Kommunalpolitiker, Verwaltungsmitarbeiter und Interessierte aus Deutschland und der Schweiz kamen zur Abschlusskonferenz des Projektes Demografie-Netzwerk im Landratsamt. Unter ihnen auch einige Bürgermeister und der Landtagsabgeordnete Karl Rombach. Rechts Winfried Kösters, der Impulse gibt. Fotos: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Demografie: Christian Amsler: "Aber wir packen es jetzt an" / Guido Wolf: "Ein sehr anspruchsvolles Projekt / Abschlusskonferenz

"Es war eine hohe Herausforderung für den Kreis, die politischen Mandatsträger sensibel zu machen für das Thema Demografie" sagt Landrat Sven Hinterseh.

Schwarzwald-Baar-Kreis. In einem Film zum Thema "Demografiestrategien als politsches Steuerungselement" äußert sich auch Jürgen Roth. Der Bürgermeister von Tuningen hat erkannt: "Auch eine Gemeinde braucht eine Demografiestrategie."

Zur Abschlusskonferenz des Projektes Demografie-Netzwerk erschienen die Partner im Interreg-Projekt: Regierungspräsident Christian Amsler vom Kanton Schaffhausen, der überzeugt ist, dass der Sommer noch ein wenig dauern wird, obwohl er kalendarisch bald enden soll. "Die demografische Entwicklung ist ein ganz großes Thema überall, ganz Europa ist betroffen. Jetzt packen wir die Chance an", erklärte Amsler, der ebenso wie Sven Hinterseh die Verbundenheit des Landkreises mit dem Kanton Schaffhausen betonte. Es sei, so Amsler, ein Thema, das die Bevölkerung von Schaffhausen noch lange beschäftigen werde. "Irgendwie ist es nicht fünf vor zwölf, aber wir müssen uns auf den Weg machen." Allerdings seien auch Unterschiede deutlich geworden, beispielsweise beim Thema Pflegeversicherung.

Weitere Projektpartner des Landkreises sind die Städte Singen sowie die Gemeinden Königsfeld und Tuningen, die ebenfalls Demografie-Strategien entwickelten. "Wir haben viel voneinander gelernt. Es ist eine beeindruckende Vielfalt an Themen", sagte Hinterseh. Direkt mit den Bürgern gesprochen wurde im Kanton Schaffhausen und im Schwarzwald-Baar-Kreis. Dort gab es Veranstaltungen in Hüfingen, Furtwangen und Villingen-Schwenningen. Viele Ideen entstanden seit dem Auftakt im Jahr 2012 und dem Beschluss der Strategie ein Jahr später. Die Beratungsstelle Alter & Technik sowie Smart Home Living entstanden, Herausforderungen für den Tourismus wurden erkannt.

"Wir sind ganz gut unterwegs. Dieser Prozess hat sich gelohnt", fasste Hinterseh zusammen.

"Der demografische Wandel ist voll im Gang, der Zug rollt", sagte Europa- und Justizminister Guido Wolf in seiner Ansprache zum Thema demografischer Wandel. Aber eine wichtige Etappe sei nun mit der Abschlusskonferenz vollzogen. "Diese Projekte können sich sehen lassen und ich freue mich, dass wir sie über Interreg fördern können", erklärte Wolf. Den demografischen Wandel sieht er als "wichtiges ambitioniertes Thema", das die Lebenswelt ähnlich wie die Digitalisierung verändern werde. Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung wachse schneller als der der jüngeren. Immerhin sei die Geburtenrate angestiegen. Momentan erlebe man eine "Renaissance der Familie". Und während jüngere Menschen in die Städte zögen, ältere dort wegen der Ärzteversorgung ebenfalls lebten, sei der ländliche Raum zunehmend attraktiv für junge Familien. "Es gibt eine älter werdende Bevölkerung, die mobil geworden ist", sagte der Europaminister. Der Anschluss an die digitale Welt sei heute überlebenswichtig, außerdem brauchbare Angebote für Kultur und Sport. Die demografischen Herausforderungen im Tourismus nannte Wolf "zentral". Beispielhaft sei die Tourismuskonzeption "Ihr Demografieprojekt ist ein sehr anspruchsvolles, weil es genzenüberschreitend ist", so das Urteil von Guido Wolf. Es sei Pionierarbeit geleistet worden. Wie anschließend in Kurzfilmen bei der Vorstellung von Demografiestrategien gezeigt wurde, hat Sozialdezernent Jürgen Stach das Gespräch mit Ortsvorstehern gesucht und sie nach Problemen mit der demografischen Herausforderung gefragt. Klaus Martin war einer von ihnen. Er habe, so der Ortsvorsteher von Obereschach im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, das als sehr hilfreich empfunden. Die älteren Menschen wollten am Ort und in ihren Wohnungen bleiben, dieses gelte es möglich zu machen, nannte er einen Aspekt, um den es ging.