Andreas R. Budde. Foto: Hess

Es stehen nun angeblich auch Ermittlungen gegen den Vater an.

Villingen-Schwenningen - Der Hess-Skandal ist um eine weitere, unschöne Facette reicher: Nun soll auch gegen den Aufsichtsrat Jürgen Hess, den Vater des geschassten Vorstandes Christoph Hess, wegen Kapitalanlagebetrugs und Insolvenzverschleppung ermittelt werden.

Staatsanwalt Peter Lintz bestätigte die Ermittlungen gegen ein Aufsichtsratsmitglied gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). Laut F.A.Z handele es sich bei dem Aufsichtsrat »dem Vernehmen nach« um den Sohn des Firmengründers, Jürgen Hess. Damit stehen nun acht Beschuldigte aus dem Konzern im Fokus. Indes hat sich eine weitere Veränderung ergeben: Der Hess AG Vorstand Till Becker hat sein Amt abgegeben, neuer Vorstand ist Andreas R. Budde.

Beckers Aufgabe war es, ein Restrukturierungs- und Sanierungskonzept zu erstellen. Dieses liegt vor, seine Aufgabe sei damit erledigt. Der Posten des Vorstandes wurde nun mit Andreas R. Budde besetzt. Der Interimsmanager mit Schwerpunkt Sanierungen und Restrukturierungen, ist Gesellschafter des Unternehmens Management Consulting Berger & Budde GmbH in Calw. Die Vita des 65-Jährigen ist bemerkenswert. In diversen Firmen, darunter der Schuhhersteller Salamander, war er bei Sanierungen in führenden Positionen.

Ganz von der Bildfläche verschwindet sein Vorgänger Becker aber nicht – er hat viele Gespräche mit potenziellen Investoren geführt und will die vorläufige Insolvenzverwaltung als Berater während eines Bieterverfahrens begleiten. Fusion, Verschmelzung, Übernahme, Endstation?

Wohin die Reise mit Hess geht, ist unklar. Indes wird gemunkelt, wer als Investor in Betracht käme. Immer wieder in Verdacht: die Leuchtenfirma Osram, mit der es eine strategische Partnerschaft für Neuentwicklungen bei LED-Modullösungen gibt. Auch ein Schweizer Leuchtenhersteller, zu dem enge Kontakte bestehen, käme in Frage. "Ich kann dazu noch gar nichts sagen", meint Unternehmenssprecher Marco Walz. Und klar ist: Mögliche Erwerber scheuen vermutlich das Risiko einer Haftungsklage, das damit verbunden wäre.

Auch, ob die AG bei Hess als gesellschaftsrechtlicher Mantel erhalten bleibt, ist offen. Würde es sie nicht mehr geben, würde damit nicht nur Buddes Engagement als Vorstand enden, sondern schauten auch Anleger in die Röhre: Wer sein Vermögen auf Hess-Aktien setzte, würde dann "im worst case leer ausgehen", gibt Walz zu.