Niedereschacher Mitglieder des Standortmarketings informieren sich bei Jutta Böing aus Unterkirnach

Niedereschach (alb). Die Tourismusentwicklung am Beispiel Unterkirnachs war Thema bei den Mitgliedern des Arbeitskreises Standortmarketing in Niedereschach. Jutta Böing referierte.Böing ist Leiterin der Touristinformation in Unterkirnach. Sie stellt gleich zu Beginn klar, dass das Wesentlichste im Fremdenverkehrsbereich die Erarbeitung eines Tourismuskonzepts erarbeitet werden müsse.

Hierzu gehört zunächst eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Tourismusinfrastruktur in der Gemeinde und darauf aufbauend müsse die Frage beantwortet werden, ob und wo es sich lohne zu investieren. Dazu gehört eine entsprechende Zielgruppenanalyse in der geklärt wird, wer angesprochen werden soll. Dies können Familien, Erholungssuchende, Sportbegeisterte, Geschäftsreisende oder andere Gruppen sein.

Böing betonte, dass es viele Trends im Tourismus gebe. Man müsse jedoch nicht alles mitmachen. Manche Trends schlössen sich auch aus (zum Beispiel ein Heilbad). Man müsse sich eben entscheiden. Es gebe zahlreiche Beraterbüros, die auch bei der schwierigen Ansiedlung eines Hotelbetriebes helfen könnten.

Böing empfiehlt, genau darauf zu schauen, was bei den Bestandserhebungen, selbst geleistet werden kann, da die Honorarkosten nicht unbeträchtlich seien. Eine "Stärken-Schwächen-Analyse" sollte jedoch auf alle Fälle von einem externen Fachbüro objektiv durchgeführt werden.

Weiter berichtete Böing von den Umwälzungen im Schwarzwaldtourismus in den vergangenen 30 Jahren. Noch in den siebziger Jahren sei es so gewesen, dass die Gäste mit dem Zug oder Bus in Unterkirnach angekommen seien und dann auf die Unterkünfte verteilt wurden. Dort seien diese dann drei Wochen geblieben. Die Ferienwohnungen hatten einen einfachen Charakter. Heute liege die durchschnittliche Aufenthaltsdauer des Schwarzwaldgastes 2,6 Tage und es sei schwierig, die strukturellen Änderungen, wie die Ansprüche an Ferienwohnungen anbelangt, den insbesonders älteren Ferienwohnungsvermietern nahezubringen.

Mit der zentralen Zimmervermittlung in Unterkirnach zeigte sich Böing nicht so glücklich. Klar sei, dass lediglich eine eigene Buchungsseite, zum Beispiel auf der Homepage, bei weitem nicht ausreiche. In Unterkirnach habe man sich für ein eigenes Buchungssystem entschieden, da zahlreiche Vermieter nicht online, sondern nur per Fax und Telefon erreichbar seien. Dies binde jedoch viel Personal der Gemeinde, da oft hinterher telefoniert werden müsse, was dann wiederum viel Zeit in Anspruch nehme. Diese wolle der Anfragende in der Regel nicht zur Verfügung stellen.

Im Tourismusbereich beschäftigt die Gemeinde Unterkirnach neben Böing noch eine weitere Kraft der Dualen Hochschule zu 100 Prozent sowie eine Halbtags-Schreibkraft. Böing empfahl, die Zimmervermittlung trotz der zu entrichtenden Provision an eine externe Organisation zu vergeben, da diese im Endeffekt kostengünstiger und darüber hinaus auch viel professioneller arbeite. Als Beispiele für solche externe Buchungssysteme nannte sie "Schwarzwald.de" oder "Lohospo". Auch die Möglichkeiten über die Homepage der Schwarzwald Tourismus GmbH erwähnte sie.

Sofern ein Tourismuskonzept vorliege könne auch ein Tourismusverein eine tragende Rolle beim Fremdenverkehr übernehmen. Es müssten dann jedoch klare Absprachen erfolgen, was der Verein, was die Gemeinde und was ein Externer leisten müsse. Naturgemäß sei der Einsatz der Gemeinde im Tourismus von einer überragenden Bedeutung.

Als man in Unterkirnach vor wenigen Jahren feststellte, dass das Hapimag, das 50 Prozent der Übernachtungen in der Gemeinde stemme, immer mehr abbaue, sei man offensiv auf die Schweizer Geschäftsführung zugegangen. Man konnte diese von den erforderlichen Investitionen überzeugen. Die Gemeinde begleitete diese Vorhaben intensiv. Unter anderem habe man auch einen Coach eingeschaltet.