Silvia Aberle, eine Nachfahrin der jüdischen Familien Bikart und Bloch, besuchte Villingen-Schwenningen. Foto: Aberle Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Silvia Aberle besucht Orte ihrer Vorfahren in Villingen und Schwenningen

Villingen-Schwenningen. Kürzlich war Silvia Aberle, eine Nachfahrin der jüdischen Familien Bikart und Bloch, in Villingen-Schwenningen zu Gast. Aberle ist die Tochter von Margot Bikart, die mit zwölf Jahren gemeinsam mit ihren Eltern vor den Nationalsozialisten aus Schwenningen floh. Sie wanderten nach Argentinien aus und bauten sich in Buenos Aires unter schwierigen Bedingungen ein neues Leben auf.

Aberle, die seit einigen Jahren in Deutschland lebt, war nun erstmalig auf Einladung des Oberbürgermeisters zu Besuch in der Heimatstadt ihrer Mutter und Großeltern. Dabei begab sie sich in Villingen und Schwenningen auf die Spuren ihrer Vorfahren, wie die Stadtverwaltung mitteilt. Sie besuchte Orte, die mit der Geschichte der Familie verbunden sind, wie das Haus in Schwenningen, in dem die Bikarts vor der Flucht lebten.

Ihre Mutter ging auf die Gartenschule in Schwenningen und ihre Großmutter war Schülerin der St. Ursula Schule in Villingen. Auch diese Orte besuchte Aberle während ihres Aufenthalts.

Neben den Stadtrundgängen gehörten auch ein Empfang bei Oberbürgermeister Rupert Kubon, ein Treffen mit Vertretern der Kirchen und ein Besuch im Franziskanermuseum zum Programm von Silvia Aberle in Villingen-Schwenningen.

Gespräche mit Schülern

Bei zwei Gesprächen mit Schulklassen in Schwenningen und Villingen erzählte Aberle von der Geschichte ihrer Familie und ihren Erfahrungen als Zeitzeugin der zweiten Generation. Darüber hinaus besuchte sie auch das Grab ihrer Urgroßeltern in Gailingen am Hochrhein an der Schweizer Grenze.

Am Freitagabend folgte schließlich eine Fahrt zur jüdischen Gemeinde nach Rottweil, um dort zum Beginn des Sabbats Gottesdienst zu feiern.

Für Silvia Aberle war der Besuch eine bewegende Erfahrung. Während sie lange kaum etwas über die Herkunft ihrer Familie wusste, konnte sie jetzt mehr über das Leben der Familie vor der Flucht erfahren und die Orte der Kindheit ihrer Mutter kennenlernen.

"Das Leben geht weiter, aber die Geschichte und die Erinnerungen werden an die nachfolgenden Generationen immer weitergegeben", beschreibt Silvia Aberle ihre Erfahrung als Nachfahrin von Überlebenden des Holocausts.

Umso wichtiger war jetzt der Aufenthalt in der Heimatstadt ihrer Familie. Die Zeit in der Stadt sei sehr schön gewesen und sie werde sie in guter Erinnerung behalten, sagte Aberle am Ende der Woche.

Die Fotos vom Besuch werden natürlich auch nach Argentinien geschickt, so dass ihre inzwischen 93-jährige Mutter und ihre Geschwister den Besuch in Villingen-Schwenningen miterleben können.