Knöllchen zum Weihnachtsfest? In den Augen von Stadtrat Ernst Reiser ist das längst nicht die einzige Unsitte des städtischen Ordnungsamtes. Foto: Holschneider Foto: Schwarzwälder Bote

Regulierung: Private Fasnetsaktionen in Oberer und Niederer Straße sollen sterben

Villingen-Schwenningen (cos). Der Gemeinderat der Freien Wähler, Ernst Reiser, hat die Faxen dicke. Das "Verhalten des städtischen Ordnungsdienstes" vor allem während der zurückliegenden Fasnet lässt in seinen Augen jegliches "Fingerspitzengefühl" vermissen. Dies trieb den Nordstettener Kommunalpolitiker nun dazu, mit dem Bürgeramt der Stadtverwaltung in einer schriftlichen Stellungnahme nach Art eines Leserbriefs ordentlich abzurechnen.

Bierbank könnte bei Massenpanik den Fluchtweg behindern

Und dabei lässt Ernst Reiser kaum ein Vorkommnis aus. Schon in der Vergangenheit fiel dem Nordstettener so einiges negativ auf – "während einer Heiligabend einer kirchlichen Heiligabendmesse brachte es dieses Amt schon fertig, an den dabei auf dem Münsterplatz abgestellten Autos der Kirchenbesucher Bußgeldbescheide anzubringen", schreibt er beispielsweise und ahnt, dass den Betroffenen damit "ihre festliche Weihnachtsstimmung kräftig verdorben" worden sei. Auch am Fasnetmendig 2017 sei der städtische Ordnungsdienst losgeschickt worden, um bei Parkzeitüberschreitungen die betreffenden Autofahrer zur Kasse zu bitten. Sein drittes Beispiel: Bei der Feier zur urkundlichen Ersterwähnung von Tannheim, als auf Einhaltung der Sperrzeit gepocht worden ist, anstatt großzügig eine Freinacht anzuberaumen. Für Reiser lassen diese drei Beispiele nur einen Schluss zu: "Selbst an den höchsten Feiertagen in unserer Stadt werden auf Teufel komm raus Bußgelder eingetrieben."

Bestätigt sah er sich in diesem Eindruck nun während der Fasnet 2018. Bereits seit 30 Jahren biete eine Gruppe von Fastnachtern auf eigene Kosten den Umzugsteilnehmern in der Oberen Straße eine "flüssige Wegezehrung" an. "Für diese tolle und eigentlich schon traditionelle Fasnachtsaktion wird auch eine simple Bierbank benötigt und diese hat bisher auch noch niemanden gestört." Nun aber komme der Ordnungsdienst als "Spielverderber" ins Spiel und habe verlangt, die Bierbank zu entfernen und diese ganze Fastnachtsaktion an der nächsten Fasnet auch überhaupt nicht mehr zu veranstalten.

Auch eine weitere Gruppe von privaten Narren habe das strenge Bürgeramt hart getroffen: In der Niederen Straße haben diese zwei kleine Stehtische aufgestellt, "welche dem städtischen Ordnungsdienst ein Dorn im Auge waren". Schließlich würden sie – ähnlich wie die Bierbank im bereits geschilderten Fall, bei einer Massenpanik den Fluchtweg behindern und müssten deshalb weichen. Ganz abgesehen davon, dass die erforderliche Sonderbenutzungsgenehmigung für das Aufstellen der beiden Stehtische nicht vorliege.

Zum Lachen war dem Nordstettener angesichts dieser strengen Regulierungen ganz offensichtlich nicht zumute. Trotzdem eignet sich sein Fazit nahezu für eine närrische Parodie des Themas: "Natürlich wurden bei diesen begangenen ›schweren Straftaten‹ die jeweiligen ›Tatorte‹ und auch die beteiligten ›Täter‹ von den übereifrigen Ordnungshütern aus ›Beweisgründen‹ aus allen möglichen Perspektiven in aufwendiger Weise fotografiert. Dabei wurde ein Aufwand gemacht, der üblicherweise so intensiv nur bei besonders schweren Kapitalverbrechen betrieben wird", rügte Ernst Reiser, der um das Potenzial seiner Stellungnahme für "Witze oder Lachnummern" aus VS weiß, "allerdings ist den Betroffenen dabei das Lachen gründlich vergangen".