Tagtäglich eilen Hunderte an dem unscheinbaren Häuschen vorbei. Künftig sollen sie hier verweilen und spannenden Lesestoff mit nach Hause nehmen. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Lions Club schenkt der Doppelstadt ihr erstes öffentliches Bücherregal

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen. Scheinbar unbeobachtet und unscheinbar wie ein graues Mäuschen liegt das kleine Häuschen in der Oberen Straße in bester Lage seit Jahren brach – doch jetzt soll ihm neues Leben eingehaucht werden: Der Lions Club Villingen will darin ein öffentliches Bücherregal einrichten.

"Viele andere Städte haben so etwas und es funktioniert. Warum nicht auch in Villingen?" Das haben sich die Clubmitglieder schon unter dem damaligen Präsidenten Martin Geisinger gefragt. "Es hat sich wieder zerschlagen, weil es vermutlich zu teuer wäre und wir keine passende Örtlichkeit hatten", schildert der heutige Lions Club Präsident Robert Göhring im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dabei lag das Gute greifbar nahe: Jedes der Clubmitglieder ging vermutlich unzählige Male an dem unscheinbaren, sichtlich mitgenommenem Häuschen in der Oberen Straße vorbei, ohne je Notiz davon zu nehmen. Im zweiten Häuschen, ein paar Meter weiter Richtung Oberes Tor, dort verweilte man freilich hin und wieder um Fotos anzuschauen. Doch das brach liegende Pendant dazu blieb unbeachtet. Erst Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier, seines Zeichens selbst Clubmitglied, brachte den Stein ins Rollen und die Idee, das Häuschen in der Oberen Straße zu reaktivieren.

Nun ist es amtlich: Die Stadt richtet das kleine Häuschen her, ein richtiges Schmuckstück soll es werden – Fensterbauer Summ sorgt für neue Fenster, eine Glastür wird eingebaut, entsprechende Beleuchtung und der Korpus erhält einen schicken anthrazit-farbenen Anstrich. Und dann wird dem noch im Dornröschenschlaf liegenden Häuschen – vielleicht schon zu Ostern – eine prominente Rolle zuteil: Es wird Villingen-Schwenningens erstes, öffentliches Bücherregal.

Soll heißen: In dem Häuschen wird ein zweigeschossiges Rondell aufgestellt, das der Lions Club mit Lesestoff füllt. Jedermann darf dann hineingehen, sich eine Lektüre aussuchen oder auch selbst Bücher mitbringen und hineinstellen. Die Mitnahme eines Buchs ist dabei völlig kostenlos. "Wir hoffen, dass jemand, der sonst keinen Zugang zu Büchern hat, auf diesem Weg vielleicht zum Lesen kommt", schildert Göhring die Idee, die landauf, landab längst viele Nachahmer gefunden hat. Angst vor Vandalismus? Nein, sagt Göhring, die habe der Lions Club nicht: "In anderen Städten funktioniert das doch auch!"