Dunkel und kalt, da mag man nicht einmal einen Hund vor die Türe jagen. Am Villinger Bahnhof aber lässt die Deutsche Bahn ihre Kundschaft nach 22 Uhr – gezwungenermaßen – im Regen stehen. Die Bahnhofshalle ist dann zu. Foto: Eich

Sachbeschädigungen nach Saufgelagen. Bahnhof bereits vor dem letzten Zug um 22 Uhr geschlossen.

Villingen-Schwenningen - Vandalen sowie "feiernde und saufende Menschen" sind laut Bahnsprecher Martin Schmolke dafür verantwortlich, dass Reisende ab 22 Uhr am Villinger Bahnhof frieren müssen.

Das Bahnhofsgebäude schließt um 22 Uhr. Doch draußen, an den Gleisen, herrscht dann immer noch Betrieb. Reisende kommen an oder fahren ab oder stehen bei Eiseskälte mit schweren Koffern und Taschen manchmal beträchtliche Zeit an den im wahrsten Sinne zugigen Gleisen. Selbst um 0.30 Uhr zum Beispiel erreicht noch ein IC aus Offenburg den Villinger Bahnhof, oder um 23.29 Uhr bietet sich freitagabends noch die Fahrt nach Offenburg oder für Fernreisende sogar bis Hannover an.

Wer sich aufgrund langer Wartezeit oder etwa im Winter durchaus nicht unüblicher Verspätungen zwischendurch im Trockenen aufwärmen möchte, den lässt die Deutsche Bahn in Villingen jedoch ganz tatsächlich im Regen stehen. Während andernorts, beispielsweise auch im benachbarten Stadtbezirk Schwenningen, das Bahnhofsgebäude geöffnet ist, bis der letzte Zug gefahren ist, sind in der Zähringerstadt um 22 Uhr die Pforten dicht. Bemerkenswert: Am Villinger Bahnhof stehen zwei Fahrkartenautomaten, einer davon in der Bahnhofshalle. Ist diese zugesperrt und funktioniert der außenstehende Automat nicht – was dann und wann durchaus vorkommt – hat der zahlungswillige Bahnkunde ein Problem: Im Zug findet kein Fahrkartenverkauf statt.

"Wir machen das sehr ungern", sagt Martin Schmolke von der Bahn-Presseabteilung im Gespräch mit unserer Zeitung zu der Misere. Der Bahn sei durchaus bewusst, dass all das für ihre Kundschaft eine deutliche "Komforteinbuße" darstelle.

Warum sie trotzdem zur unpopulären Schließzeit wechselte? "Weil vandalistisches Volk uns dazu zwingt", betont Schmolke. Gerade während der letzten eineinhalb Stunden des Tages wäre die Bahnhofshalle als Partymeile für ausufernde Gelage missbraucht worden. "Da wurden Scheiben zerschlagen", Flaschen herumgeworfen und ausgeleert, "saufende Menschen" hätten sich dort aufgehalten, "so dass es keine Aufenthaltsqualität für Kunden mehr gab". Ganz zu schweigen vom erheblichen finanziellen Aufwand für Reparaturen und Reinigungsarbeiten, verursacht durch ständige Sachbeschädigungen. Bahnhofsbetreuer und Kunden hätten sich ebenso über die unhaltbaren Zustände beschwert wie das arg strapazierte Reinigungspersonal. Also handelte die Bahn und machte schließlich, erstmals vor rund einem Jahr, die Schotten schon um 22 Uhr dicht, obwohl noch viel später Züge am Villinger Bahnhof verkehren.

Der Erfolg, so Schmolke, gebe der Bahn Recht: "Seither ist Ruhe, die Vandalismusschäden sind fast auf Null zurückgegangen."