Lotte Steidle fühlt sich in Gegenwart von Kamin Chune bestens aufgehoben. Foto: AWO Seniorenzentrum Foto: Schwarzwälder Bote

Pflege: Lamin Chune sieht seine Zukunft in der Altenpflege

VS-Schwenningen. Pflegenotstand und Flüchtlingskrise sind zwei Begriffe, die aktuell vor allem eine problemorientierte Sichtweise auf komplexe Sachverhalte in unserer Gesellschaft ausdrücken. Die Geschichte von Lamin Chune beschreibt die Perspektive eines jungen Geflüchteten, der seine berufliche Zukunft in der Altenpflege sieht.

"Lamin Chune kam nach einer langen Odyssee als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Gambia Anfang 2016 in unsere Einrichtungen des AWO Ortsvereins Villingen-Schwenningen", erzählt die für Lamin zuständige Sozialarbeiterin Jana Grieb. "Zu Hause mit dem Tode bedroht, war und ist Deutschland seine Zukunft. Entsprechend unternahm er alles, was möglich war, um in seiner neuen Heimat Fuß zu fassen", berichtet Grieb weiter. Lamin ging sehr gerne und verlässlich in die Schule und lernte fleißig die deutsche Sprache. Auf Grund seiner allgemeinen Verbindlichkeit konnte er bereits im August 2016 in das Betreute Jugendwohnen der AWO ziehen.

"Lamin zeichnet sich besonders durch seine frische, stets freundliche und offene Art aus und konnte sich somit schnell in die deutsche Kultur und die Strukturen der Einrichtung integrieren." Das Erlernen der deutschen Sprache sei ihm durch seinen Fleiß leicht gefallen. Dementsprechend habe er große schulische Erfolge erzielt und bereits nach nur einem Jahr im Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf einen hauptschulähnlichen Abschluss inklusive B1-Niveau in Deutsch erreicht.

Als Lamin in Deutschland ankam, war er sich sicher, er würde einmal KFZ-Mechatroniker werden. So absolvierte er mehrere Praktika in diesem Bereich, die ihn begeisterten und in denen er auch erfolgreich war. Aber er wollte zudem noch etwas anderes kennenlernen und so absolvierte er ein weiteres Praktikum im AWO Seniorenzentrum Am Stadtpark. "Der Berufszweig Altenpflege fesselte ihn dann derart, dass er seine ursprünglichen Pläne über den Haufen warf und in diesem Sommer mit der Ausbildung zum Altenpflegehelfer an der Albert-Schweitzer-Schule in Villingen begonnen hat", berichtet Grieb. Autos schrauben sei für ihn nun kein Thema mehr, "denn Menschen sind mir wichtiger", sagt Lamin.

Lotte Steidle, 98 Jahre alt, ist von Lamin sehr angetan. "Ich liebe ihn", schwärmt die hochbetagte Heimbewohnerin von ihrem großgewachsenen Helfer. "Er ist so hilfsbereit und freundlich", erzählt die Seniorin dankbar. "Natürlich ist es auch für das Pflegeteam eine Herausforderung, mit sprachlich und kulturell anders geprägten Kollegen zu arbeiten", sagt Einrichtungsleiter Martin Hayer. "Entscheidend ist jedoch, dass die Herzenssprache stimmt. Vieles andere kann man ja mit dem nötigen Fleiß und genug Geduld lernen", so Hayer weiter.