ein, nur um sicherzugehen, dass wir kommen", sagt er und lacht. Fastnacht, das ist für ihn "Identität, ich lebe mit dem Brauchtum". 20 Jahre lang stand er auf der Zunftballbühne, will sich inzwischen aber nicht mehr schon Wochen vor Weihnachten mit dem Thema Fasnet befassen. "Die beginnt am 6. Januar und nicht früher". Und die Vorbereitungen für die Tour durch die Kneipen? "Uns reicht eine Woche zum Texten und Requisiten Bauen und das schon seit 15 Jahren". 20 Jahre lang war Klaus Richter auch Trommler des Spielmannszugs der Stadt- und Bürgerwehrmusik. Inzwischen geht er mit seiner Frau Silke und seinen vier Söhnen an der Fasnet aber lieber ins Häs.

Die Familie lebte bis vor zehn Jahren in der Zinsergasse. Aus dem Projekt "Wir suchen uns ein Wochenendhäuschen im Grünen" wurde zu einem Komplettumzug. Zunächst verbrachte man den ganzen Sommer in einem ungedämmten und unbeheizten Bauernhaus ohne Bad, dann wurde ein Zirkuswagen gemietet, um die Restaurierung des Hauses mitzuerleben, schließlich siedelte die ganze Familie ins abgelegene "Röthenloch" zwischen Unterkirnach und der Friedrichshöhe. Während seine Frau berufstätig ist und für das Familieneinkommen sorgt, ist Klaus Richter Hausmann. Er kocht, backt, putzt, hegt Schafe, Hühner und Gänse, pflegt den Nutzgarten samt Kartoffelfeld, erntet den eigenen Honig und beaufsichtigt die Hausaufgaben noch von zwei Söhnen. Auch Holz muss er regelmäßig "machen", damit es die Familie warm hat. Um sich für seine Exkursionen vorzubereiten, joggt er durch die Natur vor der Haustür bis zu "vier Mal nach Vöhrenbach runter und wieder rauf – ich habe mein eigenes Fitnessstudio".

Sein Steckenpferd ist und bleibt die Schauspielerei

Sein Steckenpferd ist und bleibt aber die Schauspielerei. Im vergangenen Jahr war er beim Bürgertheater "Romeo und Julia" dabei und auf der Ruine Waldau der Brandner Kaspar. Das Theater am Turm hat ihn auch schon angefragt – aber: "noch habe ich dafür keine Zeit". Klar, denn es gibt ja noch so viel anderes zu tun. Klaus Richter sagt sich: "Wenn du was im Kopf hast, dann mach’s – morgen kann es schon zu spät sein".

2012 wanderte er mit der ganzen Familie zehn Wochen lang über die Alpen, erst kürzlich, wir berichteten, bestieg er mit zwei Freunden in Alaska den Sechstausender "Denali". Er lebe auf der Sonnenseite des Lebens, sagt er und bezeichnet sich als Glückskind, das schon drei Sechser im Lotto hatte: "meine Frau, unser Hof und meine Gesundheit".